Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
sprach er zur Prinzessin: „komm und setz dich neben mich und krau mir ein bisschen hinter den Ohren, bis ich eingeschlafen bin.“ Da setzt sie sich neben ihn, kraut ihn mit der Linken und sucht mit der Rechten nach dem Schwert, welches hinter seinem Bette liegt. Wie er nun eingeschlafen ist, so zieht sie es hervor, drückt die Augen zu und haut mit einem Streich dem Löwen den Kopf ab. Wie sie aber wieder hinblickt, da war der Löwe verschwunden und ihr lieber Bruder stand neben ihr, der küsste sie herzlich und sprach: „du hast mich erlöst, denn ich war der Löwe und war verwünscht es so lang zu bleiben, bis eine Mädchenhand aus Liebe zu mir dem Löwen den Kopf abhauen würde.“ Darauf gingen sie miteinander in den Garten und wollten dem Frosch danken, wie sie aber ankamen, sahen sie, wie er nach allen Seiten herumhüpfte und kleine Späne suchte und ein Feuer anmachte. Als es nun recht hell brannte, hüpfte er selber hinein und da brennt’s noch ein bisschen und dann geht das Feuer aus, und steht ein schönes Mädchen da, das war auch verwünscht worden und die Liebste des Prinzen. Da ziehen sie miteinander heim zu dem alten König und der Frau Königin und wird eine große Hochzeit gehalten und wer dabei gewesen, der ist nicht hungrig nach Haus gegangen.
Die vier kunstreichen Brüder
Es war ein armer Mann, der hatte vier Söhne, wie die heran gewachsen waren, sprach er zu ihnen „liebe Kinder, ihr müsst jetzt hinaus in die Welt, ich habe nichts, das ich euch geben könnte; macht euch auf und geht in die Fremde, lernt ein Handwerk und seht wie ihr euch durchschlagt.“ Da ergriffen die vier Brüder den Wanderstab, nahmen Abschied von ihrem Vater und zogen zusammen zum Tor hinaus. Als sie eine Zeit lang gewandert waren, kamen sie an einen Kreuzweg, der nach vier verschiedenen Gegenden führte. Da sprach der älteste „hier müssen wir uns trennen, aber heut über vier Jahre wollen wir an dieser Stelle wieder zusammen treffen und in der Zeit unser Glück versuchen.“
Nun ging jeder seinen Weg, und dem ältesten begegnete ein Mann, der fragte ihn wo er hinaus wollte und was er vor hätte. „Ich will ein Handwerk lernen,“ antwortete er. Da sprach der Mann „geh mit mir, und werde ein Dieb.“ „Nein,“ antwortete er, „das gilt für kein ehrliches Handwerk mehr, und das Ende vom Lied ist, dass einer als Schwengel in der Feldglocke gebraucht wird.“ „O,“ sprach der Mann, „vor dem Galgen brauchst du dich nicht zu fürchten: ich will dich bloß lehren wie du holst was sonst kein Mensch kriegen kann, und wo dir niemand auf die Spur kommt.“ Da ließ er sich überreden, ward bei dem Manne ein gelernter Dieb und ward so geschickt, dass vor ihm nichts sicher war, was er einmal haben wollte.
Der zweite Bruder begegnete einem Mann, der dieselbe Frage an ihn tat, was er in der Welt lernen wollte. „Ich weiß es noch nicht“ antwortete er. „So geh mit mir und werde ein Sterngucker: nichts besser als das, es bleibt einem nichts verborgen.“ Er ließ sich das gefallen und ward ein so geschickter Sterngucker, dass sein Meister, als er ausgelernt hatte und weiter ziehen wollte, ihm ein Fernrohr gab und zu ihm sprach „damit kannst du sehen was auf Erden und am Himmel vorgeht, und kann dir nichts verborgen bleiben.“
Den dritten Bruder nahm ein Jäger in die Lehre und gab ihm in allem, was zur Jägerei gehört, so guten Unterricht, dass er ein ausgelernter Jäger ward. Der Meister schenkte ihm beim Abschied eine Büchse und sprach „die fehlt nicht, was du damit aufs Korn nimmst, das triffst du sicher.“ Der jüngste Bruder begegnete gleichfalls einem Manne, der ihn anredete und nach seinem Vorhaben fragte. „Hast du nicht Lust ein Schneider zu werden?“ „dass ich nicht wüsste,“ sprach der Junge, „das Krummsitzen von morgens bis abends, das Hin und Herfegen mit der Nadel und das Bügeleisen will mir nicht in den Sinn.“ „Ei was,“ antwortete der Mann, „du sprichst wie dus verstehst: bei mir lernst du eine ganz andere Schneiderkunst, die ist anständig und ziemlich, zum Teil sehr ehrenvoll.“ Da ließ er sich überreden, ging mit und lernte die Kunst des Mannes aus dem Fundament. Beim Abschied gab ihm dieser eine Nadel und sprach „damit kannst du zusammen nähen was dir vorkommt, es sei so weich wie ein Ei oder so hart als Stahl; und es wird ganz zu einem Stück, dass keine Naht mehr zu sehen ist.“
Als die bestimmten vier Jahre herum waren, kamen die vier
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