Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
Geschwister, wie sie den Zweig bekommen könnten und es wurde beschlossen, dass ihr Bruder ausziehen solle, um ihn zu holen.
Der Jüngling machte sich alsbald auf die Reise und zog von Land zu Land, bis er an den Garten kam, worin der Goldbaum stand. Da trat ein altes Männchen zu ihm und frug ihn, wohin er wolle? „Ich will mir einen Zweig von dem Baum mit goldnen Früchten holen,“ sprach er. „Ich rathe dir, das nicht zu tun,“ sprach das Männchen, „denn es ist große Gefahr dabei. Es wird dir allerhand aufstoßen und wenn du dich dabei nur einmal umsiehst, dann wirst du zur Salzsäule.“ „Das tut nichts, ich werde mich schon in Acht nehmen,“ sagte der Jüngling, und trat in den Garten. Er ging grade auf den Baum zu und brach einen Zweig ab. Er war schon fast aus dem Garten heraus, als es hinter ihm schrie und tobte und Jemand ihn am Rock festhielt. Da sah er um, wer das sein könne, aber im selben Augenblick war er zur Salzsäule geworden.
Als der Jüngling schon einige Zeit weg war, kam die Alte wieder und zwar in Gestalt einer andern Bettelfrau und sprach zu den zwei Jungfrauen: „Dem schönen Schlosse fehlt nichts, als der sprechende Vogel und es ist jammerschade, dass ihr den nicht habt.“ – „Wo finden wir ihn denn?“ frugen die Schwestern. „In dem Garten, wo der Baum mit goldnen Früchten steht,“ sagte die Alte. Da sprach die älteste der beiden Schwestern: „Ich will den Vogel holen und zugleich sehen, wo unser Bruder bleibt;“ und sie ging auf Reise und kam auch zu dem Garten. Da stand das graue Männchen und frug sie, wohin sie wolle? „Ich will den sprechenden Vogel holen,“ antwortete sie „und sehen, was mein Bruder macht.“ „Unternimm das nicht,“ sagte das Männchen „und bleib lieber aus dem Garten; es ist zu große Gefahr dabei; denn wenn du dich auf dem Rückwege nur einmal umsiehst, dann wirst du gleich deinem Bruder zur Salzsäule.“ „Ich werde mich hüten,“ sagte die Jungfrau und ging in den Garten. Da brach sie einen Zweig von dem Goldbaume und nahm den sprechenden Vogel, welcher in einem Käfig nebenan stand. Als sie aber bald an der Thür war, rief Jemand hinter ihr her, grade als wenn es ihr Bruder gewesen wäre, sie hab etwas vergessen. Da sah sie um, wurde auch zu einer Salzsäule und stand neben ihrem Bruder.
Das war eine Freude, als das falsche Weib sah, dass die Beiden nicht zurückkehrten. Es ging zu der jüngsten Schwester und zwar wieder als Bettelfrau gekleidet, bewunderte das Schloss und sprach: „Es fehlt hier gar nichts, als das springende Wasser; das gäbe einen sehr schönen Springbrunnen.“ „Wo findet man das springende Wasser?“ frug die Jungfrau und die garstige Alte sprach: „In dem Garten, wo der Baum mit goldnen Früchten steht und der sprechende Vogel ist.“ Da dachte die Jungfrau, sie müsse einen solchen Springbrunnen haben und würde zugleich ihre Sorge los denn sie könne ja dann erfahren, was aus ihrem Bruder und ihrer Schwester geworden sei. Sie machte sich alsbald auf den Weg und kam nach langem Reisen auch bei dem Garten an. Da fand sie das Männchen, welches sie beschwur und warnte, doch nicht hinein zu gehn, denn sie komme nicht heraus, und es gehe ihr, wie ihrem Bruder und ihrer Schwester. Als sie jedoch nicht anders wollte und durchaus darauf bestand, sagte das Männchen, dann solle sie sich nur nicht verleiten lassen umzusehn. Wenn sie aber von dem springenden Wasser habe, dann müsse sie damit die beiden Salzsäulen besprengen, die am Eingang des Gartens ständen denn das seien ihre Geschwister. Da ging sie in den Garten und fand den Brunnen, woraus das Wasser sprang, und sie füllte sich zwei Flaschen davon, ließ sich auch nicht schrecken, wie sehr es um sie herum schrie und heulte und brüllte, als ob die ganze Hölle losgelassen sei. Sie ging ruhig und Mutig zurück und goß eine Flasche des springenden Wassers über die beiden Salzsäulen aus; da verwandelten sie sich in ihre Geschwister und liefen mit ihr aus dem Garten hinweg. Wie war jetzt die Freude groß! Sie hatten sich wieder und dazu Alles, was sie wünschten, den Zweig von dem Baum mit goldenen Früchten, den sprechenden Vogel und das springende Wasser. Der Zweig wuchs in einer Nacht zu einem prächtigen Baum; in dessen Aesten saß der sprechende Vogel und an dessen Fuß stieg das springende Wasser aus einem goldenen Becken empor; man kann sich nichts prächtigeres denken.
Der Ruf von dem wunderschönen Schlosse der drei Geschwister drang von
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