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Das Grosse Spiel

Das Grosse Spiel

Titel: Das Grosse Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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müde, aber langsam bekamen sie den Dreh bei manchen Techniken heraus.
    »Wo warst du?« fragte Bonzo.
    Ender stand steif neben der Koje seines Kommandanten. »Im Kampfraum üben.«
    »Ich höre, du hattest einige von deiner alten Startgruppe bei dir.«
    »Ich konnte nicht allein üben.«
    »Ich gestatte nicht, daß Soldaten des Salamandertrupps mit Startis herumhängen. Du bist jetzt ein Soldat.«
    Ender sah ihn schweigend an.
    »Hast du mich gehört, Wiggin?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Kein Training mehr mit diesen kleinen Fürzen.«
    »Darf ich dich unter vier Augen sprechen?« fragte Ender.
    Es war eine Bitte, die Kommandanten zu erfüllen gehalten waren. Bonzos Gesicht wurde ärgerlich, und er führte Ender hinaus auf den Korridor. »Hör zu, Wiggin, ich will dich nicht. Ich versuche im Augenblick, dich loszuwerden, aber mach mir keine Probleme, oder ich pappe dich an die Wand.«
    Ein guter Kommandant, dachte Ender, muß keine dummen Drohungen ausstoßen.
    Angesichts Enders Schweigen wurde Bonzo wütend. »Hör zu, du hast mich gebeten, hier hinaus zu kommen, also rede.«
    »Sir, du hattest recht damit, mich nicht in einen Zug zu stecken. Ich habe von nichts eine Ahnung.«
    »Du brauchst mir nicht zu sagen, wann ich recht habe.«
    »Aber ich werde ein guter Soldat werden. Ich werde deinen regulären Drill nicht durcheinanderbringen, aber ich werde üben, und ich werde mit den einzigen Leuten üben, die mit mir üben wollen, und das sind meine Startis.«
    »Du wirst tun, was ich dir sage, du kleiner Bastard.«
    »Das ist richtig, Sir. Ich werde alle Befehle befolgen, die du mir erteilen darfst. Aber das freie Spiel ist frei. Dafür können keine Anweisungen gegeben werden. Keine. Von niemandem.«
    Er konnte sehen, wie Bonzos Wut langsam den Siedepunkt erreichte. Heiße Wut war schlecht. Enders Wut war kalt, und er konnte sie benutzen. Bonzos war heiß, und darum benutzte sie ihn.
    »Sir, ich muß an mein eigenes Fortkommen denken. Ich werde nicht dein Training und deine Schlachten stören, aber irgendwann muß ich lernen. Ich habe nicht darum gebeten, deinem Trupp zugeteilt zu werden; du versuchst, mich so rasch wie möglich zu tauschen. Aber keiner wird mich nehmen, wenn ich nichts kann, oder? Laß mich etwas lernen, und dann kannst du mich um so schneller loswerden und einen Soldaten bekommen, den du wirklich gebrauchen kannst.«
    Bonzo war nicht so ein Narr, daß seine Wut ihn daran hinderte, vernünftige Argumente zu erkennen, wenn er sie hörte. Trotzdem konnte er sich nicht sofort daraus lösen.
    »Solange du im Salamandertrupp bist, wirst du mir gehorchen.«
    »Wenn du versuchst, mein freies Spiel zu kontrollieren, kann ich dich eisen lassen.«
    Es stimmte wahrscheinlich nicht. Aber es war möglich. Wenn Ender deswegen einen Aufstand machte, konnte das Eingreifen ins freie Spiel sicherlich Bonzos Entfernung aus der Kommandogewalt bewirken. Außerdem war da noch die Tatsache, daß die Offiziere offenbar etwas in Ender sahen, da sie ihn befördert hatten. Vielleicht hatte Ender wirklich genug Einfluß bei den Lehrern, um jemanden zu eisen. »Bastard«, sagte Bonzo.
    »Es ist nicht mein Fehler, daß du mir diesen Befehl vor allen anderen gegeben hast«, sagte Ender. »Aber wenn du es wünschst, werde ich so tun, als hättest du diese Auseinandersetzung gewonnen. Dann kannst du mir morgen sagen, du hättest es dir anders überlegt.«
    »Du brauchst mir nicht zu sagen, was ich tun soll.«
    »Ich will nicht, daß die anderen Jungs denken, du hättest einen Rückzieher gemacht. Du könntest dann nicht mehr so gut befehlen.«
    Bonzo haßte ihn dafür, für diese Freundlichkeit. Es war, als habe Ender ihm sein Kommando als besondere Gunst zugestanden. Es war kränkend, und doch hatte er keine Wahl. Keine Wahl bei irgend etwas. Es kam Bonzo nicht in den Sinn, daß es sein eigener Fehler war, Ender einen unsinnigen Befehl zu geben. Er wußte nur, daß Ender ihn geschlagen und es ihm dann noch in seiner Großmut unter die Nase gerieben hatte.
    »Eines Tages kriege ich dich am Arsch«, sagte Bonzo.
    »Möglich«, sagte Ender. Der »Licht aus«-Summer ertönte. Ender marschierte zurück in die Stube, niedergeschlagen dreinblickend. Geschlagen. Wütend. Die anderen Jungen zogen den offensichtlichen Schluß daraus.
    Und am Morgen, gerade als Ender zum Frühstück gehen wollte, hielt Bonzo ihn an und sprach mit lauter Stimme. »Ich hab's mir anders überlegt, Schrumpelschwanz. Vielleicht lernst du ja was, wenn du mit deinen

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