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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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wünschte er gleich für jeden Bruder die Sorte, die er am liebsten trank, dem einen Tokayer, dem andern Johannisberger, dem dritten Burgunder und sich selber wünschte er Champagnerwein. Und so machte er es alle Tage, nur dass er sich und seinen Brüdern am andern Tage statt Speck und Wurst schon Schweinebraten, und an dem folgenden Tage nichts als Wildbraten wünschte. Da hättest du wol auch mit in dem Gefängnisse sitzen mögen? Das glaub' ich wol, Hasenbraten und Hirschbraten schmecken besser, als was sonst des Knipps Frau kocht. - Einmal bekamen sie auch oben im Gefängniß Besuch von der Klagefrau.
    Jede Nacht aber, wenn die andern drei Brüder schliefen, dann stand der vierte, dem der Wünschhut gehörte, auf, setzte ihn auf den Kopf und wünschte sich auch noch die Königstochter herbei. Und da tat es dann allemal einen Knack und dann kam ein großes Himmelbett durch die Wand und ließ sich auf dem Boden des Gefängnisses nieder. Wenn der Soldat die Vorhänge des Himmelbettes auseinander schlug, so lag die Königstochter darin.
    Die Königstochter sträubte sich zwar immer gar sehr, zu dem Soldaten zu kommen, aber was konnte sie gegen ihre Bettsponde machen, die wie besessen war? Wie sie es eine Zeit lang so getrieben hatten, wurde ihr zuletzt himmelangst, weil sie keine Nacht Ruhe hatte. Deshalb sagte sie dem Soldaten einmal, wenn er sie des Nachts auf ihrer Kammer lassen wolle, so werde sie ihm den Mantel, die Trompete und den Säckel, kurz Alles, was sie seinen Brüdern mit List abgenommen hatte, einhändigen; sie habe die Trompete und den Säckel unter ihrem Kopfkissen und den Mantel unter ihrem Unterbette versteckt.
    Dem Soldaten hatte das Leben mit seinen Brüdern im Gefängnisse, besonders weil ihn die Prinzessin immer besuchen musste, so viel Vergnügen gemacht, dass er noch gar nicht daran gedacht und nicht versucht hatte, auch die Geschenke seiner Brüder herbeizuwünschen, um dann mit Hülfe des Zaubermantels in ihrer Gesellschaft zu entfliehen. Kaum war aber der Prinzessin jenes Wort entschlüpft, als er sogleich auch ihre Sachen unter dem Kopfkissen ihres Bettes hervorzog. Darauf sprach er zu der Königstochter: wenn sie es verlange, so werde er sie jetzt auf ihre Kammer zurückziehen lassen, allein wenn er ihr rathen solle, so ließe sie sich diesmal nicht von ihm dahin zurückversetzen, denn man könne nicht wissen, wo nun das ganze KönigsSchloss bliebe, da seine Brüder wieder in Besitz der Zaubersachen seien, und da sie ihrer Diener und ihrer Köchin, welche noch im Schlosse wären, auch nicht schonen würden, weil sie wol wüssten, dass sie von ihnen verraten seien.
    Da fing die Königstochter bitterlich an zu weinen; doch der mit dem Wünschhute kehrte sich an WeiberTränen nicht und weckte den zweiten Bruder, dem die Trompete gehörte. Der stieß auch gleich ins Horn, da kamen viele Reisige an, die mussten den König mit seinen Räthen und Generalen, sowie das ganze KönigsSchloss, in Grund und Boden schlagen. Bei dem Lärm, der daraus entstand, wachte der dritte Bruder, dem der Zaubermantel gehörte, von selber auf und nahm ihn um, und wie die Königstochter das sah, fiel sie dem Bruder mit dem Wünschhute um den Hals und bat ihn, dass er sie doch mitnehmen möchte, weil sie in diesem Lande Niemand mehr hätte. Da wurde die Prinzessin von den vier Brüdern mitgenommen, und nun fuhren alle Fünf im Zaubermantel davon.
    Seitdem heißt's wieder bei den vier Brüdern: immer lustig, lustig, lustig! Denn warum? weil sie den Säckel bei sich haben, worin das Beste steckt. Wenn sie sich aber einmal wieder an einem Orte festsetzen, so werden sie mir's schreiben, und dann wird wieder was zu erzählen sein.

Das Reh, die Löwin und der Bär
    Ein Schmied hatte drei Söhne, die dienten dem Könige. Von ihnen war Einer sehr stark, Mutig und wild. Wie der einmal im Vorzimmer des Königs während der Nacht Wache stand, kamen Löwin und Bär; sie klopften an die Wand, zogen einen Tisch hervor und die Löwin sprach: Tischlein decke dich für zwei Mann. Da standen die schönsten Speisen auf dem Tische und Löwin und Bär fraßen sich satt. Dann schoben sie den Tisch wieder in die Wand und verschwanden. Hierauf kam ein Reh, das klopfte auch an die Wand, nahm den Tisch heraus, und als das Reh gefressen hatte, stellte es den Tisch wieder in die Wand. Da nimmt der Soldat auch den Tisch heraus, indem er an die Wand klopft, und sowie er heraus ist, heißt er das Tischlein sich decken, und nachdem er gegessen

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