Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
habe, so wollten sie Nichts mehr von ihm wissen, und er solle ihr Kind nicht mehr sein. Das tat ihm so weh, dass ihm die Tränen an den Backen herunterliefen, er blieb aber fest und sprach kein Wort und um zwölf Uhr war Alles verschwunden.
Des andern Morgens kam die Dame und war zu zwei DritTeilen weiß geworden. Sie dankte ihm, dass er sie nun beinahe ganz erlöst habe und bat ihn gar sehr, dass er doch auch die dritte und letzte Nacht standhaft bleiben möge. Als es Abend ward, führte sie ihn in ein anderes, gar köstlich ausgeschmücktes und ganz rundes Zimmer. In der Mitte desselben aber stand ein runder Tisch und mitten darauf musste er sich setzen. Ehe die Prinzessin wieder fortging, gab sie ihm eine Ruthe in die Hand und sagte, es würden diese Nacht allerlei Tiere kommen und an ihn wollen. Er solle aber fest bleiben und nur, wenn eines davon zu nahe komme, mit der Ruthe darauf schlagen.
Mit dem Schlag Zehen sprang die Thür auf und die Tiere stürzten herein. Sie sahen so schauderhaft und furchtbar aus, dass es nicht zu sagen ist und drängten sich immer mehr um den Tisch herum; sobald aber eins ihm zu nahe kam, schlug der Husar es mit seiner Ruthe, dass es zurückweichen musste. Trotzdem wurden sie je länger, je zudringlicher, denn wenn er eins von den Tieren schlug, dann streckten und reckten zehn andre zu seinen Seiten und hinter ihm ihre langen Hälse nach ihm aus und sperrten ihre schrecklichen Mäuler auf, so dass er sich ihrer kaum mehr erwehren konnte. Seine Kräfte verließen ihn mehr und mehr und es wurde ihm endlich ganz schwindlich vor den Augen, so dass ihm schien, Alles drehe sich mit ihm, da schlug es zwölf Uhr, es krachte, als ob das Schloss versinken solle und er stürzte besinnungslos auf dem Tische zusammen.
Als er wieder erwachte, fand er sich auf einem prächtigen Lager wieder und vor ihm standen reichgekleidete Diener. Die halfen ihm, sich anziehen und führten ihn in einen hohen Saal, darin saß ein König auf einem goldnen Thron, neben ihm die Königin und herum standen zwölf schöne Prinzessinnen und die schwarze Dame, welche jetzt schneeweiß war, war die älteste davon. Der König aber sprach: „Durch dein treues Aushalten hast du das Schloss und uns erlöst, dafür darfst du dir jetzt eine von meinen Töchtern wählen und ich schenke dir Krone und Königreich dazu.“ Der junge Husar besann sich nicht lange und wählte die Aelteste, welche er während der drei Jahre von Herzen liebgewonnen hatte. Jetzt war großer Jubel und Freude, die Hochzeit wurde prächtig gefeiert und der Husar und die Prinzessin waren das schönste Paar, was man noch je gesehen hat.
Der Hasenhirt
Es war einmal ein König von Portugal, der hatte eine sehr schöne Tochter und die hatte so viel Freier, dass sie sich ihrer nicht zu entschlagen wusste, und dass die Wahl ihr mit jedem Tage schwerer wurde, denn jeden Tag kamen ihrer einige Dutzende mehr in der Hauptstadt an. Da ließ der König endlich ein Gebot ergehen: wer ihm einen goldenen Apfel brächte, der solle die Prinzessin haben. Nun wäre es zwar leicht gewesen, sich einen goldenen Apfel beim Goldschmied machen zu lassen, aber damit war es nicht getan, denn der Apfel musste gewachsen sein und es gibt nur einen Baum in der Welt, worauf sie wachsen.
Nun verloren die meisten Freier den Mut, ein General aber behielt dessen genug und machte sich auf den Weg und kam in einen großen Wald, und als er den hinter sich hatte, da lag eine große Haide vor ihm und mitten auf der Haide stand der Wunderbaum und der glänzte ganz prächtig, so voll goldener Aepfel war er. Kaum stand er daran, als ihm einer der goldenen Aepfel vor die Füße fiel. Den steckte er schnell in die Tasche, aber er war nicht mit einem zufrieden, sondern wollte ihrer mehr haben und rüttelte und schüttelte, aber es wollte keiner fallen. Da nahm er einen Stock und wollte sich welche herunter werfen, aber das half auch nichts, und er musste sich mit dem einen begnügen, und zog ab. Als er wieder in den Wald kam, begegnete ihm ein kleines graues Männchen, das frug ihn: „Ei, mein Freund, was hat er denn in seiner Tasche?“ Der General sah das Männchen einmal von der Seite an und erwiederte unwirsch: „Einen Dreck hab ich.“ Da sprach das Männchen: „Ist's ein Dreck, dann soll's auch ein Dreck bleiben,“ und mit den Worten war es verschwunden.
Als der General in die Hauptstadt kam, da machte er groß Geschrei, dass er den goldenen Apfel habe, und als der König das
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