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Das große Buch vom Räuber Grapsch

Das große Buch vom Räuber Grapsch

Titel: Das große Buch vom Räuber Grapsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Pausewang
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stopfte ihn tief ins Heu, setzte sich auf einen der zwölf Stühle und dachte nach.

Beerensaft im Räuberbart

    Sie überlegte hin und her: „Wie können wir leben, ohne zu rauben und ohne zu verhungern ? Wie wär's, wenn Grapsch arbeiten ginge ? Aber was?"
    Ihr fiel ein, dass er gut mit der Axt umgehen konnte. Die Scheite flogen nur so in alle Richtungen, wenn er Holz hackte. Vielleicht konnte er als Holzhacker nach Juckenau gehen, für zehn oder zwölf Mark die Stunde? Damit konnten sie sich kaufen, was sie zum Leben brauchten.
    Nein, dachte sie traurig und schüttelte den Kopf. Das geht nicht. Die Polizei würde ihn sofort einsperren, wenn er sich in Juckenau sehen ließe.
    Sie dachte weiter nach. Ihr fiel der Zirkus ein. Grapsch als Gewichtheber und sie als Spaßmacherin? So ein Zirkus zog ja von Ort zu Ort. Sie brauchten sich nur in einem der Zirkuswagen zu verstecken, bis die das Juckener Ländchen verlassen hatten. Aber das war auch keine gute Idee. Denn Grapsch gehörte zum Rabenhorster Wald.
    Ohne Wald ist er unglücklich, dachte Olli. „Er muss in ihm wohnen bleiben!"
    War es wirklich nicht möglich, hier im Wald zu leben, ohne zu rauben?
    Sie seufzte, kochte sich einen Kaffee, griff dann nach dem Spaten, ging vor die Höhle und begann umzugraben. Ein Schmetterling gaukelte um ihren Kopf und ließ sich auf einer Brombeerranke im Dickicht nieder, die voll reifer Beeren hing. Olli bekam Appetit auf die Beeren. So ließ sie den Spaten fallen und pflückte sie. Und während sie aß, kam ihr ein großartiger Einfall: Können wir nicht vom Wald leben ? Sie dachte nicht nur an Holz und Hasenfleisch, sondern auch an Beeren, Haselnüsse, Bucheckern, Pilze, Kräuter und wilden Honig. Freilich, ein bisschen bescheidener würde es dann schon zugehen. Aber davor hatte sie keine Angst. Und schon lief sie in die Höhle und zupfte den Räuber am Bart. „Steh auf", rief sie. „Das Blumenbeet hat Zeit. Wir gehen Brombeeren pflücken." Grapsch war so überrascht, dass er ohne zu murren mitging. Er pflückte in den Putzeimer, sie in den Suppenkessel. Gleich bei der Höhle fingen sie an und gerieten nach und nach bis hinauf an den Wasserfall. Sie pflückte viel schneller als er, denn sie war im Pflücken geübt. Er aber hatte seine Mühe - nicht nur mit seinen großen Händen, in denen er die meisten Beeren zerquetschte, sondern auch mit seinem Bart. Der störte so sehr. Immer wieder blieb er an den Dornen hängen. Olli musste in die Höhle laufen und eine  Schere holen, um Grapsch zu befreien. Nachdem sie ihm die dritte Strähne abgeschnitten hatte, legte sie ihm den Bart in zwei Zipfeln rechts und links über die Schultern und band die Zipfel im Nacken zusammen. 

    Nun konnte er ungehindert pflücken. Aber sein Eimer war noch halb leer, als Olli ihren Kessel schon voll hatte. So half sie ihm, bis auch sein Eimer gefüllt war. Dann band sie ihm den Bart los.
    „Igitt, wie der klebt", sagte sie. „Und du bist ganz lila, vom Mund bis zur Lederhose."
    „Das lässt sich ändern", brummte der Räuber und stellte sich unter den Wasserfall, dass es nach allen Seiten spritzte. „Aber du hast ja vergessen, dich auszuziehen!", schrie Olli. „So erledigt sich alles in einem", sagte er gelassen. „Das ist praktischer. Komm du nur auch mit drunter."
    Er langte nach ihr, packte sie am Schlafittchen und hielt sie über sich. Das gab ein Gekreisch! Aber es dauerte nur eine kleine Weile, da wurde Gelächter daraus, hohes und tiefes Gelächter. Grapsch warf Olli in die Höhe und fing sie wieder auf, während ihm der Wasserfall oben in die Lederhose hineinrauschte und unten zu den Beinen wieder herausquoll. Das Wasser in dem winzigen Teich färbte sich violett. Und es wurde noch violetter, als sich Grapsch Mund und Lederhose mit Sand abrieb.
    Triefend, aber sauber kehrten sie in die Höhle zurück. Er trug Eimer und Kessel, sie trippelte zufrieden hinter ihm her. „Jetzt wird Marmelade gekocht!", rief sie. „Marmelade für den ganzen Winter. Tassilo, noch heute Nacht musst du Marmeladegläser und Zucker rauben gehen - je mehr, umso besser."
    „Du weißt aber auch nicht, was du willst", brummte der Räuber. „Gestern war's dir nicht recht, dass ich so viel Zeug mitgebracht hab. Heute soll ich plötzlich so viel wie möglich rauben."
    „Nur ein einziges Mal noch, ein allerletztes Mal", sagte Olli. „Denn wie soll ich sonst zu Zucker und Gläsern kommen? Wir brauchen doch die Marmelade für den Winter."
    „Ich raub dir

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