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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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sei, dann würdest du ganz gesund und könntest mit ihm reisen.“ Das tat die gottlose Mutter und weil der Prinz sie so lieb hatte, sagte er es ihr auf der Stelle und das Weib klatschte es noch vor Abend dem Riesen, der nicht wusste, was er vor Freuden machen solle. Als der Prinz nun schlief, machte er sich eilig über ihn und riss ihm das Buch von der Brust; dann packte er ihn am Genick und frug ihn, was er jetzt mit ihm machen solle? Der Prinz sah wohl, dass er ganz in des Riesen Gewalt war, darum antwortete er: „Mach mit mir, was du willst.“ Er hatte nämlich im ersten Schreck vergessen, was ihm sein Pate zum Dritten geschenkt; hätte er daran gedacht, dann wäre er gerettet gewesen. Da griff ihm der treulose Riese in die Augen und riss sie ihm aus, hackte ihm die Hände ab und stieß ihn so in den Wald und das garstige Weib hatte gar noch seine Freude dran, so dass es den armen Prinzen verhöhnte und verspottete.
    So irrte der Prinz in dem weiten Walde umher und rannte überall an und zerstieß und verwundete sich so, dass in wenigen Tagen an seinem ganzen Körper kein heiles Fleckchen war. Wohl zwanzig Tage hatte er so im Walde zugebracht, und sich nur von Wurzeln und Kräutern genährt, als er eines Morgens in der Ferne Hunde bellen hörte. Er kroch nach der Gegend hin und kam an das Schloss, worin die schöne Königstochter wohnte und mit Schmerzen auf ihn wartete. Als er Stimmen hörte, bat er ein paar Leute, die vorübergingen, dass sie ihn unter Dach und zu mitleidigen Menschen bringen möchten, da er gar schwach sei und so großen Hunger habe. Da führten sie ihn ins Schloss, wo alsbald Alle zusammenliefen, den armen Verstümmelten zu sehen, doch kannte ihn Niemand. Als die Königstochter aber dazu kam, erkannte sie ihn auf den ersten Blick und stürzte ihm laut weinend um den Hals; dann wusch sie ihn und pflegte sein mit großer Treue. Da war er wohl auch erfreut, doch nicht so recht aus ganzem Herzen, denn er gedachte seiner verlornen Augen und Hände und wie er nun keine wackern taten mehr verrichten könne. Darüber seufzte er oft tief und schwer, und besonders des Nachts, und wenn er an den Paten gedachte. „Ach lieber Pate, was hab ich getan!“ rief er da einstens aus. Alsbald stand der Pate neben ihm und sprach: „Nun, was hab ich dir gesagt? Aber weil du nur aus Liebe so unglücklich bist, will ich dir helfen.“ So sprach er, erzählte ihm Alles von seiner Mutter, dann führte er ihn an den Bach, der am Schloss vorüberfloss und wusch ihn mit dem Wasser. Davon wuchsen ihm die Augen wieder, dass er die hellen Sterne sah, und die Hände kamen ihm wie angeflogen. Das war eine Freude im Schloss! Am folgenden Tag wurde die Hochzeit mit Lust und Jubel gefeiert, dann fuhr das junge Ehepaar zu dem Vater der Königstochter und mit ihm zum Kaiser Joseph. Der fragte den Prinzen, wo er denn seine Mutter gelassen habe? Da musste der Prinz wohl erzählen und der Kaiser erschrak so sehr darüber, dass er vor Schrecken und Trauer tot niederstürzte. Das erzürnte den Prinzen über die Maßen, er setzte sich mit seinem Schwiegervater gleich in einen Wagen und fuhr nach dem RiesenSchloss, wo das Weib wohnte. Als die ihren Sohn ankommen sah, fiel sie in Ohnmacht. Der Riese wollte sich zwar zur Wehr setzen, aber es half ihm nichts, denn er hatte keine Stärke durch das Buch erlangt, und der Prinz war jetzt doppelt so stark, wie vorher. Mit einem Schlag traf er den Riesen, dass er zusammensank; dann band er das Weib mit den Füßen hinten an den Wagen und hieß den Kutscher zufahren. Als sie ein paar Stunden weiter waren, schnitt er den Strick durch und ließ sie im Walde liegen. Er bestieg jetzt den Thron und herrschte lang und glücklich und seine Frau blieb bis in ihr hohes Alter die schönste Frau von der Welt.

Die Leichenfresserin
    Der König von England hatte eine wunderschöne Tochter, die sprach zu ihm: „Vater, wenn ich zwanzig Jahr alt bin, so sterbe ich, dann will ich hinausgetragen sein in das alte Kapellchen vor der Stadt; da sollt ihr mich in meinem Sarge hineinstellen und jede Nacht eine Schildwache dabei.“ Wie sie gesagt, so geschah's: sie starb auf ihren zwanzigsten Geburtstag und der König ließ ihren Willen tun. Sie ward in ihrem Sarge hinausgetragen in das Kapellchen und vor den Altar gestellt, und als es Nacht wurde, musste eine Schildwache dabei bleiben. Als aber des andern Morgens der Soldat abgelöst werden sollte, lag er da und war ihm das Genick gebrochen. Ebenso ging es mit der

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