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Das große Buch vom Räuber Grapsch

Das große Buch vom Räuber Grapsch

Titel: Das große Buch vom Räuber Grapsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Pausewang
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bitte!"
    „Mach schon!", herrschte Grapsch Olli an. „Es wird schon hell, und mit dieser verdammten Tür auf dem Rücken kommen wir nicht so schnell vorwärts."
    „Dem nehm ich nichts ab", sagte sie.
    „Was?", fragte er verblüfft und starrte sie mit offenem Mund an. Aber da erschien am anderen Ende der Straße ein Polizist. Das Räuberpaar musste schleunigst verschwinden. „Danke, Frau Räuber!", rief der Brötchenjunge hinter ihnen her.
    Atemlos erreichten sie den Wald.
    „Und jetzt?", fragte Grapsch zornig. „Was sollen wir essen? Ich könnte Bäume annagen vor Hunger!"
    „So ein armes Kerlchen kann man doch nicht ausrauben!", schimpfte sie. „ Ich jedenfalls bringe das nicht fertig."
    „Und wovon sollen wir leben, wenn wir so edel sein wollen?", schnaubte er. „Ich bin Räuber von Beruf. Mach dir das mal klar!"

    „Ja", schluchzte sie, „jetzt merke ich erst, was das heißt. Von nun an geh du nur allein rauben. Ich geh nicht mehr mit. Mir bricht's das Herz. Außerdem will ich nichts mit der Polizei zu tun haben."
    „Das hast du schon."
    „Die Schuld hast du! Ohne dich hätte ich das mit der Ofentür und dem Schlüsselbund nie gewagt!"
    „Die Idee stammt von dir. Das wirst du doch wohl nicht abstreiten?"
    Sie blieb stehen und weinte.
    „Auch das noch!", schnaubte er. „Wir kommen ja überhaupt nicht mehr vom Fleck. Soll uns die Polizei erwischen?" Er schleuderte die Ofentür in die Blaubeersträucher, schubste die schluchzende Olli darauf, hob sich die Tür samt der Frau auf den Kopf und stampfte weiter.
    Die Sonne stand schon hoch, als sie in der Höhle ankamen. Olli hüpfte von der Tür, die Tür donnerte an die Höhlenwand, Grapsch warf sich ächzend auf das Heu. Auch Olli wühlte sich ins Heu. Der Hunger war beiden vergangen: Grapsch aus Ärger, Olli aus Kummer und Angst. Sie versuchten zu schlafen, aber sie konnten nicht. Sie drehten einander den Rücken zu und dachten nach und seufzten abwechselnd so laut, dass die Fledermäuse über ihnen zusammenzuckten. Ab und zu fuhr Olli zitternd hoch und lauschte: Kam da nicht schon jemand?
    Schließlich, um die Mittagszeit, als die Mücken vor dem Höhleneingang schwärmten, hörte sie ihren Grapsch doch noch schnarchen. Sie fand, dass es abscheulich klang. Sie wollte es nicht hören. So stand sie auf und machte sich an der Feuerstelle zu schaffen. Es musste ja etwas zu essen auf den Tisch. Ein paar Vorräte waren wohl noch da. Ab und zu warf sie einen grimmigen Blick auf den Räuber im Heuhaufen: Da lag er, ihr Mann, der so arme kleine Bürschchen beraubte, die sich nicht wehren konnten! Der so brave, unschuldige Leute wie sie, Olli, in Schwierigkeiten brachte! Da lag er und schnarchte und schämte sich nicht!

Polizei im Morast -daran gewöhnt man sich

    Plötzlich hörte Grapsch zu schnarchen auf und hob den Kopf. Obwohl ganze Büschel schwarzer Haare in seinen Ohren wucherten, konnte er sehr gut hören.
    Und jetzt hörte er Geräusche, die ihn hellwach machten: So knurrten keine Förster, so schnauften keine Holzfäller, so räusperten sich keine Pilzsucher! „Mach's Feuer aus, Olli", zischte er.
    „Aber ich will doch gerade Kaffee kochen!", rief sie. „Und Pfannkuchen backen -"
    „Mach sofort das Feuer aus!", befahl er. „Die Polizisten kommen. Sie dürfen keinen Rauch sehen."
    Da erstickte Olli die Flammen und kauerte sich zitternd in den finstersten Winkel der Höhle.
    „Nur Ruhe", brummte er. „Es passiert uns nichts. Sie kommen nur bis an die Sümpfe. In ein paar Stunden sind wir sie wieder los. Es ist jedes Mal dasselbe."
    Schon quäkte ein Lautsprecher durch den Wald. Grapsch erkannte die Stimme des Polizeihauptmanns Sieghelm Stolzenrück: „Ergeben Sie sich, Räuber Grapsch! Wir wissen, dass Sie hier sind. Jeder Widerstand ist zwecklos. Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus - samt der Frau, die bei Ihnen ist!"
    „Meinen sie mich?", wisperte Olli. „Das ist ja entsetzlich! Was werden die Leute sagen!"
    „Daran gewöhnt man sich", sagte Grapsch.
    „Mit Ihren Räubereien ist es jetzt aus!", tönte der Lautsprecher.
    „Habt uns erst mal", grinste Grapsch, langte sich aus seinem Schrank eine Hand voll Lakritze, zog Olli aus dem Winkel und sagte: „Da. Kau. Das beruhigt. Lass die sich dort draußen nur abstrampeln."
    „Geben Sie wenigstens die Ofentür heraus!", brüllte der Hauptmann wütend aus dem Lautsprecher.
    „Immer dasselbe mit dem guten Sieghelm", mampfte Grapsch. „Im Grunde ein patenter Kerl, aber er verliert zu

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