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Das große Buch der Lebenskunst

Titel: Das große Buch der Lebenskunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Grün
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gilt auch für den Wachstumsprozess des Einzelnen. Nur wer geduldig ist mit sich selbst, wer warten
     kann, wird auch die Früchte seines Reifens ernten.
Die Arbeit und das Ego
    E s gibt zwei Sorten von Menschen: diejenigen, die die Arbeit machen. Und diejenigen, die den Ruhm
     beanspruchen. Versuche zur ersten Gruppe zu gehören; dort ist das Gerangel weniger schlimm.«
    Die Tochter eines berühmten Politikers, die selber hohe Leistungen aufzuweisen hat, hat dies gesagt: Indira Gandhi. Sie trifft sich in ihrer
     Einschätzung – über die Zeiten und Kulturen hinweg – mit einem anderen Menschenkenner.
    Schon der heilige Benedikt hat das nämlich in seiner Regel angeprangert. Wer mit seiner Arbeit Ruhm beansprucht, der ist nicht wirklich bei der
     Arbeit. Er benutzt die Arbeit, um sich in den Mittelpunkt zu stellen. Wer sich mit seiner Arbeit interessant macht und sich über die anderen stellt, der
     soll nach dem Willen Benedikts abgesetzt werden und eine andere Arbeit bekommen. Denn – so meint Benedikt – von seiner Arbeit gehe kein Segen aus. Seine
     Arbeit ist kein schöpferischer Prozess mehr, sondern nur noch Mittel zum Zweck. Es geht so jemandem immer nur um den eigenen Ruhm, um das eigene Ego.
    Indira Gandhi hat offensichtlich eine ähnliche Erfahrung gemacht. Die Menschen, die arbeiten, weil ihnen die Arbeit Spaß macht, weil sie mit ihrer
     Arbeit anderen dienen, die ganz in ihrer Arbeit aufgehen, ohne Nebenabsichten, die sind selten. Die meisten, die sich hinter ihrer Arbeit verstecken,
     verfolgen damit andere Zwecke. Entweder möchten sie sich unangreifbar gegenüber jede Kritik von außen machen. Oder aber sie möchten sich durch ihre
     Leistung Ruhm erwerben. Es geht ihnen nur um sich selbst, nicht um die Arbeit und nicht um die Menschen, denen sie mit ihrer Arbeit dienen und nützen
     könnten.
Abhängigkeit
    R uhmsucht ist das ständige Sichrühmen vor anderen. Alles tut man nur, um von den Menschen gesehen zu
     werden. Evagrius beschreibt die Ruhmsucht so: »Der Gedanke der Ruhmsucht ist ein recht schwieriger Geselle. Er entsteht gern in Menschen, die tugendhaft
     leben möchten. In ihnen weckt er das Verlangen, anderen mitzuteilen, wie schwierig ihr Ringen sei. Sie suchen damit die Ehre der Menschen. So gefallen
     sich solche Menschen z. B. dabei, sich vorzustellen, wie sie Frauen heilen … Sie stellen sich vor, wie Menschen an ihre Türe klopfen, die sie abholen
     möchten, um mit ihnen zu sprechen und sie drängen, mitzukommen, wenn sie zaudern.«
    In der Ruhmsucht denke ich ständig an die Menschen und ihre Meinung. Wie wirke ich auf sie? Finden sie auch gut, was ich tue? Ich bin nicht bei mir,
     ich mache mich abhängig vom Urteil der Menschen. Ja, ich denke mir immerzu aus, wie ich meinen nächsten Bühnenauftritt möglichst effektvoll gestalten
     kann, damit ich auch gebührend beklatscht werde. Natürlich tut uns allen gut, wenn wir anerkannt und bestätigt werden. Und es wäre Hybris, wenn wir
     meinten, wir seien von Anerkennung und Lob völlig unabhängig. Es geht nicht darum, völlig frei davon zu werden, sondern die Suche nach Anerkennung zu
     relativieren, so dass wir uns von ihr nicht abhängig machen.
Demut
    D er Altvater Poimen sagt: »Der Mensch bedarf der Demut und der Gottesfurcht wie des Atems, der seiner
     Nase entströmt.«
    Demut ist für die Mönche der Mut zur Wahrheit, der Mut, seine eigene Erdhaftigkeit, seine Menschlichkeit anzunehmen. Die Mönche testen einander in der
     Demut, um zu erfahren, ob einer wirklich ein Mann Gottes ist. »Ein Mönch wurde von den Brüdern vor Antonios gelobt. Da nahm er ihn vor und stellte ihn auf
     die Probe, ob er Beleidigungen er tragen könne. Als er feststellen musste, dass er sie nicht ertrug, sagte er zu ihm: Du gleichst einem Dorf, das zwar
     vorne schön geschmückt ist, hinten jedoch von Räubern verwüstet wird.«
    Die selige Synkletika sagte: »So wie es unmöglich ist, ein Schiff zu bauen ohne Nägel, so kann auch ein Mensch ohne Demut nicht selig werden«.
Lass dich nicht treiben
    D er Weg des Weisen besteht darin zu handeln. Aber nicht wie in einem Wettbewerb.« (Lao-Tse)
    Die Weisen aller Welt wissen darum, dass die Arbeit wesentlich zum Menschen gehört. Der Mensch ist von seinem Wesen her jemand, der handelt. Die Hand
     ist sein vornehmstes Organ. Mit der Hand formt er alles, was er in die Hand nimmt. Er gestaltet die Erde. Er sät aus und erntet. Er gibt dem Menschen die
     Hand. Handeln gehört zum Wesen der

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