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Das Grosse Spiel

Das Grosse Spiel

Titel: Das Grosse Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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weg«, sagte er.
    Alai erwiderte die Umarmung. »Ich verstehe sie, Ender. Du bist der beste von uns. Vielleicht haben ,sie es eilig damit, dir alles beizubringen.«
    »Sie wollen mir nicht alles beibringen«, sagte Ender. »Ich wollte lernen, wie es ist, einen Freund zu haben.«
    Alai nickte nüchtern. »Immer mein Freund, immer der beste meiner Freunde«, sagte er. Dann grinste er. »Geh, schlitz die Krabbler auf.«
    »Ja.« Ender lächelte zurück.
    Plötzlich küßte Alai Ender auf die Wange und flüsterte ihm ins Ohr: »Salaam.« Dann, mit rotem Gesicht, wandte er sich ab und ging zurück zu seinem eigenen Bett im rückwärtigen Teil der Unterkünfte. Ender erriet, daß der Kuß und das Wort etwas Verbotenes waren. Eine unterdrückte Religion, möglicherweise. Oder vielleicht hatte das Wort irgendeine private und machtvolle Bedeutung für Alai allein. Was immer es Alai bedeutete, Ender wußte, daß es heilig war; daß er sich vor Ender entblößt hatte, wie einst Enders Mutter, als er noch sehr klein war, bevor sie ihm den Monitor in den Nacken eingesetzt hatten, und sie die Hände auf seinen Kopf legte, als sie glaubte, er schliefe, und über ihm betete. Ender hatte nie mit irgend jemandem darüber gesprochen, nicht einmal mit Mutter, sondern hatte es als geheiligte Erinnerung bewahrt, als Beweis dafür, wie seine Mutter ihn liebte, wenn sie dachte, daß niemand, nicht einmal er selbst, es sehen oder hören konnte. Das war es, was Alai ihm gegeben hatte; ein Geschenk, so heilig, daß selbst Ender nicht gestattet werden konnte, zu begreifen, was es bedeutete.
    Nach einer solchen Geste gab es nichts mehr zu sagen. Alai erreichte sein Bett und wandte sich um, um Ender zu sehen. Ihre Blicke trafen sich nur einen Augenblick, verschränkt in stillschweigender Übereinkunft.
    Dann ging Ender hinaus.
    In diesem Teil der Schule würde es kein Grün Grün Braun geben; er würde die Farben in einem der öffentlichen Bezirke aufnehmen müssen. Die anderen würden sehr bald mit dem Essen fertig sein; er wollte nicht in die Nähe des Speisesaals gehen. Der Spieleraum würde nahezu leer sein.
    Keines der Spiele sprach ihn an, so wie er sich jetzt fühlte. Also ging er zu der Reihe öffentlicher Pulte an der rückwärtigen Seite des Raumes und gab den Kode für sein eigenes privates Spiel ein. Rasch begab er sich ins Märchenland. Der Riese war tot, als er jetzt ankam; er mußte vorsichtig am Tisch hinunterklettern, zum Bein des umgekippten Stuhls des Riesen springen und dann zum Erdboden hinabspringen. Eine Zeitlang waren dort Ratten gewesen, die am Körper des Riesen nagten, aber Ender hatte eine mit einer Nadel aus dem ausgefransten Hemd des Riesen getötet, und danach hatten sie ihn in Ruhe gelassen.
    Der Leichnam des Riesen hatte seinen Verfall im wesentlichen abgeschlossen. Was von den kleinen Aasfressern zerrissen werden konnte, war zerrissen; die Maden hatten ihre Arbeit an den Organen vollbracht; jetzt war er eine ausgetrocknete Mumie, ausgehöhlt, Zähne in einem starren Grinsen, Augen leer, Finger zusammengerollt. Ender erinnerte sich daran, wie er sich durch das Auge gegraben hatte, als es noch lebendig und boshaft und intelligent gewesen war. Zornig und enttäuscht wie er war, wünschte Ender sich, noch einen solchen Mord zu begehen. Aber der Riese war jetzt zu einem Teil der Landschaft geworden, und so war es unmöglich, gegen ihn zu wüten.
    Ender war immer über die Brücke zum Schloß der Herzkönigin gegangen, wo es reichlich Spiele für ihn gab; doch keines davon zog ihn jetzt an. Er ging um den Leichnam des Riesen herum und folgte dem Bächlein aufwärts, dorthin, wo es aus dem Wald hervorsprang. Dort befand sich ein Spielplatz, Rutschen und Kletterstangen, Wippschaukeln und Karussells, dazu ein Dutzend Kinder, die beim Spielen lachten. Ender kam hinzu und stellte fest, daß er in dem Spiel ein Kind geworden war, obwohl seine Figur in den Spielen für gewöhnlich erwachsen war. Tatsächlich war er kleiner als die anderen Kinder.
    Er stellte sich in der Reihe für die Rutsche an. Die anderen Kinder ignorierten ihn. Er kletterte zum Scheitelpunkt hinauf, sah zu, wie der Junge vor ihm die lange Spirale zum Boden hinunterwirbelte. Dann setzte er sich und begann zu rutschen.
    Er war noch keinen Augenblick gerutscht, als er geradewegs durch die Rutsche fiel und auf dem Boden unter der Leiter landete. Die Rutsche wollte ihn nicht tragen.
    Die Kletterstangen auch nicht. Er konnte ein Stück emporsteigen, aber dann

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