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Das große Buch vom Räuber Grapsch

Das große Buch vom Räuber Grapsch

Titel: Das große Buch vom Räuber Grapsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Pausewang
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Marmelade, so viel du willst", sagte Grapsch. „Das sollst du ja doch eben nichtl ", rief Olli. Grapsch starrte Olli mit offenem Mund an und schüttelte den Kopf. „Stimmt", sagte sie, „so ganz richtig funktioniert meine Idee noch nicht, nur vom Wald zu leben. Das geht eben nicht von heut auf morgen."
    „Mach dir jedenfalls keine Hoffnung drauf, dass ich von jetzt an jeden Tag pflücken gehe", knurrte Grapsch und stellte, kaum in der Höhle angekommen, mit lautem Knall Kessel und Eimer ab. „Dieses Fingergepittel und Gebüclce, das ist mir zuwider. Lieber reiß ich ein Dutzend Bäume aus oder raub den Juckenern ihren Kirchturm."
    Damit ließ er sich ins Heu fallen und schnarchte.

Muss das Gesammel sein ?

    Als es Nacht geworden war, weckte Olli den Räuber. „Zeit zum Rauben", sagte sie. „Jawohl, noch heute. Sonst werden mir die Brombeeren schlecht, und unsere ganze Pflückerei wäre umsonst gewesen."
    Nein, das wollte Grapsch nun auch wieder nicht. Und so machte er sich mit steifem Rücken auf den Weg. Noch vor Sonnenaufgang kam er mit einem Zentner Zucker und über hundert Gläsern in allen Größen zurück. Stolz reihte er sie auf dem großen Eichentisch nebeneinander.
    „Aber die sind ja noch voll!", rief Olli bestürzt. „Zwischen vollen und leeren Gläsern ist doch kaum ein Unterschied", sagte Grapsch. „Wo hätte ich denn leere herkriegen sollen ? Aus dem Supermarkt hab ich alle Gläser mitgenommen, die so ähnlich wie Marmeladegläser aussahen, egal, was drin war. Pass auf, gleich werden sie leer sein."

    Und schon löffelte er ein Glas nach dem anderen aus: neun mit Selleriesalat, sieben mit Rollmöpsen, fünf mit Nusscreme und elf mit sauren Gurken. „Halt", rief Olli, „du platzt ja gleich!"
    „Unsinn", mampfte Grapsch, „ich dehne mich aus und schnurre wieder zusammen, wie's gerade passt. Ich schaff's auch, eine Woche lang gar nichts zu essen."
    „Für heute hab ich genug Gläser, wenn ich die vom Senf mit dazu-nehme", sagte Olli und band sich ihre Schürze um. „Endlich biste zufrieden", seufzte Grapsch, warf sich ins Heu und schnarchte.
    Bald flackerte ein Feuer unter dem Kessel. Die ganze Höhle duftete nach Brombeeren und lockte unzählige Wespen an, die letzten Wespen des Herbstes.
    „Tassilo, wach auf", rief Olli um die Mittagszeit. „Du musst mir wieder ein paar Gläser leer essen. Und dann gehen wir noch einmal pflücken."
    Grapsch fuhr hoch. „Pflücken?", ächzte er. „Nein. Ich bin für so was nicht geschaffen. Und dann der Bart - wie der gestern gelitten hat!"
    „Also gut", sagte Olli versöhnlich, „dann sammelst du eben Pilze. Dabei kannst du die meiste Zeit herumgehen, und der Bart leidet auch nicht."
    „Pilze?", fragte Grapsch verblüfft, während er zehn Gläser mit Griebenschmalz ausschleckte. „Kann man die essen?"
    „Pilzgerichte sind was Köstliches", erklärte Olli. „Bei Oma Lisbeth in Juck am See gab es immer Pilze, wenn ich bei ihr zu Besuch war. Wir werden so viele Pilze sammeln und trocknen, dass wir genug Vorrat bis zum nächsten Herbst haben. Wir werden auch noch Haselnüsse sammeln und -"
    „Teufel noch mal!", schimpfte der Räuber, der jetzt eine Reihe von Sülzegläsern leerte. „Ich hör nichts anderes mehr als SAMMELN!"
    „Du schüttelst sie und trägst sie", sagte Olli, „und ich sammle sie auf. Ich hab's ja viel näher zum Boden als du. Einverstanden?" „Muss das Gesammel sein?", seufzte er.
    „Es muss sein", nickte Olli energisch. „Damit du nicht mehr rau..." In diesem Augenblick stach ihr eine der Wespen, die um den Kessel summten, in die Nase. Es war eine besonders große Rabenhorster Wespe.
    „Du unverschämtes Vieh!", brüllte Grapsch und schlug sie tot. Dabei traf er natürlich auch Olli. Sein Schlag war so gewaltig, dass sie in hohem Bogen ins Heu flog. Verstört beugte er sich über sie. „Warum bist du denn weggeflogen?", fragte er. „Ich hab doch nur die Wespe gemeint. Lebst du noch?"
    „Rühr die Marmelade, sonst brennt sie an", wimmerte sie. Nach einer Viertelstunde war ihre Nase so groß wie ein Schweinerüssel geworden, und ihre Augen waren zugeschwollen. Sie konnte fast nichts sehen. Sie hatte nun ein richtiges Ferkelgesicht. Aber schon kroch sie wieder aus dem Heu, nahm Grapsch den Rührlöffel aus der Hand und rührte weiter. Grapsch musste schallend lachen, als er sie ansah.

    „Machst du dich über mich lustig?", rief sie entrüstet. „Fort mit dir, in die Pilze, bis ich wieder abgeschwollen bin! Und komm

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