Das große Hörbe Buch
zieht durch den Schornstein ins Freie ab. Dafür hat Mörtelmöller schon vorgesorgt..."
„Mörtelmöller?"
„Er ist unser Maurermeister und Ofensetzer. Zweimal im Jahr macht Möller die Runde im Siebengiebelwald und fegt die Schornsteine in den Hutzelmannshäusern. Einmal im Frühjahr und einmal, bevor es Winter wird. Er kann also nicht mehr lang auf sich warten lassen."
Hörbe kochte aus Wasser und Bucheckernschrot eine dicke Grütze, doppelt so viel wie sonst. Zum Süßen rührte er Brombeersirup hinein. Zuletzt tat er eine Prise gestoßene Arnikablüten hinzu, zog anderthalb Esslöffel Hasel-nussöl darunter und schmeckte das Ganze mit einem Quäntchen getrockneter Pfefferminzblüten ab.
„Fertig, wir können essen!"
Er holte zwei Teller vom Wandbrett, die füllte er mit dem heißen Brei und stellte sie auf den Tisch: den einen auf Zwottels Seite, den andern auf seine.
„Und hier ist dein Löffel..."
Zwottel schnupperte an dem hölzernen Ding herum und legte die Stirn in Falten.
„Was ist das nun wieder?"
„Ein Löffel, wie schon gesagt. Damit löffelt man seine Grütze. Es ist ganz einfach, ich mach dir's vor."
„Spar dir's!", erwiderte Zwottel. „Was soll mir dein Li-rumlarum? Unsereins lüffelt nicht, unsereins löffelt nicht -unsereins schli-schla-schleckt so was einfach auf und die Sache hat sich!"
Er beugte sich über den Teller - und ehe der Hutzelmann es verhindern konnte, hatte er schon die Zungenspitze hineingetunkt in den heißen Brei.
„Oi-jojojoiii!" Der Zottelschratz jaulte erschrocken auf und hielt sich die Hand vor den Mund.
„Das kommt davon", sagte Hörbe.
Zwottel war völlig verdattert. Er hatte noch nie einen heißen Brei gegessen, auch sonst nichts Gekochtes. War es nicht klüger, wenn er sich draußen rasch ein paar Himbeeren pflückte? Bei Himbeeren wusste man wenigstens, dass man sich nicht die Zunge daran verbrennen konnte.
„Du solltest es lieber doch mit dem Löffel probieren", schlug Hörbe vor. „Nimm nicht zu viel auf einmal - und blase ein bisschen drauf, dass die Grütze abkühlt..."
Zwottel zögerte. Sollte er - oder sollte er lieber doch nicht? Schließlich nahm er ein winziges Häppchen Brei auf den Löffel und blies darauf, bis ihm fast die Puste ausging. Dann schob er den Löffel vorsichtig-vorsichtig-vorsichtig in den Mund.
„Na?", fragte Hörbe. Der Zottelschratz schloss die Augen, zog eine Schnute und überlegte.
„Nicht schlecht, muss ich sagen ...", räumte er schließlich ein. „Nicht schlecht, deine Gri-Gra-Grütze, Hutzelmann. Und vor allem: so herrlich süß! Auch wenn sie für unsereins viel zu warm ist."
Zu warm oder nicht zu warm - spätestens nach dem dritten Happen war Zwottel endgültig auf den Geschmack gekommen. Noch hatte er mit dem Löffel ein bisschen Mühe; noch verfehlte er dann und wann in der Eile den Mund und bekleckerte sich den Zottelpelz.
„Weißt du was?", meinte Hörbe. „Wir werden dir eine Schürze umbinden ..."
„Mir?", fragte Zwottel. „Wegen der Fli-Fla-Flecke etwa? Dass ich nicht lache, Hutzelmann! Unsereins braucht keine Schürze, unsereins braucht keine Schorze, unsereins macht da bloß schlibber-schlabber - und fertig!"
Er streckte die Zunge heraus, machte schlibber-schlab-ber-und schneller, als Hörbe überhaupt hinschauen konnte, waren die Flecke weggeschleckt.
„Da staunst du wohl - was? Das musst du mir erst mal nachmachen, Hutzelmann!"
Zwottel ließ sich die Grütze schmecken, er schnaufte und schmatzte aus vollen Backen. „Hach, ist das gut und süß! -Huch, ist das süß und gut!"
Im Nu war der Teller ausgelöffelt. Hörbe schob ihm den Rest seiner eigenen Grütze hin. „Ich bin satt - nun mach schönes Wetter, Zwottel!"
Der Zottelschratz leerte auch Hörbes Teller, das schaffte er ohne Mühe. „Unsereins kann nämlich eine ganze Menge vertragen", sagte er voller Stolz. „Zum Beispiel wäre mir jetzt ein großes Stück Brot recht - mit Pri-Pra-Preisel-beermirmulade drauf ..."
Hörbe ging zum Brotkasten, Hörbe lief in die Speisekammer. Er legte ein halbes Hutzelmannsbrot auf den Tisch, er stellte den Topf mit der Marmelade daneben.
„Übrigens wird es allmählich Zeit, dass wir Licht machen", meinte er dann und nahm die Laterne vom Haken. Nachdenklich schaute Zwottel ihm dabei zu, wie er mit einem brennenden Span das Wachslicht in der Laterne ansteckte und sie dann über dem Esstisch aufhängte.
„Langsam wirst du mir unheimlich", sagte der Zottelschratz. „Sogar Licht machen
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