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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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So geschah es, dass er wieder nicht zu Hause war, als der Storch das Kindlein brachte, und es wurde der Alten sehr leicht, den König wieder zu belügen und ihn weis zu machen, die Königin habe abermals eine Mißgeburt bekommen, die noch ärger ausgesehen hätte, wie die erste. Das Kind war aber wiederum ein Mägdlein und damit machten sie es, wie mit dem ersten und legten es auch in eine Schachtel und warfen diese in den Bach. So schwamm es bis an die Mühle und wurde von den guten Müllersleuten eben so herzlich aufgenommen, wie sein Schwesterlein.
    Das Herzeleid des Königs und der armen Königin ist gar nicht zu beschreiben. Sie weinten Tag und Nacht und weinten sich fast die Augen aus. Auch hatten sie gar keine Freude mehr, als sich die Hoffnung wieder zeigte, dass ihnen ein anderes Kind bescheert werde. Es war auch gut, dass sie sich nicht darauf freuten, denn die böse Mutter war wieder eben so schnell bei der Hand wie die beiden ersten male und vertauschte das schöne Knäbchen, welches die Königin geboren hatte, mit einer hässlichen Mißgeburt, welche zur selben Zeit in der Stadt auf die Welt gekommen war. Als der Köng die Mißgeburt sah, wurde er entsetzlich böse und sprach, er wolle nichts mehr von der Königin wissen und sie gar nicht mehr sehen. Da triumphirte die böse Alte und sprang vor Freude, dass ihre alten Knochen schlotterten.
    Das Knäbchen nahm aber denselben Weg, wie seine zwei Schwestern, schwamm auch an die Mühle und wurde eben so gern empfangen, wie jene. Es wuchs mit ihnen auf und wurde ein schöner Jüngling und blieben in der Mühle, bis er fünfzehn Jahr alt war. Da geschah es, dass die Alte eines Tags an der Mühle vorbei fuhr. Als sie den Jüngling und die beiden Mädchen sah, überlief es sie gar sonderbar. Sie stieg aus ihrem Wagen heraus, ging in die Mühle und frug den Müller, ob das seine Kinder seien? „Nein,“ sprach der Müller. „Gott hat sie mir auf dem Wasser zugeschickt,“ und erzählte ihr die ganze Geschichte, zeigte ihr auch die Schachteln, welche er sorgfältig aufgehoben hatte. Da erkannte die böse Alte, dass es die Kinder der Königin waren und sie sprach zu dem Müller, er müsse die drei Kinder töten, wo nicht, dann werde er selber getötet. Der Müller versprach, es zu tun, aber er tat es doch nicht, sondern sagte den Kindern Alles und gab ihnen einen seiner Esel, damit sie darauf entfliehen könnten. Da nahmen sie am folgenden Tage mit weinenden Augen Abschied von einander; der Jüngling setzte sich auf den Esel und die Schwestern saßen in zwei Körben, auf jeder Seite des Esels eine.
    Also zogen sie in die Welt hinaus. Als sie schon ein paar Tagereisen gemacht hatten, kamen sie in einen Wald und kaum waren sie einige Stunden weit darin, da sahen sie auf der Straße ein Büchlein liegen. Der Jüngling hob es auf und las die erste Seite. Da erhob sich vor ihm ein großer großer schwarzer Nebel, und als der verschwand, stand ein Geist da, welcher frug: „Was befiehlt mein Herr und Meister?“ Anfangs erschraken die Geschwister nicht wenig, doch erholten sie sich bald von ihrem Schrecken und der Jüngling sprach: „Baue uns ein schönes Schloss und bringe Alles hinein was nötig ist.“ Da erhob sich abermals ein Nebel und als er wich, stand ein wunderschönes Schloss da mit prächtigen Gärten und viele Diener eilten heraus, die Geschwister als ihre Herren zu begrüßen. Sie traten hinein und wie war Alles da so schön! Sie konnten's gar nicht schöner wünschen.
    Als die arge alte Königin von dem Schlosse der drei Geschwister hörte, verkleidete sie sich und schlich herum, bis sie dieselben sah. Sie erkannte sie sogleich und ließ den Müller vor sich kommen. Der läugnete allerdings, aber es half ihm nichts, er musste endlich bekennen, und von nun an ließ es ihr keine Ruhe. Sie sann Tag und Nacht auf Ränke, wie sie die drei Kinder ins Unglück bringen möge, denn sie fürchtete, ihre Verrätherei könne an Tag kommen, so lange dieselben am Leben seien.
    Eines Tages zog sie Bettelkleider an und ging in das Schloss. Als die Geschwister ihr ein reiches Almosen gegeben, sprach sie, sie hätten wohl Alles, was man sich nur wünschen könnte, nur eins noch fehle ihnen und es sei jammerschade, dass sie das nicht auch noch besäßen. Sie frugen, was das sei? Da sagte die Alte: „Ein Zweig von dem Baum mit goldenen Früchten. Wenn ihr den in euren Garten pflanzt, dann wächst schnell ein Baum daraus und ach das wäre so prächtig!“ Da beriethen die

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