Das große Buch der Lebenskunst
überschreite, werde ich
zur inneren Ausgeglichenheit und zum Einklang mit mir selber kommen.
Die Falle
W ir machen uns Sorgen um uns selbst: um unsere Gesundheit, unser Ansehen bei anderen Menschen, unsere
Zukunft in schwierigen Zeiten. Und wir machen uns auch Sorgen um die Menschen um uns herum. Es ist verständlich, dass sich Eltern um ihre Kinder sorgen,
wenn sie nicht die Wege gehen, die sie sich vorgestellt haben. Aber es gibt auch Menschen, die überall, wo sie sind, sich sofort um die anderen
sorgen. Manchmal sieht das nach Nächstenliebe aus. Doch es kann auch eine Falle sein. Teresa von Avila wusste um diese Falle. Von ihr stammt das
ungewöhnliche Gebet: »Erlöse mich von der großen Leidenschaft, die Angelegenheiten anderer ordnen zu wollen.« Teresa hatte offensichtlich die Tendenz, das
Leben anderer in Ordnung zu bringen. Jesus verweist sie auf sich selbst. Sie soll vertrauen, dass Gott auch für die anderen sorgt. Sie muss nicht alles
selbst erledigen. Vor allem weiß sie gar nicht, ob die anderen das überhaupt wollen, dass sie über ihre Köpfe hinweg Verantwortung übernimmt.
Jeder muss für sich selber sorgen. Wir können Menschen begleiten. Aber ihr Leben müssen sie schon selbst in Ordnung bringen. Teresas Haltung ermuntert
uns bei aller Anteilnahme am Schicksal anderer zur Gelassenheit. Auch in dieser Hinsicht können Heilige Vorbild für unseren heutigen Alltag sein.
Seelenmüll
W ir machen uns um vieles Sorgen. Und oft schlägt die Sorge in Kummer und Gram um, die uns belasten. Der
Humorist Mark Twain hat da seine eigene Erfahrung gemacht: »Ich bin ein alter Mann und habe viel Kummer gesehen, aber das meiste davon ist nie passiert.«
Mark Twain hat viele Menschen erlebt, die sich den Kopf zerbrochen haben, was ihr Leben zerstören könnte und was sie überfordern würde. Doch oft genug
entsprach dem Kummer in den Herzen der Menschen keine objektive Tatsache. Das deutsche Wort »Kummer« kommt vom mittelhochdeutschen »kumber«, das »Schutt,
Müll, Mühsal« bedeutet. Im Kummer belastet uns viel seelischer Schutt. Doch dem seelischen Müll entspricht oft kein Schutthaufen draußen in der wirklichen
Welt. Wir denken uns vielmehr die Hindernisse aus, die sich uns in den Weg legen könnten. Lachen befreit – auch von der Fixierung auf eigene
Ängste. Vielleicht sind sie nur ein Phantom. Die Erfahrung von Mark Twain könnte uns die Augen dafür öffnen. Vielleicht lassen wir umsonst das Herz mit
Kummer belasten. Lassen wir unnötige Ängste da, wo sie hingehören – auf dem Müll.
Sorgen können schwimmen
S orgen, das sind schlimme Gäste, kleben zähe, sitzen feste.« Das hat der Dichter Otto Julius Bierbaum
einmal konstatiert. Es gibt verschiedene Möglichkeiten mit solchen Gästen umzugehen. Viele können ihre Probleme nicht aushalten und sich mit der
Dauerpräsenz solcher Belastungen nicht abfinden. Sie stellen sich ihnen nicht, sondern möchten sie vernebeln oder im Alkohol ertränken. Der Schauspieler
Heinz Rühmann warnte vor dieser Methode. Sie ist unwirksam: »Sorgen kann man nicht in Alkohol ertränken – Sorgen können schwimmen.« Es braucht andere
Wege. Wer sie mit Alkohol verdrängen will, bekommt neue Sorgen. Er wird von der Angst geplagt, abhängig zu werden vom Alkohol und dann seine Arbeit zu
verlieren oder in seinem ganzen Lebenskonzept zu scheitern. Die Angst will er wieder mit Alkohol unterdrücken. Doch dann entsteht ein Teufelskreis, der
ihn in immer größere Sorgen und Ängste hineinführt. Ein wirkungsvoller Weg ist, den Sorgen mutig ins Auge zu schauen und sie Gott hinzuhalten. So finden
wir den Weg, mit den Sorgen angemessen umzugehen, ohne uns von ihnen bestimmen zu lassen.
Ein anderer Weg ist, aktiv mit Problemen umzugehen.
Otto Julius Bierbaum rät lakonisch:
»Musst ihnen nur hurtig den Rücken drehn;
Wenn sie dich bei der Arbeit sehn,
bleibt ihnen nichts übrig, als weiter zu gehn.«
Großer Wurf
K ein Leben verläuft nur wunschgemäß oder genau nach den Plänen, die wir uns machen. Und immer wieder
erfahren wir: Wir haben nicht alles in der Hand, so sehr wir uns auch anstrengen mögen. Es gibt Phasen im Leben, in denen uns die Probleme geradezu
erdrücken und trotz all unserer Bemühungen Lösungen nicht in Sicht sind. Zu allen Zeiten hat es das gegeben. So ist unser Leben nun einmal. Auch die Bibel
erzählt davon – und sie gibt auch einen Rat, wie damit umzugehen ist. »Wirf deine Sorge auf den
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