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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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schickte. Das Lernen schlug bei dem Hirtenknaben sehr wohl an, er war immer der Erste. Als er ausgelernt hatte, musste er auch noch die Kaufmannschaft erlernen und auch darin machte er so große Fortschritte, dass sein Pflegevater ihn nicht genug rühmen konnte. Soweit war wohl Alles gut, aber was dem Kaufmann nicht behagte, war, dass sein Pflegesohn, der unterdessen ein schöner Jüngling geworden war, sich allzugut mit seiner Tochter stand, so dass er fürchtete, die Beiden möchten sich heiraten wollen. Darum beschloss er, ihn wegzuschicken, dass er die Welt sähe, denn er dachte, dann würden sie leicht einander vergessen. Darüber freute sich der Jüngling sehr, aber bevor er abreiste, ging er heimlich zu Emma (so hieß des Kaufmanns Tochter) und sprach: „Du bist mein und ich bin dein und wir lassen nicht von einander.“ Da gelobte sie ihm treu zu bleiben, schenkte ihm einen schönen Ring und sie nahmen unter vielen Tränen Abschied von einander.
    Der Jüngling zog weg und kam an die See; da nahm er ein Schiff und fuhr über in ein großes Königreich, welches auf einer Insel lag. Als er in die Hauptstadt kam, wurde er vor den König geführt, welcher ihn frug, wohin er gehe und was er suche? – „Ich suche mein Glück, weiß aber noch nicht, wo ich es finden soll,“ sprach der Jüngling. „Wenn du es findest, dann bringe mir auch das meine mit,“ sprach der König. „Was ist das denn?“ frug der Jüngling und der König antwortete: „Mein Glück ist ein Baum, welcher goldene Früchte trug, aber jetzt keine mehr trägt. Wenn du mir schaffst, dass er wieder fruchtbar wird, schenke ich dir eine Last Goldes aus meiner Schatzkammer.“ Der Jüngling versprach, er wolle sich alle Mühe darum geben und bestieg wieder sein Schiff, denn er merkte wohl, dass sein Glück nicht auf der Insel war.
    Nachdem er sechs Tage und sechs Nächte gefahren war, kam er an ein anderes Land, stieg aus und wanderte auf die Hauptstadt zu. Als er am Tore seinen Paß zeigte, führte ihn die Schildwache zum König, welcher in tiefer Trauer war. „Wohin gehst du?“ frug der König. „Ich suche mein Glück,“ sprach der Jüngling. „Dann bringe mir auch meines mit, wenn du deines findest,“ sprach der König. „Was ist denn das?“ „Mein Glück ist ein Brunnen, daraus sprangen ehedem goldne Perlen und jetzt springen keine mehr daraus und er ist ganz versiegt. Wenn du mir schaffen kannst, dass er wieder springt, dann schenke ich dir eine Last Goldes aus meiner Schatzkammer.“ Der Jüngling versprach sein möglichstes zu tun und zog weiter, denn er sah ein, dass ihm hier sein Glück nicht blühe.
    Zwei Monate fuhr er im Lande umher, da kam er an die See, dort setzte er sich zu Schiffe und fuhr noch zwei Monate, da legte das Schiff an, denn sie hielten vor einer großen Insel. Er stieg ans Land und kam in die Hauptstadt, wo Alles in tiefer Trauer war. Es war ein Gebot vom König ausgegangen, dass jeder Fremde gleich zu ihm geführt werde und so geschah es auch dem Jüngling. Als er in das Schloss kam, frug der König ihn: „Wohin gehst du?“ „Ich suche mein Glück.“ „Dann bringe mir auch das meine mit, wenn du deines findest.“ „Was ist denn das?“ frug der Jüngling und der König antwortete: „Ich hatte drei Töchter und vor Jahren ist mir die jüngste gestohlen worden. Wenn du sie mir wiederschaffst, schenke ich dir mein halbes Königreich.“ Der Jüngling versprach Alles zu tun, was in seinen Kräften stünde und zog seines Weges weiter, denn wo solche Trauer war, da konnte sein Glück nicht sein.
    Er hatte wiederum ein gut Stück Weges hinter sich, als er eines Tages ein altes Schloss vor sich liegen sah. Ein ungeheurer Riese hielt daran Wache, der trug eine der schwersten Kanonen, die es gibt auf der Schulter. Als er den Jüngling sah, schrie er: „Ei du Erdwurm, wo willst du denn hin?“ „Ich suche mein Glück.“ „Dann bringe mir auch meines mit, hörst du?“ „Wenn du mir sagen willst, was das ist, will ich es wohl tun,“ sprach der Jüngling. „Ich stehe hier schon tausend Jahre Schildwache,“ sagte der Riese, „und weiß nicht wie ich abgelöst werden kann.“ „Gut ich will sehen,“ sprach der Jüngling und zog weiter und immer weiter, bis er an einen großen Fluss kam. Da saß eine steinalte Frau in einem Nachen, die frug ihn, ob er nicht überfahren wolle? „Jawohl, das möchte ich gern.“ „Wo gehst du denn hin?“ frug die Frau weiter und er antwortete: „Ich suche mein

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