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Das große Doppelspiel

Das große Doppelspiel

Titel: Das große Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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entfernt. »Craig!« schrie sie, aber es war bereits zu spät.
    Er stand, schon bis zu den Knien im Wasser, neben Hare
an dem Zwillingsrohr. »Auf den Rumpf zielen«, schrie er.
»Den­ ken Sie an die Lachgastanks!«
    Die Junkers war über ihnen, Edge feuerte mit
allem, was er hatte. Das Doppelgeschütz hämmerte los, und
Geneviève sah, wie Martin Hare in die Luft gehoben und
zurückgeworfen wurde. Dann war Craig am Geschütz, riß
es herum, um der Junkers zu folgen.
    Es gab eine Explosion, die
fürchterlichste, die sie je miter­ lebt hatte. Die Ju
verwandelte sich in einem Sekundenbruchteil in einen gewaltigen
Feuerball, als ihre mit Stickstoffoxydul gefüllten Tanks wie eine
Bombe detonierten, und dann lande­ ten überall ringsum
Splitter des Flugzeugrumpfes im Wasser.

    Eine große Welle hob das Boot hoch. Es war schon gut fünf­ zig Meter von der Lili Marlen entfernt
und trieb schnell weiter. Geneviève sah, wie sich der Bug des
Schiffes aus dem Wasser hob. Sie sah nichts von Craig Osbourne oder dem
kleinen Schmidt, nirgends schwamm jemand. Der Bug stieg höher, die
amerikanische Flagge entfaltete sich für einen Moment, und dann
sank die Lili Marlen m it dem Heck zuerst und war ver­ schwunden.

    Auf dem Steilufer ließ Dougal Munro, das Gesicht
aschfahl, langsam den Feldstecher sinken. Julie Legrande weinte. In dem
ungeschickten Bemühen, sie zu trösten, legte Carter ihr den
Arm um die Schulter.
    »Was nun, Sir? Ich glaube, ich habe dort unten ein Boot ge­ sehen.«
    »Zurück zum Dorf, Jack. Alarmieren Sie die
Küstenwache. Ein Rettungsboot braucht nicht lange von Falmouth bis
hierher. Es gibt noch eine Chance.«

    Das Schlauchboot hüpfte bedrohlich auf den
Wellen. Gene­ viève war schon so viele Male übel
geworden, daß sie sich vor nichts mehr fürchtete. Der Himmel
war schwärzer denn je, und es goß in Strömen. Aber was
spielte das für eine Rolle? Das Wasser stand einen halben Meter
hoch im Boot, und sie war ohnehin bis auf die Haut
durchnäßt; sie lag einfach mit dem Kopf auf dem Randwulst
da, so elend und unglücklich, wie ein Mensch nur sein konnte.
    Ungefähr drei Stunden nachdem die Lili Marlen gesunken
war, hörte sie das Geräusch eines Motors näher kommen.
Sie stemmte sich auf und sah das Rettungsboot aus Falmouth, das genau
Kurs auf sie nahm. Fünf Minuten später lag sie in Woll­
decken gehüllt in der Kabine, und ein Mann von der Besatzung
reichte ihr einen Becher Kaffee.
    Ein freundlich dreinblickender Mann mittleren Alters,
der Ölzeug trug, näherte sich. »Ich bin der
Bootsführer, Miss. Wie fühlen Sie sich?«
    »Danke, ganz gut«, sagte sie.
    »Wir haben sonst niemanden gefunden.«
    »Ich glaube nicht, daß noch jemand am Leben ist«, sagte sie leise.
    »Hm, wir werden noch eine Stunde suchen, und
dann brin­ gen wir Sie nach Cold Harbour. Das sind meine
Befehle.« Er zögerte. »Was ist hier draußen
passiert, Miss? Was war los?«
    »Ich bin nicht sicher«, antwortete sie.
»Ich glaube, es war ein Spiel, das schiefging. Eine einzige
gigantische Dummheit, ge­ nau wie der ganze Krieg.«
    Er zog ratlos die Augenbrauen hoch, zuckte
schließlich mit den Schultern und ging hinaus. Geneviève
legte beide Hände um den Becher, ließ sie wärmen und
saß da und starrte ins Lee­ re.

    Carter hockte neben Munro in der Dunkelkammer und
rollte vorsichtig den Film aus. »Ist er in Ordnung, Jack?«
fragte Munro. »Ich meine, sie war stundenlang im Wasser.«
    »Scheint vollkommen okay zu sein, Sir. Wie ich
dachte. So­ gar die Zigaretten im Etui waren strohtrocken.«
Er hielt den Film hoch.
    Munro fragte: »Und sie behauptet, das sei in Rommels Ak­ tentasche gewesen?«
    »Ich glaube, Sir. Sie sagte, es sei noch mehr gewesen, aber sie habe nur zwanzig Aufnahmen gehabt.«
    »Ein Wunder, Jack. Einer der großen
Geheimdiensterfolge des Krieges. Eisenhower und sein Planungsstab
werden vor Freude in Ohnmacht fallen, wenn sie das sehen.« Er
schüttelte den Kopf. »Sie hat es geschafft, Jack, eine
blutige Anfängerin. Eine Amateurin, die von nichts einen Schimmer
hat. Ich habe mich geirrt.«
    »Ja, und um welchen Preis, Sir.«
    »Die Luftwaffe hat gestern nacht wieder einen
Angriff auf London geflogen, Jack. Viele Menschen sind ums Leben
ge­ kommen. Soll ich weiterreden?«
    »Nein, Sir. Ich ziehe den Einwand zurück.«
    Munro nickte. »Ich muß einige Anrufe
erledigen. London. Kommen Sie in einer halben Stunde in die
Bibliothek.«
    »Und Geneviève, Sir?«
    »Oh, bringen Sie sie meinetwegen

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