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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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aus dem Kahn ans Land. Er schritt heitern Gemüthes weiter, bis er abermals an ein großes Wasser kam. Da stand am Ufer wiederum ein Häuschen von Holz und Moos mit einem Kreuzchen drauf und drinnen saß der Einsiedel mit weißem Bart und brauner Kutte und las in einem großen Buch; vor ihm stand ein totenkopf und sein Wasserkrüglein. Ferdinand grüßte ihn und fragte: „Könnt ihr mir nicht sagen, wie ich den Weg in's Himmelreich finde?“ Der Einsiedel antwortete: „Ich kann es dir nicht sagen, ich wohne schon dreihundert Jahre hier und habe in der Zeit keinen Menschen gesehn, aber mein Bruder, der jenseits des Wassers wohnt, ist älter und klüger als ich, der kann es dir wohl sagen, wenn du ihn fragen willst.“ „Wie soll ich aber über das Wasser kommen?“ frug der Prinz. „Dazu will ich dir verhelfen,“ sprach der Einsiedel und ging mit ihm zum Ufer, wo ein Kahn lag: „Setze dich nur in diesen Kahn und du wirst bald dort sein.“ Ferdinand dankte ihm, stieg in den Kahn und fort gings, wie der Wind. Bald landete der Kahn und er sprang ans Land. In der Ferne sah er schon das Haus des dritten Einsiedels, es war aber viel höher und größer, wie das der beiden andern. Der Prinz trat zu der Thür und klopfte, da kam der Einsiedel heraus. Ferdinand grüßte ihn bescheidentlich und fragte: „Könnt ihr mir nicht sagen, wie ich den Weg zum Himmelreich finde?“ Der Einsiedel sprach: „Ich wohne bereits seit dreihundert Jahren hier, aber noch hat mich keiner nach dem Himmelreich gefragt; ich kann es dir nicht sagen, aber droben im andern Stock des Hauses wohnen allerlei Vögel, die können es dir jedenfalls sagen.“ Der Prinz dankte dem Einsiedel für seinen Rath, stieg in den obern Stock, wo die Vögel waren und frug sie: „Wisset ihr nicht, wie ich den Weg ins Himmelreich finde?“ Da schrieen alle die Vögel durcheinander: „Wir wissen es nicht, wir wissen es nicht, aber wir sind nicht alle beisammen. Der Vogel Greif ist ausgeflogen, wenn der wiederkommt, kann er es dir sagen, er ist eben im himmlischen Paradies.“ Es dauerte dem Prinzen gar lange, bis der Vogel Greif kam, auch war da ein Lärm und Geschrei von den Vögeln, dass er sich die Ohren zuhalten musste. Endlich schrieen sie: „Da kommt er! da kommt er!“ Der Prinz trat ans Fenster und sah, wie von fernher eine große Wolke heranflog, als sie näher kam, wurde sie immer größer und dabei rauschte es, wie ein starker Wind. Das war der Vogel Greif, er flog auf das Haus zu und ließ sich vor demselben nieder. Ferdinand trat zu ihm und frug: „Kannst du mir sagen, wie ich in das Himmelreich komme?“ „Sagen kann ich es dir wohl,“ sprach der Greif, „aber das Sagen allein hilft dir nichts, denn du kannst weder zu Wasser noch zu Lande hinein. Ich will dir aber helfen und dich hineintragen.“ Ferdinand wollte ihm danken, aber ehe er noch sprechen konnte, fasste der Greif ihn schon mit seinen ungeheuren Klauen und flog mit ihm auf, immer höher und höher, bis er ihn im Himmelreich niedersetzte.
    Der Prinz schaute sich erfreut um. Er stand in einem herrlichen Garten voll der prächtigsten Blumen und Bäume; in der Mitte erhob sich ein hohes stolzes Schloss, das leuchtete in der Sonne wie von purem Gold. Vor dem Schlosse lag ein großer, großer Teich und in dem Teich eine große furchtbare Schlange. Die hätte manchen Andern in Furcht und Schrecken versetzt, der Prinz aber hatte längst verlernt, was es heiße Furcht haben. Er ging keck auf den Teich los und betrachtete sie, da hob sie ihr Haupt aus dem Wasser empor, sah ihn mit klugen Augen an und sprach: „Ferdinand, ich habe schon lange auf dich gehofft und geharrt, denn du sollst mich erlösen und kein Anderer kann es, als du allein.“ Der Prinz fragte: „Wie soll ich dieß denn anfangen?“ Die Schlange antwortete: „Du musst drei Nächte im Schlosse schlafen. Da wird dir allerhand begegnen, aber du darfst dich nichts anfechten lassen, was auch komme. Bestehst du diese Zeit, dann bin ich erlöst und wir sind Beide glücklich, du und ich.“ Der Prinz versprach ihr gerne das Beste, denn er dachte, wenn er so viel ausgehalten habe, dann könne er auch noch die drei Nächte aushalten. Da gab ihm die Schlange noch allerlei Rathschläge, wie er sich zu verhalten habe, dann tauchte sie ihr Haupt nieder unter das Wasser und war verschwunden.
    Ferdinand ging in dem Garten umher, die wunderbaren Bäume und Blumen zu beschauen und betrat zuletzt auch das Schloss. Da stand ein reich gedeckter

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