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Das Grosse Spiel

Das Grosse Spiel

Titel: Das Grosse Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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und segelte mit ihm durch das offene Fenster hinein. Dort ließ sie ihn zurück, in einem Raum ohne erkennbare Öffnung in Boden oder Decke und mit Fenstern, die über einen garantiert tödlichen Absturz hinausblickten.
    Vor einem Augenblick noch hatte er sich ohne nachzudenken von einem Vorsprung geworfen; diesmal zögerte er.
    Der kleine Teppich vor dem Feuer ribbelte sich zu einer langen, biegsamen Schlange mit tückischen Zähnen auf.
    »Ich bin deine einzige Rettung«, sagte sie. »Der Tod ist deine einzige Rettung.«
    Ender sah sich in dem Raum nach einer Waffe um, als plötzlich der Schirm dunkel wurde. Worte blinkten längs des Pultrandes auf.
    MELDE DICH SOFORT BEIM KOMMANDANTEN.
    DU VERSPÄTEST DICH.
    GRÜN GRÜN BRAUN.
    Wütend schaltete Ender das Pult ab und ging zur Farbwand, wo er den Streifen von Grün Grün Braun fand, berührte ihn und folgte ihm, als er vor ihm aufleuchtete. Das Dunkelgrün, Hellgrün und Braun des Streifens erinnerte ihn an das frühherbstliche Königreich, das er im Spiel gefunden hatte. Ich muß dorthin zurück, sagte er sich. Die Schlange ist ein langer Faden; ich kann mich vom Turm hinunterlassen und meinen Weg durch diesen Ort finden. Vielleicht wird er das Ende der Welt genannt, weil er das Ende der Spiele ist, weil ich in eines der Dörfer gehen und einer der kleinen Jungen werden kann, die dort spielen und arbeiten, mit nichts zu töten und nichts, was mich tötet, einfach nur dort leben.
    Als er jedoch daran dachte, konnte er sich nicht vorstellen, was »einfach nur leben« eigentlich sein sollte. Er hatte es noch nie in seinem Leben getan. Aber er wünschte es sich trotzdem. Trupps waren größer als Startgruppen, und der Truppunterkunftsraum war ebenfalls größer. Er war lang und schmal, mit Kojen auf beiden Seiten; tatsächlich so lang, daß man die Krümmung des Bodens sehen konnte, da das andere Ende sich nach oben wölbte, Teil des Rades der Kampfschule.
    Ender blieb an der Tür stehen. Ein paar Jungen in der Nähe der Tür warfen ihm flüchtige Blicke zu, aber sie waren älter, und es schien, als hätten sie ihn nicht einmal gesehen. Sie fuhren in ihren Unterhaltungen fort, auf Kojen liegend oder sich dagegen lehnend. Natürlich diskutierten sie Kämpfe - das taten die älteren Jungen immer. Sie waren alle viel größer als Ender. Die Zehn- und Elfjährigen ragten hoch über ihn auf; selbst die jüngsten waren acht, und Ender war nicht groß für sein Alter.
    Er versuchte festzustellen, welcher der Jungen der Kommandant war, aber die meisten trugen irgendetwas zwischen Kampfanzug und dem, was die Soldaten ihre »Schlafuniform« nannten - Haut von Kopf bis Fuß.
    Viele von ihnen hatten ihre Pulte draußen, aber nur wenige lernten.
    Ender machte einen Schritt in den Raum hinein. Augenblicklich wurde er bemerkt.
    »Was willst du?« erkundigte sich der Junge, der die obere Koje bei der Tür hatte. Er war der größte von ihnen. Ender hatte ihn schon vorher bemerkt, ein junger Riese, auf dessen Kinn ein fransiger Bart sproß. »Du bist kein Salamander.«
    »Ich soll einer werden, glaube ich«, sagte Ender. »Grün Grün Braun, richtig? Ich wurde versetzt.« Er zeigte dem Jungen, offensichtlich der Türwächter, sein Papier.
    Der Türwächter griff danach. Ender zog es zurück, gerade außer Reichweite. »Ich soll es Bonzo Madrid geben.«
    Jetzt mischte sich ein weiterer Junge in die Unterhaltung, ein kleinerer Junge, aber immer noch größer als Ender. »Nicht Bahn-zou, Pisskopf, Bon-So. Der Name ist spanisch. Bonzo Madrid. Aqui nosotros hablamos espanol, Senor Gran Fedor.«
    »Dann mußt du Bonzo sein?« fragte Ender, den Namen richtig aussprechend.
    »Nein, nur eine brillante und talentierte Vielsprachlerin. Petra Arkanian. Das einzige Mädchen im Salamandertrupp. Mit mehr Eiern als sonstwer im Raum.«
    »Mutter Petra reden«, sagte einer der Jungen, »sie reden, sie reden.«
    Ein weiterer stimmte ein: »Scheiß reden, Scheiß reden, Scheiß reden.«
    Eine ganze Reihe lachte.
    »Unter uns gesagt«, sagte Petra, »wenn sie der Kampfschule ein Klistier verabreichen wollten, dann würden sie es bei Grün Grün Braun reinstecken.«
    Ender ließ alle Hoffnung fahren. Es gab sowieso nichts, was für ihn sprach - auffallend schlecht trainiert, klein, unerfahren, dazu verurteilt, wegen seiner frühen Beförderung abgelehnt zu werden. Und jetzt hatte er sich zufällig noch genau den falschen Freund ausgesucht. Eine Ausgestoßene im Salamandertrupp, und sie hatte ihn soeben in

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