Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
freute sich und lobte Gott in seinem Herzen. „Vorher aber müsset ihr mir euer Versprechen lösen und mir meine drei Wünsche gewähren.“ „tue das nur nicht,“ raunte die Alte dem Sultan ins Ohr, aber der sprach: „Ich muss es tun, denn ich habe es geschworen beim Feuer und meinem Bart. Sage mir, was du dir für drei Dinge wünschest und ich will sie dir gewähren.“ Da tat der Harfner, als ob er sich besänne und sprach alsdann: „Fürs erste wünsche ich mir den weißen Hund, (das war nämlich der Prinz, welcher das weiße Gewand trug) für's zweite den andern Hund, welcher immer bei ihm ist und für's dritte ein Schiff mit Geld und Mannschaft, um in mein Vaterland zu fahren.“
Da machte der Sultan ein saures Gesicht, die Alte aber sprang und tanzte vor Wuth und rief: „Das geht nicht, die Hunde bekommst du nicht, du hast Hundes genug an dir selbst.“ Der Harfner aber sprach: „Bedenket euren Schwur, Herr Sultan, ich verlange nur, was mir zukommt.“ Der Sultan erwiederte: „Du forderst das Größte, was ich habe, aber da du mein Versprechen hast, sollst du Alles bekommen“ und er ließ den Prinzen die Ketten abnehmen und sie auf das Schiff des Harfners führen. Der Harfner fiel ihm zu Füßen und dankte ihm für das Geschenk, doch der Sultan wollte nichts von Dank wissen und ging zornig weg.
Wer da glücklicher war, die Prinzessin d.i. der Harfner, oder die beiden Prinzen, das ist schwer zu sagen. Gern hätten sie ihr für ihre Rettung gedankt, aber sie ging auf dem Schiffe nicht aus ihrer Kammer, ließ auch Niemanden zu sich herein, außer einem Mädchen, welches ihr das Essen brachte. Sie lag Tag und Nacht auf den Knien und dankte Gott für alle Gnaden, welche er ihr erwiesen hatte, bat ihn, ihr ferner auch beizustehn und sie nicht zu verlassen in Leid und Freude. Das Schiff flog schnell über das Meer dahin und landete bald in einem Hafen ihres Königreiches. Da ging sie aus ihrer Kammer hervor und ließ die beiden Prinzen zu sich kommen. Sie wollten sich vor ihr auf die Kniee werfen, aber sie sprach: „Ihr brauchet mir nicht zu danken, danket Gott dem Herrn. Ich schenke euch eure Freiheit und Alles was im Schiffe ist, aber bevor ihr ans Land tretet, sollet ihr hier niederKnien und Gott die Ehre geben.“ Da knieten die Prinzen und beteten inbrünstig, sie aber schlich sich unterdessen in ihren Harfnerkleidern leise fort und ging auf heimlichen Wegen der Hauptstadt zu.
Unterwegs traf sie einen Pilger, der ging desselben Wegs. Sie fragte ihn, was man sich Alles in der Stadt erzähle und wie es der Prinzessin ergehe. Der Pilger antwortete: „Man weiß nichts von ihr, sie ist weggegangen, seitdem der Sultan da war, und kein Mensch kann sagen wohin. Die Minister haben ihrem Vater aber gesagt, sie gehe auf schlechten Wegen und ihm so lange zugeredet, bis er an allen Straßenecken hat bekannt machen lassen, wer sie überliefere, der erhalte eine große Belohnung. Man will nämlich Gericht über sie halten und dann könnte es leicht ein schlechtes Ende mit ihr nehmen.“ Die Prinzessin sprach: „Du kannst dir diese Belohnung verdienen, wenn du Alles tust, was ich dir sage, und du bekommst noch viel mehr dazu.“ „Wie sollte das möglich sein?“ frug der Pilger. „Ich bin die Prinzessin“ sprach sie und verabredete sich mit ihm, was er zu tun habe. Dann ging sie mit ihm in das Haus vor der Stadt, wo die Pilger einzukehren pflegten und wechselte dort die Kleider; darauf band er sie und führte sie in das Gefängnis.
Am selben Abend langten die beiden Prinzen gleichfalls in der Hauptstadt an und wurden mit großen Freuden empfangen. Das erste was der Jüngste aber sprach, war: „Wo ist meine liebe getreue Frau?“ Da traten die Minister zu ihm und antworteten: „Wir möchten lieber von ihr schweigen, aber da wir reden müssen, so müssen wir auch die Wahrheit sagen. Sie ist als eine feile Dirne im Lande herumgefahren und erst heute eingefangen und ins Gefängnis gebracht worden.“ „Das ist nicht wahr“ sprach der Prinz, „denn ihr Gewand ist so weiß, wie mein Schwert blank ist, darum kann ich es nicht glauben.“ Da brachten sie aber Zeugen, welche aussagten, dass die Prinzessin zur Zeit wo der Sultan da gewesen, plötzlich verschwunden sei und dass Niemand sie seit dem Tage gesehen habe. Der Prinz sah sein Gewand an und es dünkte ihm weißer als je zuvor, doch da sprachen die Minister: „Das Gewand kann euch trügen, denn da sie so lange herumstreichen konnte, versteht sie sich
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