Das Grauen von Bookerhole - Ein Fantasy-Thriller (German Edition)
über Cecilia erfahren.
Vor vierzehn Monaten hatte seine Frau Linda ihn mitsamt seines dreijährigen Sohnes verlassen und die Scheidung eingereicht. Es war nur eine Formalität gewesen. Seitdem hatte es keine Liebe mehr für Stanley gegeben, zu tief kauerten Enttäuschung und Kummer. Linda hatte einen Kaufmann kennengelernt, der Tabakpflanzungen in Amerika hatte. Das war eine bessere Partie als ein Mann, der täglich achtzehn Stunden arbeitete und nachts schlecht schlief, weil er sich mit seinen Mandanten identifizierte und seine Arbeit ernst nahm.
Es war eine hässliche Trennung gewesen, die Stanley eine Weile in tiefste Depressionen geschleudert hatte. Alkohol, Raufereien, ein verbotenes Duell, das er gewann, Weiber und Selbstmitleid.
Bei alledem war er stets ein guter Anwalt geblieben, jemand der tagsüber seine Arbeit tat und nachts nach einem Sinn suchend durch die Schenken streifte.
Es dauerte eine Weile, bis er begriff, daß Linda und er einfach nicht füreinander bestimmt gewesen waren. Es hatte nie zwischen ihnen gefunkt, war nie zu einer Vertrautheit gekommen, wie er sie schon nach kurzer Zeit bei Cecilia gespürt hatte.
Viele Nächte hatte er um seinen Sohn geweint, denn er wußte, daß er ihn nie wiedersehen würde.
Dann vertrockneten auch diese Tränen. Mit beißendem Mut und zerrender Kraft widmete Stanley sich seinem Beruf. Im nächsten Jahr würde Thomas Dombey ihn zum Partner ernennen. Das bedeutete Ansehen, Reichtum und – viel wichtiger – mehr Zeit für eine Frau, die er lieben und verwöhnen wollte.
Die Pferde scheuten und der Kutscher fluchte.
Stanley schreckte aus seinen Gedanken hoch. Er musterte den Konstabler und fragte: „Warum tun Sie das?“
Bennings Schweineäuglein glitzerten. Er schwieg.
„ Sie nehmen Wärter und Krankenpfleger ins Gewahrsam ...“ Vor ihnen fuhren noch drei weitere Kutschen, allesamt mit Zeugen beladen. „... und lassen die Kranken alleine zurück.“
Benning grunzte. „Es wird eine Menge Verhöre geben, Sir! Lange, entnervende Verhöre. Wer möchte dabei schon von Schreien, Kichern und was weiß ich gestört werden, he?“
„ Die Kranken werden hungern!“
„ Unsinn ... schon morgen werden die meisten Pfleger ihren Dienst wieder aufnehmen können. Diese Irren sollen ihre Klappen halten und schlafen!“
„ Sie sind ein Monster ...“
„ Und Sie sind ein dummer Mann, Sir. Sie legen sich mit mir an und vergessen, daß ein Gentlemen sich so nicht benimmt. Sie versuchen mich dafür verantwortlich zu machen, dass man diese Irren in Kisten sperrt oder an Wände kettet. Was, Mister Hard, würden Sie denn tun? Jeden der Irren permanent bewusstlos schlagen? Sich von diesen Chaoten angreifen lassen? Wie wollen Sie sich vor denen schützen?“
„ Wie wollen Sie meine Verhaftung begründen?“
„ Das lassen Sie meine Sorge sein!“
„ Sie machen einen großen Fehler, Konstabler. Sie schießen übers Ziel hinaus.“
„ Wollen Sie mir schon wieder drohen?“, fuhr Benning hoch. Der Schlagstock klatschte in seine linke Handfläche. Schweiß rann dem Mann unter der Kopfbedeckung hervor.
„ Sie sind nicht nur ein Monster, sonder auch ein kranker Mann!“
„ Machen Sie ruhig weiter so. Sie treffen Ihre Beleidigungen vor Zeugen. Das wird Ihnen den Hals brechen, Mister Hard. Sie werden nie wieder das Recht in Frage stellen. Man wird Sie beugen und Sie werden dem Lordoberkanzler die Gamaschen küssen!“
Stanley lachte gereizt. „Ihrem Schwiegervater, ich weiß! Mann, da können Sie lange warten.“
„ Wissen Sie, Männer wie Sie sind der Tod unserer Gesellschaft. Sie rühren in Töpfen, aus denen Sie Ihre Finger lassen sollten. Sie können nicht akzeptieren, verstehen Sie? Sie sind Anwalt und es ist Ihre Pflicht, ihren Mandanten zu schützen. Sie verdrehen das Recht, um für Ihren Mandanten das Beste herauszuholen. Darüber mag man geteilter Meinung sein, aber wenn das Urteil gefällt wurde, haben Sie gefälligst Ihre Klappe zu halten und sich dem zu beugen. Die Obrigkeit, Mister Hard, die Gesetzesmacht, ist der Zusammenhalt unserer Gesellschaft! Wir brauchen keine Revoluzzer. Dieses Land braucht keine gottverdammten Revoluzzer!“ Er schrie fast und Speichel spritzte von seinen Lippen.
Stanley spürte, wie die Männer an seinen Seiten sich duckten und verkrampften. Sie fürchteten Benning, das war deutlich.
Der Konstabler schob den Schlagstock in seinen Gürtel, und seine Hände zitterten wie Espenlaub. Seine Augen glitzerten.
Er ist ein
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