Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
größer als um den König. Ihre Soldaten standen in der schönsten Schlachtordnung da, der alte Blücher hätte sie nicht besser aufstellen können, und alle die Kanonen und Flintenläufe waren gerade auf des Königs Soldaten gerichtet. Als der König aber sah, wie gut ihre Armee war, machte er mit ihnen einen Waffenstillstand. Da war nun Alles in schönster Ordnung: der Vorposten von dem Heere der vier Brüder stand dem Vorposten von dem Heere des Königs gerade gegenüber, und hinter ihnen rauchten zu beiden Seiten unzählige Wachtfeuer. Da wurde den ganzen Tag über von den Soldaten gekocht. Die Generale und die übrigen Offiziere der vier Brüder aber, sowie die des Königs wohnten in schönen Zelten während des Waffenstillstandes, und die Zelte, die den Generalen der vier Brüder gehörten, waren noch viel schöner als die der Generale des Königs. Da hättet ihr sehen sollen, wie an dem See hin bis nach dem Walde, wo die vier Brüder sich einstmals verstecken mussten, die blanken Waffen von den Soldaten der beiden Heere in der Sonne glänzten!
Unterdessen fing der König wieder an, mit den vier Brüdern Karten zu spielen, denn das war ihm lieber als Alles auf der Welt. Und unter dem Spiele, wie einst die Karten von neuem verteilt wurden, sagte er einmal zu dem zweiten Bruder, der die Trompete von der Klagefrau erhalten hatte: „Was hilft es, dass wir uns noch ferner befehden und unsere Heere gegeneinander kämpfen lassen? Entlass du deine Soldaten, wir wollen den Waffenstillstand in einen dauerhaften Frieden verwandeln, und ihr vier Brüder sollt euch an meinem Königshofe über nichts wieder zu beklagen haben.“ Da trat der zweite Bruder, der das Horn hatte, ans Fenster, öffnete es ein wenig und winkte seinem Obergeneral mit den Händen, dass das Heer entlassen sei. Da war das ganze Heer verschwunden und der Obergeneral mit, und da spielten die vier Brüder weiter mit dem Könige Karten.
Allein die Prinzessin war nun einmal neugierig geworden, was es für eine Bewandtniß habe mit den vier Brüdern, da sie gesehen hatte, wie so viele Regimenter Soldaten plötzlich angekommen waren, als der zweite Bruder ins Horn stieß, ohne dass man wusste, woher sie kamen und wohin sie gingen, als sie verschwanden. Sie gab sich also eines Tages ins Gespräch mit der Köchin der Brüder und suchte sie auszuforschen. Die aber sprach:
„O gnädigste Prinzessin, das ist mir ein lustiger Dienst bei den vier Brüdern. Die Trompete des zweiten Bruders und ihre Wirkungen habt Ihr gesehen. Aber wisset, dass der dritte von ihnen noch einen Zaubermantel hat und der erste einen Geldsäckel, der unerschöpflich ist. Nur der Jüngste ist ein armer Tropf und lebt nur von seinen Brüdern, wenigstens habe ich nichts Außerordentliches bei ihm wahrgenommen. Eins muss ich Euch aber noch sagen, nämlich dass die vier Brüder eigentlich gar keine Prinzen sind, sondern nur die entlaufenen Soldaten Eures Vaters, welche einmal nackt vor ihm auf Wache präsentirt haben.“ Dasselbe sagte nachher auch die übrige Dienerschaft der vier Brüder aus.
Als die Prinzessin erfahren hatte, dass dies die vier Soldaten seien, welche nicht lange vorher von ihrem Posten desertirt waren, eilte sie schnell zu ihrem Vater und beredete sich mit ihm, dass sie mit List ihnen ihre Zaubersachen rauben und dass dann der König sie ins Gefängniß werfen und bestrafen lassen solle. Die Prinzessin bestach also den Kutscher und den Bedienten der Brüder, und die brachten ihr nach einiger Zeit den Säckel, der niemals leer wurde, den Zaubermantel und die Trompete, auf deren Schall ein ganzes Heer von Soldaten herbeieilte. Diese Dinge versteckte die Prinzessin in ihre Kammer, und sobald der König erfuhr, dass die Brüder ihrer Zaubersachen beraubt seien, sagte er ihnen auf den Kopf zu, dass sie seine entlaufenen Soldaten seien. Darauf ließ er sie gefangen nehmen und in den Turm werfen. Es hatte aber der jüngste der vier Brüder seinen Wunschhut noch auf dem Kopfe, von dem die Dienerschaft der vier Brüder nichts gewußt hatte.
Also wünschte er erst einmal Speck und Wurst herbei, sowie sie in dem Turme waren und hungrig wurden, und wie er es wünschte, so kam eine ganze Speckseite an, und dann kamen ganze Piepwürste und Knackwürste und Alles was man sich an Würsten nur wünschen kann. Schmeckte auch Alles, als ob es lauter Göttinger Wurst wäre. Da wünschte der Soldat auch Wein dazu, und weil die vier Brüder am Königshofe ein Weinmaul bekommen hatten, so
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