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Das große Buch der Lebenskunst

Titel: Das große Buch der Lebenskunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Grün
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chinesisches Sprichwort besagt, dass die Angst an die Tür unserer Seele klopft: »Die Angst klopft an die Tür. Das
     Vertrauen öffnet. Niemand steht draußen.« Die meisten werden die Sorge an die Tür schicken, um zu öffnen. Das Klopfen der Angst verdrängt in uns allzu oft
     das Vertrauen. Es traut sich nicht an die Tür. Das Sprichwort will uns einladen, das Vertrauen, das trotz aller Angst auch in uns ist, öffnen zu
     lassen. Keiner von uns hat nur Angst, keiner hat nur Vertrauen. Wir haben immer beides. Es ist unsere Entscheidung, wen wir zum Türöffner machen. Wenn das
     Vertrauen öffnet, werden wir die befreiende Erfahrung machen können, dass niemand draußen steht. Es war nur die Angst unserer Seele, aber niemand in der
     realen Welt, der da an unsere Tür geklopft hat.
Verleidetes Leben
    E s gibt drei Sorten von Menschen: solche, die sich zu Tode sorgen; solche, die sich zu Tode arbeiten; und
     solche, die sich zu Tode langweilen.« Die Ironie dieses Satzes von Winston Churchill besteht darin, dass natürlich jeder weiß: Wie sehr wir uns auch mühen
     und abrackern und wie auch immer unsere Einstellung zum Dasein ist – wir alle werden sterben müssen, auf jeden Fall. Die Frage ist, wie wir die Zeit bis
     zum Tod gestalten. Wir können sie mit Sorgen, mit Arbeit oder mit Langeweile verbringen. Churchill selber war weder ein Grübler noch von Langeweile
     zerfressen. »Ich bin zu beschäftigt. Ich habe keine Zeit, mir Sorgen zu machen«, hat er einmal angemerkt. Aber das, was er gesagt hat, stimmt. Man kann
     sich wirklich zu Tode sorgen. Denn Sorgen, Arbeiten und Langeweile können auch in einem übertragenen Sinne direkt zum Tode führen: Wir können uns mit
     Sorgen das Leben verleiden und unser Leben hier schon abwürgen. Und wir können so viel arbeiten und uns so viel sorgen, dass wir ein frühes Sterben damit
     verursachen. Weder übertriebene Sorge noch zu viel Arbeit und vor allem nicht die Leere der Langeweile sind erstrebenswert, sondern ein angemessenes
     Leben, ein Sorgen und Arbeiten, das unserem Maß entspricht.
Gesundheitswahn
    V iele sind heute um ihre Gesundheit besorgt. Sie haben Angst, sie könnten Krebs bekommen oder einen
     Herzinfarkt erleiden. So kreisen sie um ihre Gesundheit und leben am Leben vorbei. Es ist sicher gut, sich um seine Gesundheit zu kümmern. Doch wenn die
     Gesundheit zur Ersatzreligion wird, wird die Sorge ein Ausmaß annehmen, das uns nicht mehr gut tun und auch unserer Gesundheit letztlich
     schadet. Menschen, bei denen sich alles um ihre Gesundheit dreht, werden erst recht krank. Die Sorgen zu lassen ist das beste Lebenselixier. Es dient
     unserer Gesundheit besser als das ängstliche Schauen, ob wir wirklich noch gesund sind. »Die meisten Menschen haben solche Angst zu sterben, dass sie ganz
     darauf gerichtet sind, den Tod zu vermeiden und dabei nie richtig leben.« Das hat Anthony de Mello gesagt. Die Angst vor dem Tod kann uns am Leben
     hindern. Dabei sollten wir nicht vergessen, was ein großer Arzt einmal mit leichtem Spott bemerkte: »Schließlich sterben wir alle nicht, weil wir krank
     sind, sondern weil wir leben.«
Falsche Opfer
    E s gibt eine große Gefahr für unsere Gesundheit: Wir sind so vom Ehrgeiz getrieben, dass wir gar mehr
     nicht auf unseren Leib und unsere Seele achten. Das betrifft nicht nur die Spitzensportler, die ihren Körper durch Doping ruinieren, weil sie die Besten
     sein wollen. Wenn unser Körper rebelliert, zwingen auch wir ihn oft genug durch Medikamente wieder zu Höchstleistungen. Wir opfern unsere Gesundheit auf
     dem Altar unseres Ehrgeizes. Der deutsche Philosoph Arthur Schopenhauer hat davor schon vor über 150 Jahren gewarnt: »Die größte aller Torheiten ist,
     seine Gesundheit aufzu opfern, für was es auch sei, für Erwerb, für Be förderung, für Gelehrsamkeit, für Ruhm.« Es sind die gleichen Ziele, für die auch
     heute Menschen ihre Gesundheit aufs Spiel setzen. Weil ihnen ihre Karriere wichtiger ist als das Maß, das für sie angemessen ist, nehmen sie in Kauf, dass
     sie an der Belastung krank werden. Gerade in Situationen der Überforderung braucht es das weise Maß, das der hl. Benedikt von seinen Mönchen
     fordert. Alles mit Maß zu ordnen heißt, die Extreme der Aufgeregtheit und Ängstlichkeit, des Argwohns und der Eifersucht zu meiden. Nur wer sein Maß und
     die Möglichkeiten – die eigenen und die der anderen – kennt, teilt seine Kräfte richtig ein. Nur wenn ich meine Grenzen nicht

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