Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
ihr seid, will ich auch sein,“ füllte auch seinen Sack mit Gold und ritt mit ihnen.
Sie kamen wieder in dasselbe Wirtshaus, wo sie eingekehrt waren, ehe sie in den Wald ritten, und hier fingen sie jetzt an in Saus und Braus zu leben. Ueber ein Kurzes hatten sie Alles verzehrt und beschlossen nun weiter zu gehen in die Welt hinein und ihr Glück zu versuchen. Nur der Jüngste hatte von Anfang an dem Wirt sein Geld aufzuheben gegeben und wollte das wüste Treiben nicht mitmachen. Er sagte, er wolle lieber dableiben und verdingte sich dem Wirt als Aufwärter. Die andern Eilfe zogen nach allen Weltgegenden auseinander, immer zwei oder drei zusammen; nach Jahr und Tag wollten sie wieder Alle im Wirtshaus zusammen kommen.
Der Jüngste tat seinen Dienst so gut, dass er von Allen wohlgelitten wurde und der Wirt, der keine Kinder hatte, ihn endlich an Sohnes Statt annahm. Als die Zeit um war, kamen auch die Brüder wieder, Einer nach dem Andern und immer Einer schmutziger und zerlumpter als der Andre; ihre Falschheit hatte ihnen keinen Segen gebracht. Wie sie nun wieder Alle beisammen waren, pflegten sie Rathes mit einander und beschlossen einstimmig, wieder in das Schloss zu gehen und ihr Glück noch einmal mit der schwarzen Dame zu versuchen. Der Jüngste wollte sie davon abbringen, sie ließen ihm aber keine Ruhe, bis er mit ihnen fortzog. Sie kamen wieder durch den Wald und an das Schloss, und die Zugbrücke war wieder niedergelassen. An dem Tor stand die schwarze Dame, sprach aber kein Wort und sah Keinen mit einem Auge an. Sie ging ihnen voran in den Speisesaal, wo wieder für zwölf Mann gedeckt war, und trug ihnen alles Gute und Köstliche auf, immer aber, ohne den Mund auf zu tun oder einen der Brüder anzusehen. Anfangs war ihnen unheimlich zu Mute, bald aber fingen sie an zu trinken und guter Dinge zu sein und waren fröhlich bis in die Nacht hinein. Wie sie nun schliefen, kam die schwarze Dame und weckte den Aeltesten und hieß ihn mit vor die Thür gehen, sie habe ihm was zu sagen. Und hernach rief sie den Zweitältesten hinaus und so fort, bis sie an den Jüngsten kam. Den führte sie mit sich in die Küche und zeigte ihm am Gossenstein ein Loch, da solle er hinabschauen. Da lagen in einem schwarzen Abgrund die eilf Brüder, Einer über dem Andern, und war Allen das Genick gebrochen. Die schwarze Dame fragte ihn, ob er jetzt noch einmal drei Jahre dableiben, oder auch hinuntergestürzt sein wolle zu den Andern? Die toten Brüder aber hoben ihre blutigen Köpfe in die Höhe und riefen unten herauf aus dem Loch, es wäre nicht wahr, dass sie tot wären, er solle sich Nichts daran kehren, was das schwarze Weib zu ihm spreche. Er ließ sich jedoch nicht irre machen und sagte zu. Die Dame führte ihn wieder zurück in das Bett, und von dem folgenden Tage an sprach sie wieder mit ihm und bediente ihn noch besser als zuvor.
Als nun die drei Jahre beinahe um waren, kam sie eines Abends zu ihm und sprach, jetzt habe er noch drei Tage auszuhalten, die seien schlimmer als die drei Jahre. Was aber auch in den drei Nächten geschehe, er solle fest bleiben und sich durch Nichts irre machen lassen, denn wenn er ein Wort spreche, so sei Alles verloren.
In der ersten Nacht, als es zehen Uhr schlug, ging die Thür auf und die eilf Brüder kamen in die Schlafkammer zu ihm und lachten und sprachen, jetzt sehe er wohl, dass sie noch lebendig wären und dass die schwarze Dame ihn nur angelogen habe, und er solle mitkommen und sich lustig mit ihnen machen. So redeten sie ihm zu, zwei Stunden lang, und wollten ihn auf jede Art zum Sprechen bringen, er aber blieb fest, und mit dem Schlage Zwölf mussten sie wieder fort. Des andern Morgens kam die Dame und war weiß zum dritten Teil. Sie dankte ihm und bat ihn gar sehr, dass er auch die zweite Nacht fest bleiben und sich nicht irre machen lassen solle.
In der zweiten Nacht ging wieder mit dem Schlag Zehen die Türe auf und die Brüder kamen herein und brachten die alten Eltern und den Wirt mit. Der redete zuerst seinen Aufwärter gar freundlich an, wie sehr er sich freue, ihn zu finden und wie es ihm gegangen sei und so fort. Der junge Mensch gab ihm aber keine Antwort, so hart es ihm wurde. Nun fingen sein Vater und seine Mutter an, ihm gute Worte zu geben, wie sie schon so viel um ihn gemeint hätten, seit er fort wäre, und er solle doch nun ein tröstliches Wort zu ihnen sprechen. Als er still blieb, sagten sie, wenn er nicht einmal ein gutes Wort für seine alten Eltern
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