Das große Heinz Erhardt Buch
kann noch so bitten und drohen und meckern:
Die Tauben wollen nicht hören!
Sie scheinen bisher aller Mittel zu spotten,
deshalb, glaub ich, müßt man sie dazu bewegen,
um sie ein für allemal auszurotten,
nur taube Eier zu legen!
Die Schlange
Die Schlange kriecht - als leide sie
an schlechtem, unreinem Gewissen,
weil Ad und Eve, weil beide sie
durch sie in einen Apfel bissen.
Der Mensch hat dies schon oft bereut,
und über ihn ging mancher Sturm hin …
Und in so manchem Obst ist heut -
und nicht in dem nur - noch der Wurm drin.
Heißer Mai
Es ist sehr heiß.
Leise rieselt der Schweiß.
Sogar die Lerche,
sonst schwer zu zügeln,
flattert ganz langsam:
sie schwitzt unter den Flügeln.
Und auch die Schwalbe
fliegt nur die halbe
Geschwindigkeit in der Stunde.
In aller Munde
ist dieses Lied:
Leise rieselt der Schweiß -
und das vor Ende des Mais!
Weidende Seekuh
Die Seekuh weidet auf dem Grund
des Ozeans. Stumm ist ihr Mund;
denn finge an sie, laut zu singen,
würd ihr das Meer ins Innre dringen -
und dieses Naß, welches sie schluckt,
verdürbe dann das Milchprodukt,
das, schon seit jeher äußerst rühmlich,
wohl jeder Seekuh eigentümlich.
So weidet unsre Meereskuh
mit Appetit, doch ohne Muh …
Auf den Tod meines Hundes
Auf dem Berge steht ein Häuschen,
um das Häuschen ist ein Garten,
und am Zaun vor diesem Garten
war’s, wo wir den Hund verscharrten.
Ach, er starb an einer Gräte,
die im Hals beim Atmen störte,
und die ja, genaugenommen,
da auch gar nicht hingehörte.
Und nun stehe ich am Grabe,
pflanz Vergißmeinnicht und bete.
Von dem Kirchturm schlägt es sieben,
von dem Schellfisch war die Gräte.
Der verstimmte Elefant
Jede Mücke hat den kleinen
Rüssel, der so oft und gerne sticht,
auch der Elefant hat einen,
aber stechen kann er damit nicht.
Deshalb ist wohl unser Riese
leider immer irgendwie verstimmt,
grade so, als ob er diese
Schwäche seinem Schöpfer übelnimmt.
Die Katze
Die Katze hat ein gelbes Fell
und sitzt auf meinem Schoße.
Sie mag gern Fisch und eventuell
auch Schmorbraten mit Soße.
Auch fängt sie Mäuse dann und wann
und ab und zu - was seh ich! -
mal einen Vogel, doch nur dann,
wenn er des Flugs nicht fähig.
Oft bleibt sie meiner Kate fern;
dann weilt sie gegenüber.
Sie hat zwar meine Kate gern;
doch ist ihr ‘n Kater lieber.
Die Made
Hinter eines Baumes Rinde
wohnt die Made mit dem Kinde.
Sie ist Witwe, denn der Gatte,
den sie hatte, fiel vom Blatte.
Diente so auf diese Weise
einer Ameise als Speise.
Eines Morgens sprach die Made:
»Liebes Kind, ich sehe grade,
drüben gibt es frischen Kohl,
den ich hol. So leb denn wohl!
Halt, noch eins! Denk, was geschah,
geh nicht aus, denk an Papa!«
Also sprach sie und entwich. -
Made junior aber schlich
hinterdrein; und das war schlecht!
Denn schon kam ein bunter Specht
und verschlang die kleine fade
Made ohne Gnade. Schade!
Hinter eines Baumes Rinde
ruft die Made nach dem Kinde …
Eßt mehr Fisch
Das Meer reicht bis zum Strande
und dann verläuft’s im Sande
ganz plötzlich und abrupt.
In ihm gibt’s viele Fische,
die essen wir bei Tische
gekocht und abgeschuppt.
Doch wozu gibt’s die Gräten?
Sie wären nicht vonnöten,
sie schmälern den Genuß.
Denn bleibt mal eine stecken,
so kann man leicht verrecken -
viel eher, als man muß!
Knabe mit erkältetem Käfer
Auf meiner linken Schulter sitzt
ein Käfer, rot mit schwarzen Tupfen.
Er ist vom Fliegen ganz erhitzt,
nun kriegt er sicher einen Schnupfen.
Ich nehm ihn in die Hand und renn
mit ihm nach Haus über die Wiesen.
Er muß sofort ins Warme, denn
ich höre ihn bereits schon niesen.
Die Eule
Eine Eule saß und stierte
auf dem Aste einer Euche.
Ich stand drunter und bedachte,
ob die Eule wohl entfleuche,
wenn ich itzt ein Steunchen nähme
und es ihr entgegenschleuder?
Dieses tat ich. Aber siehe,
sie saß da und flog nicht weuter.
Deshalb paßt auf sie die Zeule:
Eule mit Weule!
Bel Ami
Etwas, was uns in dem Leben
jedesmal mit Recht mißfällt,
das ist das, wenn in der Nebenwohnung
eine Hündin bellt.
Ich ging also hin und schellte;
doch ich klagte ohne Grund,
denn was da so dauernd bellte,
war nicht Hündin, sondern Hund.
Hieß Ami und war ein Dobermann
vom Scheitel bis zum Schwanz
und gehörte einem Oberlehrer.
(An der Türe stand’s.) Der Ami war so bescheiden
und so lieb, daß ich verzieh:
»Lieber Freund, ich mag dich leiden,
wenn du willst, dann bell, Ami.«
Lieder der Wüste
1
Die Sonne brütet,
als sei sie ein Vogel,
der auf seinen Eiern
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