Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
Gäste horchten mit Erstaunen zu, nur nicht der Bräutigam, der schlich sich leise hinweg und Niemand hat ihn mehr gesehn.
In dem Herzen des Kaufmannes war aber die Habgier erwacht; als er am folgenden Tage das viele Gold sah, welches der Jüngling mitgebracht hatte, da ließ es ihm erst recht keine Ruhe und er sprach zu seiner Frau: „Komm lass uns auch unser Glück versuchen, hat der Gelbschnabel es so leicht gefunden, dann werden wir es auch finden und noch viel besser wie er.“ Da packten sie ihre Koffer und gingen zur See. Als sie in das erste Königreich kamen und nach dem König frugen, wurden sie gar nicht einmal vorgelassen. In dem zweiten Königreich ließ der König ihnen sagen, als sie sich meldeten, sie hätten nichts bei ihm verloren. In dem dritten wurden sie wohl vorgelassen, als sie aber sagten, sie wollten dem König sein Glück mitbringen, frug der König ob sie närrisch seien und sprach: „Ich habe kein Glück mehr nötig, seitdem ich meine Tochter wiedergefunden habe.“ Die beiden Alten verloren trotzdem den Mut nicht und gingen weiter. Als der Riese sie sah, rief er dem Kaufmann zu: „Halt da, du Erdwurm, nimm mir mein Gewehr einmal ab, du kannst für mich Wache halten,“ und er legte ihm die Kanone auf die Schultern; aber sie war so schwer, dass der Mann zusammenbrach. Die Frau war beim Anblick des Riesen vor Schrecken geflohen ohne sich nach ihrem Manne umzusehen und kam an das Wasser. Da nahm das alte Weib sie hurtig in ihren Kahn auf. Als dieser am andern Ufer hielt, sprach die Alte: „Haltet mir einen Augenblick das Ruder fest.“ Die Frau tat es und in einem Satz war die Alte am Ufer und die Frau verwünscht, die Leute überzufahren. Wenn keiner unterdessen dem Kaufmann die Wache und ihr das Ruder abgenommen hat, dann findest du sie wohl noch heut auf ihrem Posten.
Die eisernen Stiefel
Ein König hatte ein großes Schloss, darin wohnte er mit seiner Frau. Sie waren aber gar nicht glücklich darin, denn sie hatten wohl Reichthümer genug, Dienerschaft die Menge und große Ställe voll Pferde, aber das Beste und Schönste fehlte ihnen, sie hatten keine Kinder. Das machte ihnen ihr Leben recht bitter und das Herz oft so schwer, dass sie weinen mussten. Aber es schien ihnen noch viel mehr Trübsal und Leid bestimmt, denn eines Tages brach ein großes Feuer aus, welches das ganze Schloss verzehrte. Der König und die Königin kamen zwar mit dem Leben davon, aber von all ihren Schätzen und all ihrer Habe retteten sie nur eine eiserne Kiste voll Gold. Damit bauten sie das schöne Schloss wieder auf, aber die Freude währte nicht lange. Ein zweiter Brand verschlang das neue Schloss und es wurde nichts gerettet, als die eiserne Kiste, die aber war leer. So war der König plötzlich so arm geworden, wie der ärmste Mann in seinem Lande, und noch ärmer, denn ein armer Mann kann wenigstens arbeiten und sich sein Brot verdienen, das aber konnte der König nicht. Seine Diener und Hofherren waren im Nu wie fortgeblasen, denn in's Königs Haus geht nicht viel Treue ein und aus und ein König kann noch viel eher sagen als unser eins: der Freunde in der Not gehn hundert auf ein Loth. Da nahm er seine Frau an der Hand und die Beiden gingen tief betrübt in den Wald. Da stand ein verlassenes Hirtenhäuschen, dies bezogen sie und Wirtschafteten darin, wie geringe Leute. Der König trug selbst sein Brennholz nach Hause und die Königin machte selber Feuer an und kochte Suppe und Kartoffeln. Das war sehr ungewohnte Arbeit für sie, darum wurde es ihnen Anfangs recht sauer, aber nach und nach gings immer besser und sie hatten sich mit jedem Tage lieber, viel lieber als da, wo sie noch auf dem Throne saßen und Alles vollauf hatten.
Eines Tages, als der König im Walde Holz fällte, trat ein fremder unbekannter Mann zu ihm, der frug ihn, wie es ihm gehe? „Nicht allzugut“ sprach der König. „Es will immer noch nicht so recht vorwärts mit der Arbeit.“ Sprach der Fremde: „Ihr habt nicht nötig zu arbeiten, ihr könnt es besser haben, das liegt nur an euch.“ „Wie meint ihr das?“ „Wenn ihr mir schriftlich versprecht, was ihr nicht wisst, dann fülle ich euch eure eiserne Kiste mit Gold.“ Der König dachte: Was ich nicht weiß, macht mir nicht heiß und gab dem Fremden das Versprechen auf ein Stück Papier. Der aber lachte boshaft und sprach: „Dann lasset Beil und Holz nur hier liegen und geht nach Hause.“
Als der König nach Hause kam, sprang seine Frau ihm
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