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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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andern Hunde herbei und schnappten sie ihnen weg. Der Harfner musste sich sehr Gewalt antun, als er dieß jammervolle Schauspiel ansah, aber er ließ sich nichts merken und sprach nur: „Mir scheint, ihr füttert eure Hunde schlecht, die beiden großen Menschenhunde sehen gar mager aus.“ Dann warf er ihnen große Brocken hin, welche die beiden Prinzen gierig verschlangen, denn ein so reiches Mahl hatten sie lange nicht bekommen. Das ärgerte die alte Sultanin noch mehr, als sie aber darüber poltern wollte, fing der Harfner an zu singen und da ging sie voller Wuth weg. Aber auch der Sultan ärgerte sich darüber, darum stand er schnell von der Tafel auf, als das Lied zu Ende war. Zugleich kamen die Diener und schwangen ihre langen Peitschen, da wurde das Zimmer bald leer.
    Am folgenden Tage sonnte sich der Sultan in seinem Rosengarten, wo die Sklaven arbeiteten, und er ließ den Harfner kommen, dass er vor ihm spiele. Da schlug er die Harfe gar schön und sang dazu:
    ›Ich kam in kurzer Zeit
    In einen schönen Garten,
    Da sah ich also schöne stehn
    Viel Blumen aller Arten;
    Darunter sah ich eine Rose blühn,
    Ich wollt, ich könnte sie für mich erziehn. 
     
    ›Jetzt muss ich ganz betrübt
    Aus diesem Garten gehn;
    Niemand kommt fragen mich,
    Wie es mir wird ergehn.
    Die Unglückswellen fallen
    Zu schwer über mich herein.‹
     
    „Welche Unglückswellen meinst du denn?“ frug der Sultan und der Harfner antwortete: „Ach das sind meine Lieder so.“ Da sprach der Sultan und wies dabei auf die beiden Prinzen hin, welche im Schweiß ihres Angesichtes graben mussten: „Kennst du die Hunde dort? die sind aus deinem Lande, gehe und sprich mit ihnen.“ „Ich kenne sie nicht“ erwiederte der Harfner, „aber ich bin auch nicht aus dem Lande, wo du mich gefunden hast, ich bin viel weiter her, will aber doch mit ihnen sprechen, ob sie meine Muttersprache verstehn.“ Da ging er zu ihnen und machte allerlei Wischi waschi durcheinander daher, als ob er eine ganz fremde Sprache rede, doch die Prinzen sprachen: „Wir verstehen dich nicht“ und das war ihnen nicht zu verdenken, denn das hätte kein Heidenkind verstanden. Der Harfner kam zum Sultan zurück und sprach: „Sie verstehen meine Sprache nicht, aber aus welchem Lande sind sie denn?“ „Diese Hunde sind zwei Prinzen, welche ich gefangen halte, weil die Frau des einen meine Liebe verschmäht hat.“ „Da geschieht ihnen recht“ sprach der Harfner, „wenn sie aber mein wären, ließe ich sie feine Arbeiten machen, welches die andern Sklaven nicht können. Sie müssten mir schöne Körbe flechten, Käfige schnitzen und olche Dinge, womit ich mein Haus und meinen Garten verzierte.“ Das sagte er aber, weil er wusste, dass die Prinzen solches in ihrer Jugend gelernt hatten und damit sie nicht mehr so harte Arbeit tun müssten. „Das ist ein guter Gedanke,“ sprach der Sultan, „aber sie können es schwerlich.“ „Es kommt auf eine Probe an,“ erwiederte der Harfner. Da wurden ihnen Weiden und Messer und Holz gegeben und sie flochten und schnitzten so schön, dass der Sultan außer sich vor Freude war.
    Mittags musste der Harfner wieder bei Tische spielen und man setzte ihm ein reiches, kostbares Mahl vor, doch aß er nur sehr wenig davon. Als die Hunde aber herein gelassen wurden, da lockte er die zwei Prinzen zu sich und warf ihnen große Bissen zu. Das ärgerte die alte Sultanin und sie hetzte an dem Sultan und sprach: „Sieh doch, wie das gute Essen verschwendet wird. Es ist eine Schande, dass die Hunde es bekommen. Mach dem doch ein Ende.“ Anfangs sprach der Sultan wohl, man solle den Harfner gewähren lassen, aber sie hörte nicht auf zu hetzen bis er ärgerlich rief: „Ich will nicht haben, dass du den Hunden dein Mahl gibst.“ „Verzeiht, Herr Sultan,“ sprach der Harfner, „die Hunde können nichts fordern, darum muss man ihnen geben. Wenn ihr aber nicht haben wollt, dass ich den armen Hunden eine gute Mahlzeit gebe, dann lasset mich in mein Vaterland zurück gehn.“ Da schwieg der Sultan und ließ ihn gewähren.
    Als aber jeden Mittag dieselbe Geschichte war, wurde der Sultan dessen endlich müde, denn die Alte sprach stets: „lass ihn nur laufen, er verdirbt dir die Hunde durch Leckerbissen und wer weiß, was er noch im Schilde führt. Den Christen ist nicht zu trauen.“ Er sprach eines Tages: „Ich kann dem nicht länger zusehn, gehe sobald es dir geliebt.“ „Dann will ich gleich morgen gehen,“ sprach der Harfner und

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