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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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„Mir träumte, ein König habe drei Töchter gehabt, davon sei eine ihm gestohlen worden und kein Mensch wisse, wo sie geblieben sei. Das musst du doch jedenfalls wissen.“ „Das weiß ich auch,“ antwortete er und grinzte sie freundlich an, „das bist du ja selbst und ich habe dich ihm gestohlen. Aber jetzt rathe ich dir, lass mich schlafen.“
    Der schönen Frau ging durch diese Antwort ein Licht auf, ihr fiel ein, wie sie in dem Pallast ihres Vaters so schöne Zimmer gesehn und so liebe gute Schwestern gehabt hatte, wie sie von ihrer Mutter gehätschelt und getätschelt worden war und Alles, Alles sah sie wieder vor sich. Da überkam sie ein großes Heimweh und sie dachte in ihrem Herzen: Ach wenn er mich doch mitnähme und meinen lieben Eltern ihr Glück brächte und mir das meine schenkte! Sie stand vorsichtig auf und rief leise, ganz leise dem Jüngling zu, der unter dem Bette steckte: „Willst du mich denn hier bei dem Menschenfresser lassen oder willst du mich mitnehmen? Ach nimm mich doch mit dir!“ „Ohne dich gehe ich nicht,“ sprach der Jüngling „und wenn es mein Leben kostete.“ Da fasste sie frischen Mut und schlug den Menschenfresser noch einmal hinters Ohr, dass es patschte. Der fuhr sehr zornig empor und schrie sie an: „Jetzt wird es mir zu bunt. Willst du mich in Ruhe lassen oder nicht?“ „Ach es ist so heiß und ich glaube ich habe ein Fieber,“ sprach sie, „denn so habe ich noch nie geträumt?“ „Was hast du denn wieder geträumt?“ schnauzte er und sie sprach: „Ach mir träumte ein Riese stünde tausend Jahre Schildwache und habe eine schwere Kanone auf der Schulter, wisse aber nicht, wie er abgelöst werden könne.“ „Ei der Narr,“ brummte der Menschenfresser und legte sich wieder hin, „warum gibt er die Kanone nicht dem Ersten Besten, der vorbeikommt, dann ist er abgelöst. Jetzt lass mich aber mit deinen Träumen in Ruhe, oder du sollst sehn, dass ich keinen Spaß verstehe.“ Und über eine Weile schnarchte er wieder, dass das Häuschen zitterte.
    Es blieb aber noch eine Frage übrig und so wagte es die Frau denn auf gut Glück und patschte ihn zum Schluß noch einmal, dass es schallte. Im selben Augenblick aber richtete sich das Ungeheuer auf, bleckte seine Zähne vor Wuth und griff nach ihr. Wäre sie nicht so flink aus dem Bette gesprungen, er hätte sie wahrlich gefressen; sie war aber in einem Satz an der Thür und rief: „tue mir doch nichts, was kann ich denn dafür, dass mir so schwer träumt, und dass ich ein Fieber habe?“ „Das ist das Letztemal, wo ich es dir hingehen lasse,“ sprach der Menschenfresser, „kommst du mir aber noch einmal, dann fresse ich dich mit sammt deinen Träumen.“ „Es soll ja auch gewiss nie wieder geschehen, beruhige dich nur,“ sagte die Frau. „Mir träumte, eine alte Frau fahre schon an tausend Jahre die Leute in einem Nachen über ein Wasser und könne nicht abgelöst werden. Wie kommt das wohl?“ „Ei die Närrin, lass sie ihr Ruder dem Ersten Besten geben, den sie überfährt und zuerst ans Land springen, dann ist sie abgelöst. Und nun nimm dich in Acht und störe mich nicht wieder in meiner Nachtruhe, sonst schaff ich mir Ruhe und dir mit.“ „Nun gib dich nur zufrieden, alter Narr,“ sprach die Frau und kraute ihm den Kopf; da knurrte er noch ein wenig und dann schlief er wieder ein und schnarchte so brav, wie vorher.
    Da stand die Frau leise auf und der Jüngling kroch unterm Bett hervor. Sie öffneten vorsichtig die Türe und flohen so schnell, wie sie konnten, und ehe der Morgen anbrach, standen sie schon an dem Wasser. Die alte Frau rief dem Jüngling schon von weitem entgegen: „Nun, hast du mein Glück?“ „Ich habe es und wenn du uns rasch überfährst, sage ich es dir am andern Ufer.“ In einem Nu waren sie jenseits des Wassers, da sprangen die Beiden ans Land und der Jüngling sprach: „Wenn du abermals jemand überfährst und du bist am Lande, dann gib ihm das Ruder und springe zuerst aus dem Nachen, dann bist du abgelöst.“ „So zeige mir doch wie ich das machen muss,“ sprach die Frau, aber die Beiden waren ihr zu klug und eilten ihres Weges weiter. Als der Riese den Jüngling sah rief er ihm entgegen: „Nun Erdwürmchen hast du mein Glück?“ „Ich habe es, aber warte bis ich an dem Schlosse vorüber bin.“ Jenseits des Schlosses sagte der Jüngling ihm sein Glück und der Riese bedankte sich und war von Herzen froh.
    In dem Königreich, wohin sie nun kamen, nahmen sie sich

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