Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
antwortete der Bauer, „fünfhundert werden mir ausgezahlt.“ „Hör“, sprach der Soldat, „gib mir etwas davon: was willst du mit all dem Geld anfangen!“ „Weil dus bist“, sprach der Bauer, „so sollst du zweihundert haben, melde dich in drei Tagen beim König, und lass dirs aufzählen.“ Ein Jude, der in der Nähe gestanden und das Gespräch mit angehört hatte, lief dem Bauer nach, hielt ihn beim Rock und sprach „Gotteswunder, was seid ihr ein Glückskind! Ich wills euch wechseln, ich wills euch umsetzen in Scheidemünz, was wollt ihr mit den harten Talern?“ „Mauschel“, sagte der Bauer, „dreihundert kannst du noch haben, gib mirs gleich in Münze, heut über drei Tage wirst du dafür beim König bezahlt werden.“ Der Jude freute sich über das Profitchen und brachte die Summe in schlechten Groschen, wo drei so viel wert sind als zwei gute. Nach Verlauf der drei Tage ging der Bauer, dem Befehl des Königs gemäß, vor den König. „Zieht ihm den Rock aus“, sprach dieser, „er soll seine fünfhundert haben.“ „Ach,“ sagte der Bauer, „sie gehören nicht mehr mein, zweihundert habe ich an die Schildwache verschenkt, und dreihundert hat mir der Jude eingewechselt, von Rechtswegen gebührt mir gar nichts.“ Indem kam der Soldat und der Jude herein, verlangten das Ihrige, das sie dem Bauer abgewonnen hätten, und erhielten die Schläge richtig zugemessen. Der Soldat ertrugs geduldig und wusste schon, wie es schmeckte: der Jude aber tat jämmerlich, „au weih geschrien! Sind das die harten Taler?“ Der König musste über den Bauer lachen, und da aller Zorn verschwunden war, sprach er, „weil du deinen Lohn schon verloren hast, bevor er dir zu Teil ward, so will ich dir einen Ersatz geben: geh in meine Schatzkammer und hol dir Geld, so viel du willst.“ Der Bauer ließ sich das nicht zwei mal sagen, und füllte in seine weiten Taschen, was nur hinein wollte. Danach ging er ins Wirtshaus und überzählte sein Geld. Der Jude war ihm nachgeschlichen und hörte, wie er mit sich allein brummte „nun hat mich der Spitzbube von König doch hinters Licht geführt! Hätte er mir nicht selbst das Geld geben können, so wüsste ich was ich hätte, wie kann ich nun wissen, ob das richtig ist, was ich so auf gut Glück eingesteckt habe!“ „Gott bewahre“, sprach der Jude für sich, „der spricht schlecht von unserm Herrn, ich lauf und gebs an, da krieg ich eine Belohnung, und er wird obendrein noch bestraft.“ Als der König von den Reden des Bauern hörte, geriet er in Zorn und hieß den Juden hingehen und den Sünder herbeiholen. Der Jude lief zum Bauer, „ihr sollt gleich zum Herrn König kommen, wie ihr geht und steht.“ „Ich weiß besser, was sich schickt“, antwortete der Bauer, „erst lass ich mir einen neuen Rock machen; meinst du ein Mann, der so viel Geld in der Tasche hat, sollte in dem alten Lumpenrock hingehen?“ Der Jude, als er sah dass der Bauer ohne einen andern Rock nicht wegzubringen war, und weil er fürchtete wenn der Zorn des Königs verraucht wäre, so käme er um seine Belohnung und der Bauer um seine Strafe, so sprach er „ich will euch für die kurze Zeit einen schönen Rock leihen aus bloßer Freundschaft; was tut der Mensch nicht alles aus Liebe!“ Der Bauer ließ sich das gefallen, zog den Rock vom Juden an und ging mit ihm fort. Der König hielt dem Bauer die bösen Reden vor, die der Jude hinterbracht hatte. „Ach“, sprach der Bauer, „was ein Jude sagt, ist immer gelogen, dem geht kein wahres Wort aus dem Munde; der Kerl da ist im Stand und behauptet, ich hätte seinen Rock an.“ „Was soll mir das?“, schrie der Jude, „ist der Rock nicht mein? Hab ich ihn euch nicht aus bloßer Freundschaft geborgt, damit ihr vor den Herrn König treten konntet?“ Wie der König das hörte, sprach er „einen hat der Jude gewiss betrogen, mich oder den Bauer“ und ließ ihm noch etwas in harten Talern nachzahlen. Der Bauer aber ging in dem guten Rock und mit dem guten Geld in der Tasche heim und sprach „diesmal hab ichs getroffen.“
Der treue Johannes
Es war einmal ein alter König, der war krank und dachte „es wird wohl das totenbett sein, auf dem ich liege.“ Da sprach er „lasst mir den getreuen Johannes kommen.“ Der getreue Johannes war sein liebster Diener, und hieß so, weil er ihm sein Lebelang so treu gewesen war. Als er nun vor das Bett kam, sprach der König zu ihm „getreuester Johannes, ich fühle dass mein Ende heran naht, und
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