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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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die Pachteinnahmen sollten zu gleichen Teilen seiner Ehefrau Jean Law und seinem ältesten Sohn, John Law, zustehen. John sollte den Titel »of Lauriston« tragen, außerdem den Spazierstock mit Goldgriff erhalten, das Statussymbol der schottischen Bankiers. Der Stock wurde nach dem Willen des Verstorbenen in der Pariser Charite verwahrt. Er sollte John eines Tages persönlich in Paris übergeben werden. »Sie wissen, was auf dem Griff eingraviert ist«, wandte sich der Notar jetzt an John. »Non obscura nec ima. Weder unbedeutend noch gering.« Der Notar sah John eindringlich an. »Erweisen Sie sich dem Familienwahlspruch der Laws würdig, John. Ihr Vater hat es so gewünscht. Er begleitet Sie und Ihren Bruder William auf Ihrem weiteren Lebensweg.«
    William schaute wütend zu seinem älteren Bruder hinüber. Er hasste seinen Vater dafür, dass er John die Hälfte von Lauriston Castle überschrieben hatte. Er hasste den Gedanken, dass er fortan in den Gemäuern seines Bruders wohnen sollte. Jean Law spürte einen Stich in ihrem Innern. Zwölf Kinder hatte sie ihrem Mann geboren. Sie hatte ihm stets gedient und ihn geehrt.
    Und jetzt wurde sie auf die gleiche Stufe gesetzt wie John, der zwölfjährige Stammhalter. Der Notar las und las. Jean Law überraschte sich dabei, dass sie gar nicht mehr zuhörte. Sie versuchte, sich auf die Worte des Notars zu konzentrieren. Der verstorbene William Law hatte auch einige Zeilen verfasst, die an seine Familie gerichtet waren, die Roxburghe nun verlas. William Law sprach ihnen Mut zu. Er lobte seine Söhne. Vermerkte, dass er besonders stolz sei auf seinen Sohn John. Er strich dessen Begabung im Umgang mit Zahlen heraus, aber auch im Umgang mit seinem Degen ...
    »Er bumst das Hausmädchen«, schnitt ihm der junge William das Wort ab. Er schien selbst erstaunt über seine vorlaute Art und blickte betreten zu Boden. Seine Mutter sah streng auf ihn herab.
    »Ihr Vater meinte selbstredend die erfreulichen Fortschritte im Fechtsaal«, sagte der Notar und wollte weiterlesen. Doch William ließ nicht locker.
    »Er treibt es mit der Dienstmagd im Turmzimmer«, grummelte er trotzig.
    John blieb gelassen. Schließlich hatte Janine ihm häufig genug erklärt, was es hieß, die Contenance zu wahren.
    »Mein Bruder William ist enttäuscht, dass ich Lauriston Castle erbe, er hingegen nur den Vornamen meines Vaters.«
    William wollte wutentbrannt aufspringen, aber seine Mutter hielt ihn zurück.
    »Fahren Sie bitte fort«, sagte John, als wolle er allen demonstrieren, wer der neue Herr auf Lauriston Castle war.
    Der Notar räusperte sich kurz,justierte die Distanz des Dokuments zu seinen Augen und fuhr fort. William Law lobte also die vortrefflichen Eigenschaften seines Erstgeborenen, äußerte aber auch Sorgen. Er befürchtete, John könne mit seinem angeborenen Übermut und Leichtsinn seine guten Gaben frühzeitig vergeuden. Er wünschte deshalb, dass sein Sohn vor sich selbst geschützt werde und dass man ihn in ein Internat fern von den Verlockungen der Großstadt bringe, nach Eaglesham in Renfrewshire.
    William, der auf seinem Stuhl zusammengesunken war, richtete sich wieder auf. Er strahlte bis über beide Ohren. Seine Mutter sah ihn tadelnd an. Sie wusste, was dieser Wunsch des Verstorbenen für John bedeutete. Er kam einer Verurteilung gleich, einer Verbannung.
    John blickte weiterhin starr geradeaus. Er erfasste die Tragweite dieser testamentarischen Verfügung sofort. Auch wenn ihm die Hälfte von Lauriston Castle gehörte, die Pachteinnahmen, der Adelstitel, der goldene Spazierstock, er würde all das vorerst nicht genießen können. Er würde auch weiterhin den Weisungen von Madam Folge leisten müssen.
    Ich werde gehen, dachte John, und ich werde lernen. Und eines Tages werde ich wieder zurückkommen und sie alle vor Neid erblassen lassen. Und dann werde ich diese Kloake für immer verlassen. John war stolz darauf, dass ihm keine Zornesröte ins Gesicht stieg, dass seine Brust nicht bebte, dass sein Verstand nicht wie ein geschlagenes Pferd durchbrannte. Er spürte einmal mehr, dass ihn diese Fähigkeit von anderen Menschen unterschied. Dass sie ihn stark machte. Und so empfand er selbst in der Stunde, die sein Bruder William als Triumph feierte, ein Gefühl der Genugtuung, der Überlegenheit.
     
     

Kapitel III
    Der Kutscher drängte auf eine baldige Abreise. Ein Gewitter war im Anzug. John Law schaute zu den grauschwarzen Wolken empor. Tatsächlich. Selbst Gott schien die Idee

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