Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
„nein, das geht nicht, der Kasten ist mir gar zu lieb, den geb ich nicht weg;“ Der Mann aber sprach: „stell dich doch nicht so dumm, was nützt dir so ein alter Kasten;“ gab damit dem Bruder den Kasten für den Vogel.
Der Schneider nahm den Kasten auf einen Schubkarren, und fuhr ihn fort: unterwegs sprach er: „ich nehm den Kasten und werf ihn ins Wasser, ich nehm den Kasten und werf ihn ins Wasser!“ Endlich regte sich der Pfaff inwendig und sagte: „ihr wisst viel, was in dem Kasten ist, lasst mich heraus, ich will euch 50 Taler geben.“ „Ja, dafür will ich es schon tun“, ließ ihn heraus, und ging mit dem Gelde heim. Die Leute wunderten sich, wo er das viele Geld her habe, er aber sprach: „ich will euch sagen, die Felle stehen in so hohem Preis, da hab ich meine alte Kuh geschlachtet und fürs Fell so viel gelöst.“ Die Leute im Dorf wollten auch davon profitieren, waren her und schnitten allen ihren Ochsen, Kühen und Schafen die Hälse ab, und trugen die Felle in die Stadt, wofür sie aber blutwenig lösten, weil ihrer so viel auf einmal feilgeboten wurden. Da ärgerten sich die Bauern über den Schaden, und warfen dem Schneider Dreck und ander schlechtes Zeug vor seine Tür. Der aber tat alles in seinen Kasten, ging damit in die Stadt in einen Gasthof, und bat den Wirt, ob er ihm nicht den Kasten, worin die größten Kostbarkeiten wären, eine Zeit lang verwahren wolle, bei ihm wären sie nicht sicher? Der Wirt sagte recht gern, und nahm den Kasten zu sich, einige Zeit danach kam der Schneider, forderte ihn wieder zurück und machte ihn auf, um zu sehen, ob noch alles darin wäre. Wie er nun aber voll Dreck ist, so tobte er abscheulich, beschimpfte den Wirt und drohte ihn zu verklagen, so dass der Wirt, welcher Aufsehen scheute, und für seinen Credit fürchtete, ihm gern hundert Taler gab. Die Bauern ärgerten sich wieder, dass dem Schneider alles zum Profit ausschlug, was sie ihm Leides antaten, nahmen den Kasten, steckten ihn mit Gewalt hinein, setzten ihn aufs Wasser, und ließen ihn fortfließen. Der Schneider schwieg eine Weile still, bis er eine Ecke fortgeflossen war, dann rief er überlaut: „nein, ich tue es nicht! und ich tue es nicht! und wenns die ganze Welt haben wollte.“ Das Geschrei hörte ein Schäfer und fragte: „was willst du denn nicht tun?“ „Ei", sagte der Schneider, "da ist ein König, der hat die närrische Grille und besteht drauf, dass, wer in diesem Kasten den Strom hinuntergeschwommen kommt, seine einzige schöne Tochter heiraten soll, aber ich hab’ einmal meinen Kopf drauf gesetzt, und tue es nicht, und wenns die ganze Welt haben wollt.“
„Hört einmal, geht das nicht, dass sich ein anderer in den Kasten setzt und die Königstochter kriegt?“ „O ja, das geht auch.“ „So will ich mich an eure Stelle hineinsetzen.“ Da stieg der Schneider aus, der Schäfer ein; der Schneider machte den Kasten noch zu, und der Schäfer ging bald unter. Der Schneider aber nahm die ganze Herde des Schäfers und trieb sie heim.
Die Bauern aber wunderten sich, wie das zugegangen, dass er wieder käme, und obendrein die vielen Schafe hätte. Der Schneider sagte: „ich war untergesunken, tief, tief! Da fand ich auf dem Grund die ganze Herde, und nahm sie mit heraus.“ Die Bauern wollten sich da auch Schafe holen, und gingen mit einander hinaus ans Wasser; den Tag war der Himmel ganz blau mit kleinen weißen Wolken, da riefen sie: „wir sehen schon die Lämmer unten auf dem Grund!“ Da sprach der Schulz: „ich will erst hinunter, und mich umsehen, und wenn es gut ist, will ich euch rufen.“ Wie er nun hineinstürzte, rauschte es in dem Wasser: plump! Da meinten sie, er riefe ihnen zu: Kommt! Und sie stürzten sich alle hinter ihm drein. Da gehörte das ganze Dorf dem Schneider.
Das Bürle
Es war ein Dorf, darin saßen lauter reiche Bauern und nur ein armer, den nannten sie das Bürle - das Bäuerlein. Er hatte nicht einmal eine Kuh und noch weniger Geld, eine zu kaufen: und er und seine Frau hätten so gern eine gehabt. Einmal sprach er zu ihr „hör, ich habe einen guten Gedanken, da ist unser Gevatter Schreiner, der soll uns ein Kalb aus Holz machen und braun anstreichen, dass es wie ein anderes aussieht, mit der Zeit wirds wohl groß und gibt eine Kuh.“ Der Frau gefiel das auch, und der Gevatter Schreiner zimmerte und hobelte das Kalb zurecht, strich es an, wie sichs gehörte, und machte es so, dass es den Kopf herab senkte, als fräße es.
Wie die
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