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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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sprach mit heuchlerischer Miene: „Ach wie freue ich mich, dass du eine so schöne und tugendhafte Jungfrau gefunden hast, mein Sohn, und ich eine so schöne Schwiegertochter. Wenn mir selbst das größte Glück auf der Welt zugefallen wäre, könnte ich nicht so froh sein, wie ich jetzt bin. Nun macht auch bald Hochzeit, meine lieben Kinder, ich sorge für Alles; seit nur recht glücklich, dann bin ich es auch.“ Und sie umarmte den Prinzen und die schöne Jungfrau und drückte sie an sich, aber heimlich dachte sie in ihrem Herzen: Wartet nur, ich wills euch eintränken! Da sprach die Jungfrau: „Die Hochzeit halten wir nicht hier, die muss bei meinen Eltern gefeiert werden, nach denen ich mich gar sehr sehne und die um mich in großen Sorgen sind. Lasset mich zu ihnen gehn, dann kommt mein Bräutigam nach.“ Die Königin sprach: „Jetzt habe ich dich noch lieber, weil du eine so liebevolle Tochter bist. tue also; binnen Jahr und Tag komme ich mit meinem lieben Sohne dir nach und wir feiern die Hochzeit in Lust und Freuden.“ Heimlich dachte sie aber: Bist du nur erst aus dem Wege, mit ihm will ich schon fertig werden. Rasch ließ der Prinz ein Schiff ausrüsten und binnen drei Tagen fuhr die Prinzessin ab. Die alte Königin aber hatte den Schiffscapitän bestochen, er müsse machen, dass ihn die Prinzessin Heirathe, gehe es nun wie es wolle.
    Als das Schiff auf hoher See war, kam der Capitän zu ihr und wollte ihre Liebe und Gunst gewinnen, aber sie wies ihn erzürnt zurück. Da sprach er: „Eins von Beiden mögt ihr euch wählen: wollt ihr mich zum Mann und dem König eurem Vater sagen, ich habe euch gerettet, oder wollt ihr ins Meer geworfen werden? Ihr habt drei Tage Bedenkzeit.“ Als sie wieder allein war, warf sie sich auf ihre Kniee nieder und bat Gott um Rettung aus dieser neuen Not und Gefahr. Da kam ihr ein guter Gedanke und als der Capitän am dritten Tage wieder vor sie trat und frug, wozu sie nun entschlossen sei, sprach sie: „Jahr und Tag will ich Frist haben, dann mag die Hochzeit sein.“ Damit war der Capitän zufrieden. Als sie ans Land kamen führte er sie zu ihren Eltern, erzählte ihnen, wie er sie aus einer finstern Höhle gerettet habe und begehrte ihre Hand. Der König und die Königin waren so froh, ihr Kind wieder zu haben, dass sie alsbald einwilligten, und über Jahr und Tag sollte die Hochzeit gehalten werden. Da sprach die Jungfrau: „Als ich in meiner Höhle lag habe ich ein Gelübde getan, das muss ich jetzt halten. Ich habe gelobt, wenn ich erlöst würde, Jahr und Tag ein Wirtshaus an offener Straße zu halten, darin sollte jeder arme Wanderer und Pilger ein freies Unterkommen finden und ich selber wolle sie bedienen.“ Der König war sehr dagegen, sprach, das schicke sich nicht für eine Prinzessin aus königlichem Stamme, aber die Königin sagte: „Was man Gott dem Herrn verspricht, das darf man nicht brechen, sonst folgt die Strafe auf dem Fuße. Richte ihr ein Wirtshaus ein und lass sie darin hanTieren, wie sie gelobt hat, es wird ihr Schaden nicht sein.“ Da wurde das Wirtshaus gebaut und mancher arme Reisende und Pilger fand da Labung und segnete die fromme Königstochter und betete zu Gott, dass er es ihr lohnen möge. Jetzt wollen wir sie in dem Wirtshaus lassen und sehen, wie es dem Prinzen erging.
    Als die Prinzessin weg war und die falsche Königin gar nicht wusste, wie sie den Prinzen verderben könne, offenbarte sie sich zuletzt dem Greise und der war gleich bei der Hand, ihr dabei zu helfen, nur musste sie ihm versprechen, seine Gemahlin zu werden und das tat sie gern. Er sprach: „Siehe zu, dass er in die Löwengrube gehe, welche in dem Schlossgraben ist, dann werden ihn die Löwen zerreißen.“ Da legte sich die Königin auf ihr Bett und tat, als sei sie todkrank. Der Prinz war in tiefer Bekümmerniß um sie und frug eines über das anderemal, womit ihr wohl geholfen werden könne? Sie sprach: „Ach lieber Sohn mir kann geholfen werden, aber es ist Gefahr dabei und du könntest leicht dabei zu Schaden kommen, da möchte ich jedoch lieber sterben, als dass dir etwas zu Leide geschähe.“ „Ich kenne keine Gefahr, liebste Mutter,“ sprach der Prinz, „wenn es um dein Leben geht.“ Sie antwortete: „Was bist du für ein guter Sohn! So will ich es dir denn sagen: Wenn ich eins von den Löwenwelpen an meine Brust lege, dann zieht die Kraft in mich hinein und ich werde in Zeit von einem Tage gesund.“ Der Prinz lief auf der Stelle zu der

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