Das große GodmodeTrader-Handbuch: Die besten Strategien der Toptrader (German Edition)
höhere Wahrscheinlichkeit für eine bestimmte Richtung bieten. Da diese wenigen Situationen in ein und demselben Basiswert natürlich auch nur sehr selten auftreten, wird es schnell problematisch, wenn man den Handel nur auf den DAX oder Dow Jones beschränkt. Hier ist man dann gezwungen, den Markt irgendwie in jeder Marktphase einzuschätzen, um sich dann in Trades zu zwingen, die eher bescheidende Erfolgsaussichten besitzen. Deshalb ist es aus meiner Sicht sinnvoller, Situationen mit erhöhten Erfolgsaussichten zu identifizieren und die Märkte, beispielsweise ein Universum von Tausenden Einzelaktien, durchzuschauen, um solche herauszufiltern, die gerade eine erfolgreiche Ausgangssituation bieten. Darüber hinaus ist es aus meiner Sicht wichtig, keinem Trade hinterherzuanalysieren. Es macht keinen Sinn, nach Argumenten jeglicher Art zu suchen, die ein Festhalten an der Position noch rechtfertigen würden, nur um einen nicht wie geplant laufenden Trade noch länger halten zu können. Dies führt dann auch gleich zum wichtigsten Punkt. Es ist aus meiner Sicht zwingend, ein gewisses Risiko-und Money-Management zu nutzen, um dauerhaft erfolgreich an der Börse agieren zu können. Jeder Trade benötigt einen bestimmten Abbruchspunkt, der im Vorfeld festgelegt wird und jenen im Falle einer Fehleinschätzung beendet. Alles andere hat mit Trading nichts zu tun.
Was war dein »Schwarzer Freitag« (schlimmstes Erlebnis als Trader) und was könnten andere Trader aus diesem Misserfolg lernen?
An einen richtigen Schwarzen Freitag kann ich mich nicht erinnern. Wenn der Markt entgegen der Erwartung komplett dreht, dann werden die laufenden Positionen an einem bestimmten Punkt zwangsläufig und definitiv beendet, wie auch schon vorher angedeutet. Das ist natürlich alles andere als schön, gehört aber letztlich dazu. Solange die Risikogrenzen einigermaßen eingehalten werden können, gehört dies zum Trading. Ein Trade fällt mir aber doch ein, der als eindeutig größter und unerwartet hoher Verlust aufgelaufen ist, auch wenn dieser Trade nur einige Handelsstunden gelaufen ist. Hier wurde im späteren US-Handel eine Position in einem US-Biotech eröffnet aufgrund eines vorliegenden sehr aussichtsreichen Setups. Eine kleine Position, da der Biotechsektor aufgrund teilweiser Abhängigkeit von einzelnen Medikamenten anfällig für Überraschungen ist. In dieser Richtung war zumindest nichts zu erwarten und das war auch nicht das Problem. Allerdings hatte sich das Unternehmen kurz nach Börsenschluss selbst zum Verkauf gestellt, was einen Absturz bis zur nächsten Eröffnung von circa 60 Prozent zur Folge hatte. Es war nicht gerade ein kleines Unternehmen, aber sogar dort sind derartige Überraschungen nie auszuschließen. Aufgrund des strikten Money-Managements ging es aber für das Depot insgesamt mit einem Abschlag von circa 4 Prozent noch recht glimpflich aus. Lernen lässt sich daraus, dass man auch bei den besten Gelegenheiten das Kapital dosiert einsetzen muss, um das Depot zu schützen, um auch nach einem noch so unerwarteten drastischen Ereignis stabil weiterhandeln zu können, ohne sich über Monate oder länger um die Aufarbeitung von Verlusten zu kümmern.
Welches war dein größter Erfolg? Was hast du erfolgreich umgesetzt?
Auch das Thema größter Erfolg ist schwierig. Es gibt immer wieder auch sehr erfolgreiche Trades, die viel weiter oder schneller laufen, als im Vorfeld zu erwarten war. Wichtig ist es dann, wenn es läuft, möglichst längere Zeit dabeizubleiben, zumindest mit einem Teil der Anfangsposition. Ein paar Ausnahmesituationen fallen mir aber ein, zum Beispiel Volkswagen. Ein klassischer Einstieg im September 2008 in den Ausbruch aus einer Flagge um 200 Euro. Dass der Übernahmeversuch von Porsche eine solch gewichtige Aktie dann in wenigen Wochen auf 400 Euro gehoben hat, war sehr interessant mitanzuschauen. Beim finalen Peak bis knapp 1000 Euro war ich dann aber nicht mehr dabei. Spannend ist auch immer das Window-Dressing zum Jahresende, was zum Ende des Jahrtausends vor allem bei der bis dahin schon gut gelaufenen Qualcomm extrem war. Hier ging es in den letzten Tagen des alten Jahrtausends noch einmal fast um 100 Prozent nach oben. Dass der Ausstieg zur Handelseröffnung im neuen Jahr dann das Allzeithoch darstellen würde, welches sogar immer noch nicht durchbrochen ist, war natürlich kaum zu erwarten.
Was hat sich seit deinen Anfangstagen als Börsianer/Trader an den Weltmärkten geändert?
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