Das große GodmodeTrader-Handbuch: Die besten Strategien der Toptrader (German Edition)
für mich stimmigen Bild beschrieben: Als Tradinganfänger (nicht Kleinanleger) fühlte ich mich wie ein Reiter, der ein Wildpferd zureitet. Mit der Tatsache, dass ich Pferd und Reiter in einer Person war. Die Erlebnisse schüttelten mich nur so durch. Es war die emotional aufreibendste Zeit meines bisherigen Lebens. Heute gehe ich total entspannt an das Trading heran. Manchmal trade ich auch nur, um mich zu entspannen. Damals versuchte ich ständig, ein Rätsel zu lösen. Ohne zu wissen, dass nur ich das Rätsel bin. Ich kannte so viele Handelsansätze, die angeblich alle funktionierten, nur eben bei mir nicht. Bis ich verstand, dass ich nicht richtig funktionierte, vergingen ein paar Jahre. Erstaunlich finde ich auch dieses riesige Kasperletheater, das um das Trading gemacht wird. Man wird überhäuft mit Meinungen und Interessen anderer. Dabei wird der Geist ständig gefordert. Ich frage mich, weshalb sich solche Leute mehr für das Trading der anderen interessieren als für ihr eigenes. Vielleicht ist es Vermeidung oder die Hoffnung, dadurch nicht auf sich zurückgeworfen zu werden.
Aber im richtigen Leben ist es ja nicht anders: Viele Menschen blättern durch die bunten Zeitschriften mit Klatsch und Tratsch, statt sich um ihr eigenes Erleben und ihre eigene Geschehnisse zu kümmern. Da wären wir dann wieder bei der Illusion, von der ich vorhin sprach. Profi-Trader machen so etwas nicht. Ich coache Händler, die teilweise millionenschwere Handelskonten traden. Keiner von denen interessiert sich für Handelsansätze anderer. Sie vertrauen auf ihr eigenes Können und vertiefen das, so präzise es eben geht. Manche von denen sind sogar bereit, Setups nicht zu traden, obwohl sie mit ihnen eine Menge Geld verdienen würden. Aber sie lassen es, weil sie das Gefühl haben, dass es nicht stimmig mit ihrer Persönlichkeit ist. Und ich rede hier von Händlern, die mit einem Trade Hunderttausende aus dem Markt holen.
Welche Tipps kannst du aus deinen Erfahrungen für Einsteiger und erfahrene Anleger weitergeben? Welche Erkenntnis willst du mit allen teilen?
• Frage dich immer, ob dein Meister auch wirklich das erlebt, was er predigt. Schlau daherreden kann jeder. Und frage dich in diesem Zusammenhang, woher genau du es weißt, dass es die Wahrheit ist.
• Sei dir darüber im Klaren, dass nicht der einzelne Trade über Sieg oder Niederlage entscheidet, sondern die Summe aller Trades.
• Vergiss nie, dass jede menschliche Entscheidung mindestens 230 Millisekunden vor der eigentlichen Handlung im Gehirn entschieden wird, geprägt von unbewussten Denk-und Verhaltensmustern, von Prägungen, die nur darauf warten, aktiviert zu werden. Und frage dich in diesem Zusammenhang, was du dagegen tun willst, dass diese Tatsache für dich beim Traden nicht zum Nachteil wird!
• Mit Geld spielt man nicht. Benutze es nie, um deine Unzulänglichkeitsgefühle unterdrücken zu wollen. Kürzlich traf ich einen alten Hongkkong-Chinesen. Er war fast 100 Jahre alt und ein sehr erfolgreicher Unternehmer gewesen. In seinem Leben baute er viele Firmen sehr profitabel auf. Auf die Frage was seinen Erfolg ausmachte, antwortete er: »Ich wusste immer, wann ich aus einem Geschäft aussteigen musste.«
Was war dein »Schwarzer Freitag« (schlimmstes Erlebnis als Trader) und was könnten andere Trader aus diesem Misserfolg lernen?
Mein schwarzer Freitag war ein Trade im Dow Jones. Das war zu meinen Anfangszeiten, als ich noch glaubte, dass es eine gute Idee sei, ohne Stopps zu traden. Die Märkte liefen klar in Richtung short. Ich suchte mir meinen Einstieg und die Position startete gut in den Gewinn. »Was soll ich jetzt noch einen Stopp setzen?«, dachte ich und verließ den Computer. Als ich nach einer Viertelstunde zurück an meinem PC war, lag die Position dramatisch im Minus. Mein Gehirn schaltete also auf den Hoffnungsmodus um und ich wartete, dass der Trade alsbald wieder in Richtung Gewinn lief. Oder zumindest in Richtung Break-even. Was er nicht tat. Am späten Abend stellte ich die Position dann glatt – minus 1000 Punkte! Ich hatte einen Haufen Geld verloren. Meine Nerven lagen blank – so etwas hatte ich zuvor niemals erlebt. Am nächsten Tag brachen die Kurse wieder ein. Der Markt rannte wieder in die Richtung des vorherigen Tages – mehr als 1000 Punkte: Es war »nur« eine Korrektur des bestehenden Abwärtstrends, aber das wusste ich damals noch nicht. Was man daraus lernen kann: An der Börse ist alles möglich – sei drauf
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