Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
Tische ein großes Kirchenlicht, davon tröpfelte ihm ohne Unterlass Wachs auf die bloße Brust. Der aber erklärte ihm Alles, als ob er schon viele Jahre dort sei, und sprach: „Der Jäger hat einmal am Sonntage gejagt, darum muss er nun auf dem grünen Platze in der Hölle immerfort jagen so eifrig, dass er nicht reden kann. Das Mädchen hat einmal unter der Kirche aufgewaschen, so eifrig, dass sie einem Vorübergehenden, der ihr: Guten Tag! gesagt hat, nicht einmal dankte; darum steht sie splitterfasernackt am Bache, ist stumm und wäscht immerfort auf. Die Musikanten und die Tänzer haben unter der Kirche gespielt und getanzt, darum spielen und tanzen sie hier immerfort und können auch nicht reden.“
Der Pfarrer sagte ihm auch, wie er noch einmal aus der Hölle herauskommen könne, wenn er durch drei eiserne Türen ginge, und rieth ihm, sich vor dem Teufel zu verstecken, wenn er den mit einer Seele ankommen sähe, die er eben hätte holen wollen. Das tat er denn auch und kam glücklich noch einmal auf die Erde. Da zeigte es sich aber, dass er volle fünfhundert Jahre fortgewesen war.
Der Bauer in jener Welt
An einem Orte hatten sie einen schlechten Pfarrer und einen noch schlechtern Amtmann, darum waren sie der Geistlichkeit und dem Jus gar abhold. Dort sagte einmal ein Bauer zum Pfarrer: „Ich hatte einen merkwürdigen Traum. Mir war, als wäre ich gestorben und käme eben in jener Welt an. Ich wollte gleich in die erste Thür gehen, aber da rief mir Petrus zu: Ja, mein lieber Bauer, da kommst du nimmermehr herein! Da ist Niemand drein als die heilige Dreieinigkeit und die zwölf Apostel. Du musst schon weiter heruntergehen. So sprach der Apostel Petrus und ich kam an die nächste Thür, sah durchs Schlüsselloch, und das schien der eigentliche Himmel zu sein für die Menschen, da waren aber lauter alte Weiber darin. Ich musste also bis an die nächste Thür gehen und da sah ich, dass es in dem Zimmer schon nicht mehr so recht geheuer war. Denn es waren lauter dicke Pfarrer darin, die schnauften und prusteten und wischten sich immerfort den Schweiß vom Gesicht.“
Als der Pfarrer, der selbst einer von der dicken Sorte war, das hörte, wurde er sehr ärgerlich, ließ den Bauer stehen und ging zum Amtmann, um ihn zu verklagen. Der Amtmann ließ den Bauer alsobald vor sich rufen, um ihn über seine lästerlichen Reden zu vernehmen. Da sprach der Bauer: „Der Pfarrer hat mich ja noch nicht einmal auserzählen lassen. Da ich in dieses Zimmer auch nicht hineingehörte, so ging ich an die nächste Thür und dachte: irgend wo musst du doch sein, trat also sogleich ein. Aber da war ich in diesem Zimmer schon vollständig in der Hölle, und der Teufel schürte das Höllenfeuer ohne Unterlass. Es waren aber in diesem Zimmer nichts als Juristen. Ich dachte, du musst nun doch hier bleiben unter den Juristen, damit du endlich einmal ein Unterkommen findest, und pflanzte mich ohne Umstände in einen Großvaterstuhl, der recht breit und majestätisch in der Mitte des Zimmers stand. Aber da kam ich schön an! Denn der Teufel fuhr mit der Ofengabel auf mich los und schrie: Erkennst du denn den Stuhl nicht, und siehst du nicht, dass der für den Herrn Amtmann in Bereitschaft steht?“
Bei diesen Worten fuhr der Amtmann von seinem breiten Lehnstuhle auf, der Bauer aber rief ihm zu: „Ruhig Blut, Herr Amtmann! Setzet gefälligst doch zu dem Protokoll, das Ihr da schon aufgeschrieben habt, hinzu: ›Wie der Teufel auf den Hansjochen losfuhr, da wachte der auf, es hat ihm Alles nur geträumt‹, - und dann will ich sehen, wer mir dafür etwas anhaben kann.“
Die Geschenke der Klagefrau
Es waren einmal vier Brüder, die dienten miteinander dem Könige und standen eines Tages alle Vier Wache hinter dem Königsschlosse. Das KönigsSchloss aber stieß auf dieser Seite an einen schönen blauen See, und da es gerade ein heißer Sommertag war, zog der jüngste Bruder zuerst seine Soldatenkleidung aus, legte sie mit seinem Gewehr und seinem Degen an den See und schlüpfte hinein ins Wasser, um sich zu baden, und das taten ihm die drei andern Brüder nach. Wie sie nun eine Zeit lang im Wasser geplätschert und sich ein wenig erquickt hatten, kommt da die Königskutsche angefahren und darin sitzt der König. Da steigen die Soldaten geschwind aus dem Wasser heraus, haben aber nur Zeit, ihre Tsackos aufzusetzen, die Degen umzuhängen und das Gewehr in den Arm zu nehmen, und stellen sich im Uebrigen ganz nackend nebeneinander auf
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