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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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Löwengrube, trat unerschrocken hinein und da ein Löwe edelm Blut kein Leid antut, so ließen ihn die alten Löwen ruhig gewähren. Als er ein Junges fasste, da brüllte die Löwin und erhob sich, doch der Prinz sah sie mit einem so scharfen Blick an, dass sie sich augenblicklich wieder hinlegte. Die Königin setzte den jungen Löwen an ihre Brust und rief: „Ich fühle ordentlich, wie ich neue Kraft bekomme, jetzt bin ich gerettet.“ Als der Löwe aber nicht ruhig blieb und seine Krallen ausstreckte, schrie sie: „Es ist jetzt gut, nimm ihn weg und mache ihn tot, ich kann ihn nicht länger an mir leiden.“ Der Prinz nahm den Löwen und sprach: „Warum sollte ich das arme Tierchen töten, da es doch meiner lieben Mutter Leben gerettet hat? Ich will es seiner Mutter heimbringen, wie ich es ihr genommen habe.“ So trug er den jungen Löwen wieder in die Grube zurück und die alte Löwin brüllte laut vor Freude, als sie ihr Welpchen wieder hatte.
    Da dieser Plan also fehlgeschlagen war, berieth die Königin wieder mit dem Greise, wie sie den Prinzen verderben könnten und der Greis sprach: „Es gibt nur ein Mittel, du musst ihm das Hemd ausziehen, dann hat er keine Kraft mehr, das Schwert zu schwingen und wir werden seiner bald Meister.“ Die Königin lud eine Menge von Gästen zu sich ein, ging zu dem Prinzen und sprach: „Da du mich vom Tode gerettet hast, lieber Sohn, so habe ich dir zu Ehren ein großes Mahl anstellen lassen, komm nun und setze dich neben mich, damit wir uns zusammen freuen.“ Der Prinz folgte ihr hocherfreut zu dem Saal, wo die Gäste schon beisammen waren. Als er nun gegen Ende des Mahles recht eifrig mit den Gästen sprach, goß sie rasch einen Schlaftrunk in seinen Becher. Dann hob sie ihr Glas und rief: „Mein lieber Sohn soll leben, der mich vom Tode gerettet hat.“ Da nahm er seinen Becher und trank ihn in einem Zuge leer. Bald darauf gingen die Gäste nach Hause, der Prinz aber fühlte sich gar müde und legte sich zu Bette, wo er bald fest einschlief. Nun schlich die Königin mit dem Alten in das Zimmer, da zogen sie ihm das weiße Hemd aus und der Alte zog es an. Dann nahm dieser ein Messer, gab es der Königin und sprach: „Nun stich ihm das linke Auge aus.“ Sie tat es, der Alte grub ihm das rechte Auge auch noch aus und dann warfen sie ihn in die Löwengrube.
    Durch den Schmerz war der Prinz sogleich erwacht und hatte wohl gesehn, wie groß die Falschheit seiner Mutter war und auch gehört, wie der Alte über ihn triumphirte. Als er fühlte, dass man ihn in die Löwengrube warf, war er froh, denn er glaubte nicht anders, als die Löwen würden ihn sofort verschlingen und das wäre ihm recht gewesen, denn er war des Lebens gar satt. Das geschah aber nicht, sondern die Löwin kam zu ihm und brüllte so recht traurig und die Löwenwelpen kamen und lekten ihm die Augen, bis sie ganz heil waren. Jeden Tag brachte die Löwin ihm ein Stück Fleisch, das legte sie auf seine Kniee und er nahm es und aß es roh, das war seine ganze Nahrung. Das Fleisch holten sich die Löwen aber durch einen Erdgang, der lief aus der Löwengrube in den Wald. Als der Prinz nun eines Tages so in der Grube herumtappte, entdeckte er den Gang und kroch hinein. Lange spürte er nur eine dumpfe, schwere Luft, dann aber wurde ihm das atmen immer leichter und endlich merkte er, wie sich der Gang erweiterte, wie frische Waldluft ihn anwehte. Er hörte die Vöglein in den Bäumen singen, die Hirsche und Rehe springen und fühlte die Sonne warm auf sein Angesicht scheinen. Er dankte Gott auf den Knien für seine Rettung und schaffte sich dann weiter, so gut es eben ging. Gegen Abend rauschte es in der Ferne, darauf ging er zu und gelangte also an das große Weltmeer. Dort hatte grade ein Schiff angelegt, um frisches Wasser einzunehmen. Als der Schiffscapitän ihn sah, dauerte ihn der arme blinde Jüngling, der so verlassen da herum schlich und er frug ihn, ob er mitfahren wolle? „Ja das will ich gern, denn hier müsste ich ja Hungers sterben,“ sprach der Prinz und stieg in das Schiff, wo ihn der gute Capitän auf das Beste hielt und pflegte, so dass er von Tag zu Tage frischern Mutes wurde. Als das Schiff anlegte, nahm er unter vielem Dank von dem Capitän Abschied und schlich auf der Landstraße weiter.
    Eines Tages kam er an eine große Stadt. Vor dem Tore rief eine Frau: „Kommt herein in mein Haus, hier werden alle armen Reisenden und Pilger gepflegt.“ Er streckte seine Hand aus und ließ sich in

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