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Das große Hörbe Buch

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Titel: Das große Hörbe Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otfried Preußler
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kannst du - Licht machen, wenn es draußen finster wird ..."
    Sie verzehrten beim Schein der Laterne das halbe Brot und die Marmelade. Hörbe aß bloß ganz wenig davon, der Zottelschratz umso mehr. „Unsereins hat nämlich einen großen Magen, verstehst du - da geht eine Menge rein ..."
    Zwottel war müde vom vielen Essen, er musste gähnen. Auch Hörbe fand, dass es an der Zeit war, schlafen zu gehen.
    Auf dem Dachboden stopfte er einen Sack mit getrocknetem Waldgras voll, den schaffte er in den Stubenwinkel neben dem Ofen und überzog ihn mit einem frischen Leintuch. Dann legte er eine Decke aus Mausewolle darauf und ein Kopfkissen.
    „Dein Schlafplatz, Zwottel. Ich hoffe, er ist dir warm und bequem genug."
    Zwottel hatte sein Lebtag immer nur draußen im Wald geschlafen. Er streckte sich auf dem Lager aus und ließ sich von Hörbe zudecken.
    „Na, wie fühlst du dich?"
    „Wie im Himmel - als ob ich zwischen zwei Wi-Wa-Wolkenläge ..."
    Zwottel hatte die letzten Worte nur noch gemurmelt, dann schlief er ein.

    Der Hutzelmann blies das Licht aus, auch er ging zu Bett. Wie immer behielt er den großen Hut auf, der ihn  nicht nur vor Regen und Sonne schützte, sondern bei Nacht auch vor bösen Träumen. War es nicht herrlich, wieder daheim zu sein und im eigenen Bett zu liegen?

    Das Licht des Mondes, der über dem Wald stand, sickerte zwischen den dürren Asten und Zweigen des Reisighaufens hernieder und schimmerte durch das Stubenfenster herein. Es war nur ein Hauch von Mondlicht, aber für einen Hutzelmann reichte das völlig aus.
    Er konnte den Ofen erkennen, den Tisch und die Stühle, das Wandbrett, den Schrank und die Kleidertruhe. Eigentlich war in der Stube alles wie sonst - und doch gab es einen großen Unterschied! Drüben, im Winkel neben dem Ofen, lag Zwottel auf seinem Lager aus Waldgras und Hörbe konnte ihn atmen hören.
    Der Hutzelmann lauschte auf Zwottels Atemzüge, er dachte: „Es ist also wirklich wahr, dass ich nicht mehr allein bin in meinem Haus!" Und er versuchte sich auszumalen, wie schön und lustig es sein würde, wenn sie ihr Leben von jetzt an gemeinsam führten, Zwottel und er.
    Darüber muss dann auch Hörbe eingeschlafen sein, aber nicht für lange. Denn plötzlich wurde er mitten im ersten Schlummer von einem grässlichen Ächzen und Krächzen geweckt und es fehlte nicht viel, da wäre er aus dem Bett gefallen vor Schreck.

Hörbe sprang aus den Federn, er machte Licht an und leuchtete in den Ofenwinkel. Zwottel, der Zottelschratz aus den Worlitzer Wäldern, lag auf dem Rücken und schnarchte aus voller Lunge. Er schnarchte so laut, dass die hölzernen Wände wackelten.
    „Aufhören, Zwottel! Gleich fällt das Haus über uns zusammen!"
    Der Zottelschratz ließ sich nicht stören, er schnarchte weiter.
    Hörbe zog ihm die Decke weg und versuchte ihn wach-zurütteln.
    „Aufhören, Zwottel, aufhören! Willst du nicht - oder kannst du nicht?!"
    Alles umsonst! Der Hutzelmann wusste sich keinen
    anderen Rat mehr: Er packte den Freund bei der Nase und drückte sie zu. Das wirkte sofort! Dem Zottelschratz blieb die Luft weg, er tat einen tiefen Schnaufer und schlug die Augen auf.
    „Ist was?", fragte er japsend.
    „Das kann man wohl sagen, mein Lieber! Du schnarchst ja, als ob du den Siebengiebelwald kurz und klein schnarchen wolltest!"
    „Ich?", fragte Zwottel. „Und schnarchen? Dass ich nicht lache, Hutzelmann! Unsereins schnürcht nicht, unsereins schnarcht nicht: unsereins schnü-schna-schnurcht - das ist ganz was anderes!"
    „Wem erzählst du das, Zwottel? Es kann einem angst und bange werden dabei!"
    „Ach so ...?" Der Zottelschratz ließ die Schultern hängen. „Wenn unsereins einen vollen Bauch hat, schläft unsereins ziemlich laut, verstehst du. Dagegen lässt sich nun mal nix machen."
    Er kratzte sich hinter den Ohren, dann fügte er achselzuckend hinzu: „Es wird wohl das Beste sein, wenn ich mich draußen nach einem Schlafplatz umsehe ..."
    „Aber warum denn?"
    „Ich fürchte, sonst kriegst du hier drin kein Auge zu -für den Rest der Nacht."
    „Lassen wir's darauf ankommen!"

    Hörbe lachte und zog sich den großen Hut über beide Ohren herunter.
    „Ich warne dich!", brummte Zwottel. „Wenn du heut Nacht nicht schlafen kannst, bist du selber schuld!" „Wie?", fragte Hörbe.
    „Ich sage dir: Wenn du heut Nacht nicht schlafen kannst, bist du selber schuld!"
    „Was?", fragte Hörbe.
    „Du hörst wohl schlecht, wie?" Der Zottelschratz holte tief Luft, dann

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