Das Grauen von Bookerhole - Ein Fantasy-Thriller (German Edition)
erinnerte sich an das Böse, daß man ihm angetan hatte und an den Schwur, den er leistete. Getrieben von Rache hatte er sich erst mit kleinen Geistern versucht, hatte seine Magie nur unvollständig genutzt. Er war immer besser geworden, vollständiger. Die Menschen an denen er sich rächte, krochen vor ihm und winselten, baten, er möge seine Dämonen zurücknehmen, aber er tat es nicht. Er weidete sich am Schmerz und an seiner Macht.
Er beauftragte am Anfang nur unvollständige Kreaturen, verwachsene Wesen mit mehreren Augen, vielen Gliedmaßen, warzig und gekrümmt, schleimige Monster, die grunzten und hechelten und deren lange Zungen sich wie tückische Schlangen zwischen spitzen Zähnen wanden.
Aber er wurde besser, vollständiger !
Er arbeitet auf sein Ziel hin.
Cecilia!
Sie war sein Meisterwerk.
Cecilia! Sie war das Werkzeug seiner Rache an Estella Bettencourt.
Sie hatte ihn gequält, ihm seine Familie genommen, seine Achtung, seinen Mut, seine Kraft, sein Leben. Estella Bettencourt, diese Ausgeburt der Hölle, dieses düstere Wesen, die ihn davonjagte wie einen Hund, war auf dem Schiff gestorben. Für Den Träumer war es ein hartes Stück Arbeit gewesen dieses Schiff zu verfluchen, viele Stunden Mühsal, die seinen Geist fast gelähmt hatten. Das Ergebnis hatte ihm bewiesen, wie sehr seine Fähigkeiten gewachsen waren.
Wen interessierten die vierundneunzig anderen Menschen, die ebenfalls ertrinken mußten?
Estella Bettencourt war tot und nur das zählte. Ihr Mann, ein gutmütiger Trampel, war auch gestorben und das tat dem Träumer schon fast leid, denn er hatte diesen Mann gemocht.
Aber die wahre Aufgabe stand noch bevor.
Zuerst würde sein Meisterwerk – CECILIA! – ihr menschliches Gegenstück töten, denn es war alles nach Plan gelaufen. Estellas Tochter hatte gelitten, hatte einen ausgiebigen Blick in die Schwärze tun dürfen - nun war es an der Zeit, das Kind zu erlösen.
An ihre Stelle würde sein Meisterwerk
CECILIA!
treten. Niemand würde den Austausch merken. Sie wäre die Urmutter aller Kreaturen, die in Zukunft für eine angemessene Ordnung sorgen würden.
Er gab sich seiner Sehnsucht hin und schwebte auf blutroten Wolken, als ein Blitz seine Gedanken spaltete. Er zuckte aufschreiend hoch, stierte desorientiert um sich und spürte den eisigen Schweiß, der seine Haut bedeckte.
Ratten huschten erschrocken davon, so schnell, daß sie vertikal an den Wänden der winzigen Hütte in Richtung Ausgang strebten, ihre pelzigen Körper durch Ritzen quetschten. Die Themse trug ihren fauligen Atem in die jämmerliche Behausung.
Der Greis schwang seine Beine vom feuchten Strohlager und erhob sich. Gefahr hatte ihn geweckt, hatte ihn gewarnt! Seine Instinkte vibrierten!
Barfuss stieg er über Berge von Büchern, mit fremdartigen Utensilien gefüllten Beuteln, kleinen Karaffen, Schachteln mit getrockneten Insekten und mit Federkiel beschriebenen Pergamenten. Er riss die unterarmlange Pfeife von der Wand und stopfte sie schnell mit Opium.
Dieses Elixier würde ihm zeigen, was geschah, würde seine Kraft verdreifachen.
GEFAHR!
Ja, es war an der Zeit, Cecilia Bettencourt endlich zu töten, nicht zu warten, sondern eilig zu handeln – bevor die GEFAHR ihm einen Strich durch die Rechnung machte.
Es war an der Zeit, Cecilia, sein Meisterwerk, wieder zu erwecken.
Er zog an der Pfeife, schloss seine Augen und traf eine Entscheidung.
Sogar in einer Institution wie Bookerhole erbarmte sich die Nacht der Kranken. Sie streckte ihre Fühler aus und spendete den geschundenen Seelen alptraumgepeinigte Ruhe.
Durch die Mauern und die vergitterten Fenster drang Feuchtigkeit und legte sich wie der Atem des Bösen auf die unzureichend bekleideten Körper der Weggeschlossenen.
Cecilia Bettencourt träumte.
Sie schlenderte über den Markt am New Cut, ein Vergnügen, das sie sich regelmäßig gönnte. Sie traf ihre Freundin Mary, mit der sie plauderte und kicherte. Sie war gut gelaunt, denn sie hatte eine hübsche Puderdose eingekauft.
Aus einer Seitenstraße kamen zwei Polizisten. Sie hielten auf Cecilia und ihre Freundin zu, zückten Handschellen und verhafteten sie wegen Mordverdacht.
Vor Cecilias Augen verschwamm alles und Schweiß brach ihr aus. Was sollte dieser Unsinn? Sie konnte keiner Fliege ein Leid antun. Warum beschuldigte man sie des Mordes?
Mary machte sich hastig davon.
Passanten blieben stehen und gafften.
Cecilia beschloß, diesem unwürdigen Schauspiel ein Ende zu
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