Das große GodmodeTrader-Handbuch: Die besten Strategien der Toptrader (German Edition)
ferngesteuert auf diesen Angstimpuls. Der Mensch will sich damit vor Verletzungen oder Todesgefahr schützen, denn die Arterhaltung steht bei Lebewesen an erster Stelle des Wertesystems. Der Wissenschaftler Walter Cannon leitete von dieser Tatsache die Erkenntnis ab, dass es für einen Menschen, der sich in einer Gefahrensituation befindet, nur drei Handlungsmöglichkeiten gibt: flüchten, kämpfen oder erstarren.
Wer nun an die typischen Handlungen seines Tradings denkt, wird genau das erleben: FLÜCHTEN – indem man zum Beispiel schnell den Stopp löscht oder Gewinne vorzeitig realisiert. KÄMPFEN – indem man zum Beispiel nach zwei Verlusttrades das Doppelte und Dreifache riskiert oder einen Trade nach dem anderen macht. ERSTARREN – indem man zum Beispiel einen Trade ohne Stopp immer mehr in den Verlust laufen lässt in der Hoffnung, dass er schon wieder den Weg zum Einstiegsniveau findet. Das Verhalten beim Trading ist also nur allzu menschlich. Hilft aber nicht weiter, wenn man damit dauerhaft Geld verdienen möchte! Das hat auch schon die Behavioral Finance herausgefunden. Dieser Teilaspekt der Wirtschaftspsychologie hat eine Vielzahl von Studien und Tests im Zusammenhang mit dem menschlichen Verhalten bei Geschäften an den spekulativen Kapitalmärkten durchgeführt. In der Summe wurde damit bewiesen: Der Mensch handelt bei Börsengeschäften nicht rational, sprich logisch, sondern vor allem emotional und unlogisch. Natürlich agieren Menschen niemals wirklich unlogisch, sondern immer so, wie sie es in der aktuellen Situation für angemessen halten. Das beruht vor allem auf unbewussten Prozessen und Verhaltensweisen. Völlig außen vor lässt die Behavioral Finance die persönlichen Prägungen eines Menschen. Ein Erwachsener erlebt ja im Laufe seiner Lebenszeit diverse Denk-und Verhaltensmuster. Diese wiederum geben ihm Halt und das Gefühl von Selbstbestimmtheit. Ein Ego, ein Ich. Und selbstverständlich bestimmen auch diese Einflüsse maßgeblich unsere Handlungen, auch beim Trading.
In der psychologischen Fachsprache nennt man diese Denk-und Verhaltensmuster Glaubenssätze. Damit ist gemeint, dass unsere gedanklichen Überzeugungen unser Verhalten beeinflussen oder geradezu unser Sein bestimmen, weil aus unseren Gedanken Überzeugungen werden und daraus meist Handlungen entstehen. Wer etwa überzeugt ist, ein Verlierer zu sein, wird nur sehr schwer erfolgreich sein können, da er unbewusst und bewusst sein Handeln nach dieser Überzeugung ausrichtet. Beim Traden wird er vermutlich ein Einstiegssignal wählen, welches zum Gegenteil dessen führt, was er ursprünglich erreichen wollte. Oder wie einer meiner Klienten, der in seinem Leben immer wieder millionenschwere Unternehmen aufbaute, um sie dann unbewusst pleitegehen zu lassen.
Wer sich intensiver mit diesem Thema beschäftigt, sich und andere diesbezüglich erforscht, wird feststellen, dass alle Menschen unzähligen Überzeugungen folgen:
»Ein Mann muss stark sein«, »Börse ist nur was für Zocker«, »Erst die Arbeit, dann das Vergnügen«, »Ich bin nur was wert, wenn ich etwas leiste«, »Man muss die Dinge im Leben zu Ende bringen«, »Was man anfängt, das bringt man auch zu Ende«. Allein der letzte Glaubenssatz »Was man anfängt, das bringt man auch zu Ende« könnte einen Trader dazu verleiten, sich nicht schnell genug von Trades zu trennen. Er könnte dann die unbewusste Überzeugung haben, dass ein Trade erst dann zu Ende ist, wenn er einen ansehnlichen Gewinn eingebracht hat. Ebenso könnte dieser Trader gefährdet sein, abhängig vom Traden zu werden, weil er davon überzeugt ist, dass er erst mit dem Traden aufhören darf, wenn er dauerhaft Geld damit verdient. Glaubenssätze sind außerordentlich machtvoll und funktionieren wie Motoren. Ein Formel-1-Rennwagen wird es schwer haben, als Sieger durchs Ziel zu kommen, wenn er nur den Motor eines Kleinstwagens eingebaut hat.
Viele glauben, dass man eine Erkenntnis sofort umsetzen kann. Beim Trading zeigt das Thema Disziplin, wie selten das gelingt. Was nützt es einem, wenn man immer wieder hört und liest, dass man beim Handeln an den Märkten bloß diszipliniert sein muss, um erfolgreich zu sein. Klar, es ist das wichtigste Selbstmanagementtool in diesem Geschäft. Ohne die disziplinierte Umsetzung eines Handelsplans bleibt Trading nur Glücksache. Doch nur weil Disziplin so wichtig ist, kann man sie nicht auch sofort reibungslos und dauerhaft anwenden. Wissen ist eben nicht
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