Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
das Bürle, „ich bin versunken tief, tief, bis ich endlich auf den Grund kam: ich stieß dem Fass den Boden aus und kroch hervor, da waren schöne Wiesen, auf denen viele Lämmer weideten, davon bracht ich mir die Herde mit.“ Sprachen die Bauern „sind noch mehr da?“ „O ja“, sagte das Bürle, „mehr als ihr brauchen könnt.“ Da verabredeten sich die Bauern, dass sie sich auch Schafe holen wollten, jeder eine Herde; der Schultheiß aber sagte „ich komme zuerst.“ Nun gingen sie zusammen zum Wasser, da standen gerade am blauen Himmel kleine Flockwolken, die man Lämmerchen nennt, die spiegelten sich im Wasser ab, da riefen die Bauern „wir sehen schon die Schafe unten auf dem Grund.“ Der Schulz drängte sich hervor und sagte „nun will ich zuerst hinunter und mich umsehen; wenns gut ist, will ich euch rufen.“ Da sprang er hinein, „plump“ klang es im Wasser. Sie meinten nicht anders, als er riefe ihnen zu „kommt!“ und der ganze Haufen stürzte in einer Hast hinter ihm drein. Da war das Dorf ausgestorben, und Bürle als der einzige Erbe ward ein reicher Mann.
Die Goldkinder
Es war ein armer Mann und eine arme Frau, die hatten nichts als eine kleine Hütte, und nährten sich vom Fischfang, und es ging bei ihnen von Hand zu Mund. Es geschah aber, als der Mann eines Tages beim Wasser saß und sein Netz auswarf, dass er einen Fisch herauszog, der ganz golden war. Und als er den Fisch voll Verwunderung betrachtete, hub dieser an zu reden und sprach „hör, Fischer, wirfst du mich wieder hinab ins Wasser, so mach ich deine kleine Hütte zu einem prächtigen Schloss.“ Da antwortete der Fischer „was hilft mir ein Schloss, wenn ich nichts zu essen habe?“ Sprach der Goldfisch weiter „auch dafür soll gesorgt sein, es wird ein Schrank im Schloss sein, wenn du den aufschließest, so stehen Schüsseln darin mit den schönsten Speisen, so viel du dir wünschest.“ „Wenn das ist“, sprach der Mann, „so kann ich dir wohl den Gefallen tun.“ „Ja“, sagte der Fisch, „es ist aber die Bedingung dabei, dass du keinem Menschen auf der Welt, wer es auch immer sein mag, entdeckst woher dein Glück gekommen ist; sprichst du ein einziges Wort, so ist alles vorbei.“
Nun warf der Mann den wunderbaren Fisch wieder ins Wasser und ging heim. Wo aber sonst seine Hütte gestanden hatte, da stand jetzt ein großes Schloss. Da machte er ein paar Augen, trat hinein und sah seine Frau, mit schönen Kleidern geputzt, in einer prächtigen Stube sitzen. Sie war ganz vergnügt und sprach „Mann, wie ist das auf einmal gekommen? Das gefällt mir wohl.“ „Ja“, sagte der Mann, „es gefällt mir auch, aber es hungert mich auch gewaltig, gib mir erst was zu essen.“ Sprach die Frau „ich habe nichts und weiß in dem neuen Haus nichts zu finden.“ „Das hat keine Not“, sagte der Mann, „dort sehe ich einen großen Schrank, den schließ einmal auf.“ Wie sie den Schrank aufschloss, stand da Kuchen, Fleisch, Obst, Wein, und lachte einen ordentlich an. Da rief die Frau voll Freude „Herz, was begehrst du nun?“ Und sie setzten sich nieder, aßen und tranken zusammen. Wie sie satt waren, fragte die Frau „aber, Mann, wo kommt all dieser Reichtum her?“ „Ach,“ antwortete er, „frage mich nicht darum, ich darf dirs nicht sagen, wenn ichs jemand entdecke, so ist unser Glück wieder dahin.“ „Gut“, sprach sie, „wenn ichs nicht wissen soll, so begehr ichs auch nicht zu wissen.“ Das war aber ihr Ernst nicht, es ließ ihr keine Ruhe Tag und Nacht, und sie quälte und stachelte den Mann so lang, bis er in der Ungeduld heraus sagte, es käme alles von einem wunderbaren goldenen Fisch, den er gefangen und dafür wieder in Freiheit gelassen hätte. Und wies heraus war, da verschwand alsbald das schöne Schloss mit dem Schrank, und sie saßen wieder in der alten Fischerhütte.
Der Mann musste von vorne anfangen, seinem Gewerbe nachgehen und fischen. Das Glück wollte es aber, dass er den goldenen Fisch noch einmal herauszog. „Hör“, sprach der Fisch, „wenn du mich wieder ins Wasser wirfst, so will ich dir noch einmal das Schloss mit dem Schrank voll Gesottenem und Gebratenem zurückgeben; nur halt dich fest und verrat bei Leibe nicht von wem du es hast, sonst gehts wieder verloren.“ „Ich will mich schon hüten“, antwortete der Fischer und warf den Fisch in sein Wasser hinab. Daheim war nun alles wieder in voriger Herrlichkeit, und die Frau war in einer Freude über das Glück; aber
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