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Das Grosse Spiel

Das Grosse Spiel

Titel: Das Grosse Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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vorstellen, daß wir die halbe zivilisierte Welt in der Sklaverei lassen können, kannst du das, meine Liebe?«
    »Ich denke, du nimmst das alles zu ernst«, sagte Mutter
    »Ich mag diesen Demosthenes. Ich mag die Art, wie er denkt. Es überrascht mich, daß er nicht in den großen Netzen vertreten ist - ich habe bei den Debatten über internationale Beziehungen nach ihm Ausschau gehalten, und weißt du was, er hat nie an irgendeiner davon teilgenommen.«
    Valentine verlor den Appetit und stand vom Tisch auf. Peter folgte ihr nach einer schicklichen Zeitspanne.
    »Also gefällt es dir nicht, Vater anzulügen«, sagte er. »Na und? Du lügst ihn nicht an. Es fiele ihm nicht ein, daß du in Wirklichkeit Demosthenes bist, und Demosthenes sagt keine Dinge, die du wirklich glaubst. Das hebt sich gegenseitig auf, es macht nichts aus.«
    »Das ist die Art von Beweisführung, die Locke zu so einem Esel macht.« Aber was sie wirklich störte, war nicht, daß sie Vater anlog - es war die Tatsache, daß Vater tatsächlich mit Demosthenes übereinstimmte. Sie hatte geglaubt, daß nur Dummköpfe ihm folgen würden.
    Ein paar Tage später wurde Locke für eine Kolumne in einem Neuengland-Nachrichtennetz ausgewählt, um eine Alternative zu ihrer populären Kolumne von Demosthenes zu bieten.
    »Nicht schlecht für zwei Kinder, die zusammen nur ungefähr acht Schamhaare haben«, sagte Peter.
    »Es ist ein langer Weg vom Schreiben einer Nachrichtenkolumne bis zur Weltherrschaft«, erinnerte Valentine ihn. »Es ist ein so langer Weg, daß ihn noch niemand geschafft hat.«
    »Doch, sie haben. Oder das moralische Gegenstück dazu. In meiner ersten Kolumne werde ich gemeine Dinge über Demosthenes sagen.«
    »Nun, Demosthenes wird gar nicht bemerken, daß Locke existiert. Niemals.«
    »Fürs erste.«
    Jetzt, da ihre Identitäten vollständig von ihrem Einkommen aus dem Schreiben von Kolumnen getragen wurden, benutzten sie Vaters Zugang nur noch für die Wegwerfidentitäten. Mutter äußerte kritisch, daß sie zu viel Zeit in den Netzen verbrachten.
    »Immer nur Arbeit und niemals Tanz schadet nur dem kleinen Hans«, erinnerte sie Peter.
    Peter ließ seine Hand ein bißchen zittern, und er sagte: »Wenn du meinst, ich sollte aufhören, ich glaube, ich könnte es schaffen, die Dinge unter Kontrolle zu behalten, wirklich.«
    »Nein, nein«, sagte Mutter. »Ich will nicht, daß du aufhörst. Sei nur ... vorsichtig, das ist alles.«
    »Ich bin vorsichtig, Mom.«
    Nichts war anders, nichts hatte sich in einem Jahr verändert. Ender war sich dessen sicher, und doch schien alles sauer geworden zu sein. Er war immer noch der führende Soldat in der Rangliste, und niemand bezweifelte, daß er es jetzt verdiente. Mit neun war er Zugführer im Phönixtrupp, mit Petra Arkanian als Kommandanten. Er leitete immer noch seine abendlichen Übungsstunden, und jetzt nahm eine Elitegruppe von Soldaten daran teil, die von ihren Kommandanten ausgewählt wurden, wenngleich jeder Starti, der wollte, immer noch kommen konnte. Alai war ebenfalls Zugführer, in einem anderen Trupp, und sie waren immer noch gute Freunde; Shen war kein Führer, aber das war kein Hindernis. Dink Meeker hatte endlich sein Kommando angenommen und Rose die Nase als Befehlshaber der Ratten abgelöst. Alles läuft gut, sehr gut, ich könnte es mir nicht besser wünschen ...
    Warum also hasse ich mein Leben?
    Die Übungen und Spiele prüften ihn auf Herz und Nieren. Es machte ihm Spaß, die Jungen in seinem Zug zu unterrichten, und sie folgten ihm loyal. Er hatte jedermanns Respekt, und bei seinen abendlichen Übungsstunden wurde er mit Ehrerbietung behandelt. Kommandanten kamen, um zu studieren, was er machte. Andere Soldaten näherten sich in der Messe seinem Tisch und baten um Erlaubnis, sich setzen zu dürfen. Sogar die Lehrer verhielten sich respektvoll.
    Man brachte ihm so viel verdammten Respekt entgegen, daß er am liebsten geschrien hätte.
    Er beobachtete die jüngeren Kinder in seinem Trupp, frisch aus ihren Startgruppen, beobachtete, wie sie spielten, wie sie sich über ihre Anführer lustig machten, wenn sie glaubten, niemand sähe zu. Er beobachtete die Kameradschaft alter Freunde, die einander in der Kampfschule seit Jahren kannten, die über alte Kämpfe und längst beförderte Soldaten und Kommandanten plauderten und lachten.
    Aber mit seinen alten Freunden gab es kein Lachen, keine Erinnerungen. Bloß Arbeit. Bloß Austausch und Erregung über das Spiel, aber nichts weiter.

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