Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
„aber ich bin hier in eines Riesen Gewalt, der kommt einmal bei Tag und einmal bei Nacht, jedesmal um eilf Uhr und dann muss ich ihm den Kopf krauen bis um zwölf.“
Es dauerte nicht gar lang so kam der Riese nach Haus. Der Metzgerbursch aber verwandelte sich schnell wieder in die Biene und setzte sich auf den Tisch unter die Brotkrumen. „Wie kommt das Tier herein?“ sprach der Riese und schlug danach, doch die Biene war flinker, als er. Da brummte der Riese etwas in den Bart, legte sich dann hin, mit dem Kopf in den Schoß der Königstochter und ließ sich den Kopf von ihr krauen bis um zwölf Uhr.
Als er wieder fortgegangen war, gab der Erbprinz seiner Frau einen guten Rath und sprach also zu ihr: „Wenn er wiederkommt, so stelle dich, als ob du schliefest und wenn er dich dann weckt, so erzähle ihm, du hättest einen schlimmen Traum gehabt. Fragt er dann weiter nach dem Traum, so erzähl' ihm, es sei dir im Schlafe vorgekommen, als wär er gestorben und du wüsstest nicht, wie du herauskommen solltest aus dem Schloss.“
Also wie er geraten tat sie am andern Tage und es gelang wohl, denn da sie der Riese nach ihrem Traum fragte, fing sie an zu weinen, erzählte ihm, was sie im Schlafe für einen Schrecken ausgestanden hätte über seinen Tod und fragte ihn, ob sie denn all ihr Lebtag hier in dem Schlosse müsse gefangen bleiben, wenn er wirklich ein Mal sterben sollte?
„Ei du Närrin“ sprach er, „ich kann ja gar nicht sterben. Aber bei dem König von Sicilien ist ein Drache mit drei Köpfen, wer den erschlägt kann auch mich totschlagen, sonst Keiner, und von selber sterbe ich nicht.“
Das merkte sich der Prinz, der als Biene zuhörte, und freute sich, dass er nun das Geheimniß heraus hatte; die junge Frau musste dem Riesen wieder eine Stunde lang den Kopf im Schoß krauen, dann ging er hinweg. Da sprach der Prinz zu ihr, er sei nun fest entschlossen, den Drachen in Sicilien aufzusuchen; sie nahm mit vielen Tränen Abschied von ihm und er kroch dann als Biene zum Schlüsselloch hinaus wie er hereingekommen war. Draussen ward er zum Windhund und lief bis an den Stein, den er sich zum Zeichen hingelegt hatte, ward dann zum Falken und flog hinauf und kroch zuletzt wieder als Biene aus der Felsenspalte hervor.
Nach Sicilien war es weit; er musste lange wandern, über Strom und Meer, über Berg und Thal bis er hinkam. Als er sich nun erkundigte, wie es mit dem Drachen eigentlich aussehe, erfuhr er, dass er allerdings drei Köpfe hatte und dass ihm jeden Tag, Morgens um 9 Uhr, des Königs SchweinHerde musste vor die Stadt getrieben werden, damit er sich neun Stück davon auslesen konnte. Es waren aber jetzt in dem ganzen Land nur noch 36 Stück Schweine und Alles hatte Angst, dass der Drache anfinge Menschen zu fressen, wenn er sein richtig Futter nicht mehr bekäme. Da ging der Metzgerbursch vor den König und bat sich die Erlaubniß aus, dass er des anderen Tages die Schweine hinaustreiben dürfte. Das erlaubte der König gern und versprach noch dazu die Hälfte seines Königreichs und seine Tochter zur Frau, wenn er das Ungethüm aus der Welt schaffen könnte.
Punkt 9 Uhr des anderen Morgens war der fremde Hirt mit den Schweinen vor dem Tor und gleich darauf kam auch schon der Drache, hatte wirklich drei Köpfe, einen immer schrecklicher als den andern und schrie den Prinzen an: „Du Sauhirt, gieb mir neun von deinen besten Säuen.“ „Keine neun Sauborsten“ sprach der Metzger, verwandelte sich in einen Löwen und riss dem Drachen in einem Nu ein Haupt herunter, dass er mit schrecklichem Geheul davon lief. Als der Prinz heim kam ward er freudig vom König empfangen. „Weil du dem Drachen einen Kopf abgehauen hast, sollst du ein groß Fass voll Wein haben.“ Am zweiten Tage war er wieder Punkt 9 Uhr mit seiner Herde vor dem Tor; der Drache ließ auch nicht auf sich warten, kam noch trotziger einher, als des Tages zuvor und fuhr ihn mit lautem Gebrüll an: „Du Sauhirt, gieb mir achtzehn von deinen besten Säuen!“ „Noch keine achtzehn Sauborsten“ sprach der Metzgerbursch, ward zum Löwen und riss dem Drachen auch das zweite Haupt herunter. „Morgen kommen wir wieder zusammen!“ brüllte das Ungethüm und lief davon.
Sie kamen wieder zusammen am anderen Tage, aber der Drache verlor seinen letzten Kopf und hatte nun ein für alle Mal den Appetit nach Schweinefleisch verloren. Der Metzgergesell oder der Prinz, wie ihrs haben wollt, sollte nun auf der Stelle mit des Königs Tochter
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