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Das große Hörbe Buch

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Titel: Das große Hörbe Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otfried Preußler
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den Worlitzer Wäldern zweimal das Leben gerettet hatte - und dass er von jetzt an im Siebengiebelwald bleiben wollte, als Mitbewohner in Hörbes Haus. „Ach kch-so ?", krächzte Hustenplischke. „Kch-wo-her soll das jemand kch-wissen, wenn es ihm kch-nicht gesagt wird?"
    „Nun weißt du es", sagte Hörbe. „Und selbstverständlich müssen es auch die anderen Hutzelmänner so schnell wie möglich erfahren. Ich lade euch alle auf nächsten Sonntag bei uns hier ein, zu Kaffee und Streuselkuchen - dann wollen wir Zwottels Einstand feiern."
    Alle fanden, dies sei ein guter Plan. Bloß der Nörgelseff knurrte: „Was heißt da Einstand? Als ob das so wichtig wäre!"
    Die Nachbarn ließen ihn nörgeln, sie waren es ja nicht anders gewohnt von ihm.
    „Abgemacht", sagte der alte Zimprich. „Wir geben den andern also Bescheid, bis zum nächsten Sonntag dann!"
    „Bis zum nächsten Sonntag!" - Damit empfahlen sich auch die übrigen Hutzelmänner für dieses Mal.
    „Und was nun?", wollte Zwottel von Hörbe wissen, nachdem sie gegangen waren.
    „Nun werden wir erst mal frühstücken, schlage ich vor. Und dann kochen wir endlich die Preiselbeermarmelade ein!"
    Zwottel verzehrte zum Frühstück ein halbes Hutzelmannsbrot und zwölf Löffel voll Hagebuttenmark, dazu gab es süßen Tee von getrockneten Erdbeerblättern. Hörbe fachte einstweilen das Feuer im Ofen an. Dann holten sie aus der Vorratskammer den Topf mit den Preiselbeeren und hoben ihn auf die Herdplatte.
    „Und was jetzt?", fragte Zwottel.
    „Jetzt müssen die Beeren heiß werden - heiß und matschig."
    „Und dann?"
    „Dann müssen sie langsam weiterkochen, bis sie zu Mus werden. Aber das Beerenmus darf nicht anbrennen, darum müssen wir's immerzu tüchtig umrühren."
    „Mit den Pfoten?", fragte der Zottelschratz.
    „Lieber nicht", meinte Hörbe. „Oder verbrennst du dir gern die Finger ... ?"
    Er holte zwei lange Rührlöffel aus der Geschirrtruhe; dann band er sich die karierte Küchenschürze um und bestand darauf, dass sich auch Zwottel Zottelschratz eine Schürze umbinden ließ.
    „So gehört sich das, wenn man Preiselbeermarmelade einkocht!"
    „Na schön", seufzte Zwottel. „Wenn sich das so gehört, muss sich unsereins wohl dran halten."
    Es war eine heiße Arbeit. Hörbe stand auf der einen Seite des Herdes, der Zottelschratz auf der andern. Und beide rührten mit ihren langen hölzernen Löffeln im dampfenden Beerenmus: Hörbe linksherum, Zwottel rechtsherum, nicht zu schnell, nicht zu langsam - und doch mit der nötigen Gründlichkeit.
    Damit sie im Takt blieben und sich beim Umrühren nicht mit den Rührlöffeln in die Quere kamen, sang Zwottel ein Lied dazu, das ging so:
    „Wir ri-ra-rühren 
    Mirmu-Marmulade!
    Wir ri-ra-rühren 
    Immer rundherum!"
    Von Zeit zu Zeit musste der Hutzelmann neue Holzscheite in den Ofen schieben. Das Preiselbeermus im Topf wurde dunkler und immer dicker, es duftete immer köstlicher.

    „Wenn es bloß halb so gut schmeckt, wie es jetzt schon duftet, kann ich mir lebhaft vorstellen, wie es schmecken
    wird, wenn es fertig ist", schwärmte der Zottelschratz -„nämlich ganz-ganz abscheulich gut!"
    Er wischte sich mit der Linken die Schweißtropfen von der Stirn und schnalzte sie auf die Herdplatte, dass es nur so zischte.
    „Weißt du was?", meinte Hörbe. „Wir gehen abwechselnd an die Wasserquelle und kühlen uns dort ein bisschen ab."
    „Einverstanden!", rief Zwottel. „Ich mache den Anfang. Aber vergiss nicht, Hörbe: Solang ich weg bin, musst du hier für uns beide rühren!"
    Er legte den Rührlöffel aus der Hand und flitzte zur Tür hinaus. Im nächsten Augenblick hörte Hörbe, wie Zwottel erschrocken aufschrie.

Um Haaresbreite wäre der Zottelschratz aus den Worlitzer Wäldern vor Hörbes Haustür mit einem Fremden zusammengeprallt, der über und über kohlrabenschwarz war, selbst im Gesicht! Der schwarze Fremde war auch erschrocken, genau wie Zwottel. Beide wichen um ein, zwei Schritte zurück und starrten sich voller Argwohn an.
    Der Fremde trug keinen oktoberfarbenen Hut auf dem Kopf wie die andern Hutzelmänner, sondern ein schwarzes Ding, das - ehrlich gesagt - wie ein alter Eimer aussah. Überdies war er mit einer Unzahl seltsamer Gegenstände bepackt, von denen sich Zwottel beim besten Willen nicht denken konnte, wozu sie gut sein mochten: mit Stangen und Seilen und einer Kette, an der eine große struppige schwarze Quaste hing.
    Und die Augen! Die weißen Augen im schwarzen Gesicht -

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