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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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mehr einzuschlafen, denn sie wollte wissen, woher der schöne Mann komme, und stellte sich nur, als ob sie schliefe. Es dauerte nicht lange, so hörte sie ein leises Knarren an dem Goldhirsch und gleich darauf stand der Soldat vor ihr und küsste sie auf die Stirn. Sie schaute ihn groß an, aber da stürzte er zu ihren Füßen und sprach ihr so viel von seiner Liebe und wie er sein Leben um sie gewagt habe, dass die Prinzessin ihm hold wurde und versprach ihn nicht zu verraten.
    Seitdem lebte er herrlich und in Freuden in dem Zimmer der Königstochter; nur wenn manchmal der alte König kam, um den Goldhirsch spielen zu hören, musste er wieder in sein Versteck hinein. So ging es fort bis zum Ende des Jahres, welches der König ihm festgesetzt hatte, die Liebe der Prinzessin zu erwerben. Da sprach er, jetzt müsse er in sein Gefängniß zurück und nahm von der Königstochter Abschied. Als diese ihn um seinen Namen frug, sagte er: „Ich heiße Gold-macht-Alles-aus.“ „Das ist ein sonderbarer Name,“ sprach die Königstochter, „aber wenn du ihn einmal hast, ist es nicht zu ändern.“
    Also ging er in den Turm und erlöste seinen Bruder. Kaum war er acht Tage dahin zurückgekehrt, als die Königstochter eines schönen Knäbleins genas; dieß hielt sie aber gar heimlich, so dass kein Mensch im Schloss davon wusste außer ihrer Kammerfrau. Es wurde auch heimlich getauft und bekam den Namen Goldhirsch.
    Am Tage nachdem das Jahr abgelaufen war, ließ der König den Soldaten kommen und sprach: „Ich habe dir nun ein ganzes Jahr lang Gold gegeben, so viel du gewollt hast; weißt du, dass du jetzt sterben musst, weil du die Liebe der Prinzessin nicht gewonnen hast?“ „Ach das weiß ich wohl, aber ich möchte sie doch vorher noch einmal sehen,“ sprach der Soldat. „Schenket mir die Gnade Herr König und führet mich zu ihr.“ „Das will ich dir gewähren“ sprach der König.
    Als sie die Türe des Zimmers der Prinzessin öffneten, stand sie da und trug ihr wunderschönes Kind auf dem Arm. Frug der Konig erstaunt: „Wem gehört das Kind?“ Antwortete sie: „es ist mein Kind und dem Geld-macht-Alles-aus seins“ und damit fielen Beide dem König zu Füßen und baten ihn um Verzeihung und das Kind erhob seine Händchen, als bäte es auch um Gnade.
    Da stand der König starr und stumm, aber er musste wohl gute Miene zum bösen Spiel machen, denn er konnte doch sein Wort nicht brechen. So bekam der Soldat die Hand der Königstochter und nach dem Tode ihres Vaters auch das Königreich.

Der Metzgergesell
          
    Eines armen Sauhirten Sohn hatte die Metzgerei gelernt, weil er höher hinauswollte als sein Vater und nicht zufrieden damit war, die Stelle von dem Alten zu erben. Da der Junge nun ausgelernt und es zu etwas Rechtem in seinem Handwerk gebracht hatte ging er hinaus auf die Wanderschaft. Als er noch nicht weit von seinem Ort weg war und über eine große Haide ging, sah er einen gefallenen Ochsen am Wege liegen und fünf Tiere dabei stehen die ihn untereinander Teilen wollten und nicht einig darüber werden konnten. Das war aber erstlich eine Biene, zweitens ein Fuchs, dann noch ein Windhund, ein Falk und ein Löwe; die gingen ihm entgegen und baten ihn er sollte ihnen aus der Not helfen. Da zog er sein großes Schlachtmesser, zerlegte den Ochsen ordentlich nach der Handwerksregel und Teilte dann die Stücke unter die fünf Tiere aus. Die Biene bekam den Kopf um hinein zu bauen, und also ein jedes nach seiner Art dasjenige Teil, welches sich am besten für es schickte.
    Der Metzger ging nun wieder seines Weges, während sich die Tiere über das Fleisch hermachten; er war aber kaum tausend Schritte gegangen, so kam der Windhund hinter ihm hergelaufen, holte ihn ein und sprach, er solle noch ein Mal mit ihm umkehren zu den Andern. Als sie wieder hinkamen, wo die Tiere waren, da sprachen sie alle, sie hätten vergessen, sich bei ihm zu bedanken, Geld hätten sie kein's, aber das wollten sie ihm verleihen, dass er die Gestalt von einem jeden der fünf Tiere annehmen könnte, so oft er sich in Gedanken dazu wünschen wollte. Das war er zufrieden, bedankte sich und nahm den Weg zwischen die Beine. – Nicht lange danach kam er in das große Königreich Sicilien und als er gerade zum StadtTor der Hauptstadt hineinging, hörte er einen Ausrufer verkündigen, dass Jeder des Todes sein solle, der einen Apfel von des Königs Granatbäumen hole. Denn es waren nur zwei solcher Bäume im Land, die standen vor des

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