Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
schon von weitem entgegen und rief: „Ein Glück kommt selten allein, denke dir, die eiserne Kiste ist voll Gold und was wir uns seit Jahren schon gewünscht haben, unser größtes Glück das sollen wir auch bekommen.“ Wie war der König da so froh! Er ließ alsbald alle möglichen Handwerker kommen, Maurer und Zimmermann, Schlosser und Schreiner und es dauerte nicht lange, da stand an der Stelle des Hüttchens das schönste Schloss von der Welt im Walde. Noch wohnte er keine drei Wochen darin, da erfüllte sich auch das andere Glück, denn die Königin genas eines schönen Söhnchens; so dass dem Könige nichts zu wünschen übrig blieb.
Am folgenden Tage ließ sich ein fremder Mann bei dem König melden. Als derselbe hereintrat, begrüßte ihn der König mit vieler Freude und wollte ihm von seinem Glück erzählen, aber der Fremde sprach: „Ich weiß schon Alles, dein Sohn ist ja das, was du mir versprochen hast, ohne es zu wissen. Sobald er fünfzehn Jahre alt ist, muss er in den Wald kommen, da wo ich dich gefunden habe, da will ich ihn holen und mit mir nehmen.“ Mit den Worten war der Fremde verschwunden, der König stand aber da, wie vom Donner gerührt. Da lagen nun alle seine Hoffnungen und viel lieber wäre er wieder im Waldhäuschen gewesen, als in seinem großen und prächtigen Schloss, denn um den Preis hatte er ja seinen Sohn verkauft. In der ersten Zeit sagte er der Königin nichts davon, als sie es aber später erfuhr, da weinte sie Tag und Nacht und wollte sich nicht trösten lassen. Der König suchte sie zu beruhigen und sagte: „Wer weiß, ob es nicht besser geht, als wir glauben. Es wird sich wohl ein Mittel finden, unser Kind zu retten. Warum sollen wir uns jetzt schon darüber quälen und uns alle Freude verbittern; Gott wird schon helfen, wenn wir das Unsrige tun.“ Eine Zeit lang schlugen diese Reden wenig an, später aber wurde die Königin immer ruhiger und endlich ganz heiter, denn sie hatte Gott Alles anheim gestellt.
Als das Kind größer wurde, gaben es die Eltern einem frommen Priester zur Erziehung, dass er es in Allem unterrichte, was ein Prinz wissen muss. Sie verschwiegen ihm zwar, was es mit dem Knaben für eine gefährliche Bewandtnis hatte, denn der König schämte sich zu sagen, dass er sich mit dem Teufel eingelassen habe und sich von ihm betrügen lassen, doch der Priester merkte es dem Kinde alsbald an, dass es dem Bösen verschrieben und verkauft war. Darum erzog er den Knaben vor Allem in der Gottesfurcht, ließ es aber dabei an andern Künsten und gelehrten Dingen nicht fehlen. Als der Knabe das vierzehnte Jahr erreicht hatte, sprach er zu ihm: „Gehe zu deinen Eltern und frage sie, an welchem Tage du in dem Walde sein musst, da wo dein Vater stand, als ihm der fremde Mann zuerst erschienen ist, und bringe mir Antwort um jeden Preis.“ Der Knabe ging in das Schloss und frug zuerst seine Mutter, dann seinen Vater, doch Beide wollten es ihm nicht sagen, bis er sie bedrohte; da gestand der König Alles, wie es war, und dass er an seinem fünfzehnten Geburtstage auf der Waldwiese sein müsse. Getrost kehrte der Prinz zurück, denn er fürchtete sich vor nichts; er blieb nun bei seinem Lehrer, dem er Alles wieder erzählte, und während des ganzen Jahres war nicht einmal die Rede von dem Abenteuer, welches ihm bevorstand.
Am Morgen seines fünfzehnten Geburtstages trat der Prinz zu dem Priester und sprach: „Ich komme, um Abschied von euch zu nehmen und euch für Alles zu danken, was ich hier gelernt habe. Mit Gottes Hülfe werde ich wol des Teufels Meister werden.“ „Das geht nicht so leicht,“ sagte der Priester; „wenn du mir aber folgen willst, kann es dir nicht fehlen.“ Er gab ihm einen Stab und unterrichtete ihn in Allem, was er zu tun hatte, begleitete ihn noch bis zum Rande des Waldes und schied von ihm mit seinem Segen und vielen guten Wünschen.
Der Prinz schritt wacker zu und kam bald an den Platz, wo er des Bösen warten sollte. Er schaute sich nach allen Seiten um, aber da war nichts zu hören noch zu sehn. Der Wald lag totenstill da, kein Vogel sang darin, nur manchmal raschelte ein Eichhörnchen durch die Zweige oder ein Reh lief scheu vorüber. Da fing ihm wohl das Herz an zu pochen, doch fasste er all seinen Mut zusammen und sang ein frisches frommes Lied. Da schollen plötzlich helle Töne, wie von vieler Musik aus der Luft, Trommeln und Pfeifen, Hörner und Geigen. Er schaute empor, da fuhr ein Schiff durch die Luft daher und auf ihn zu,
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