Das große Zeitabenteuer
schüttelte den Kopf. »Ich kann ihn nicht abziehen. Was ist daran so interessant?«
Nicodaeus lächelte. »Axt und Drache haben hier in Artesia eine besondere Bedeutung; sie bilden das Wappen des alten Königshauses. Der Sage nach wird das Reich in seiner dunkelsten Stunde von einem Helden gerettet, der einen Drachen reitet und eine Axt schwingt. Yokabump muß den Ring gesehen und sich alles andere zurechtgereimt haben. Allerdings hätte er auch behaupten könne, das sei ein schlechtes Omen. Lod trägt eine Axt, müssen Sie wissen, und er hat natürlich einen Drachen.«
Lafayette runzelte die Stirn. »Ich habe fast den Eindruck, Sie glauben selbst daran.«
Nicodaeus lachte. »Der Drache ist natürlich nur eine Erfindung. Trotzdem würde ich den Ring an Ihrer Stelle lieber umgedreht tragen.«
»Warum sind Sie eigentlich so um mich besorgt?« wollte Lafayette wissen. »Alle anderen wollten mich nur am Galgen hängen sehen.«
»Ich bin Fremden gern behilflich«, erklärte Nicodaeus ihm lächelnd. »Und seitdem ich Sie vor der Streckbank bewahrt habe, habe ich sozusagen persönliches Interesse an Ihrem Wohlergehen.«
»Aber Sie haben Goruble eingeredet, ich sei ein Spion.«
»Nur ein Ablenkungsmanöver; er sollte von dem Zauberaspekt abgelenkt werden. Der König ist wie alle Artesianer etwas abergläubisch.«
»Dann stammen Sie also nicht von hier«, stellte Lafayette fest.
»Eigentlich nicht«, gab der Hofzauberer zu. »Ich, äh, komme aus einem Land im Süden. Ich …«
»Technisch gesehen muß es Artesia weit voraus sein. Ich möchte wetten, daß Sie für die elektrische Beleuchtung verantwortlich sind.«
Nicodaeus lächelte geschmeichelt. »Ganz recht, ich tue, was ich kann, um das Palastleben angenehmer zu machen.«
»Was sind Sie eigentlich hier?«
»Ratgeber des Königs.« Nicodaeus lächelte wieder. »Unter so vielen Strohköpfen ist es natürlich leicht, als weiser Mann zu gelten.« Er machte eine Pause. »Hören Sie, junger Freund, haben Sie mir nicht etwas im Vertrauen mitzuteilen? Vielleicht könnte ich Ihnen irgendwie behilflich sein…»
»Vielen Dank, aber ich brauche wirklich keine Hilfe«, wehrte Lafayette ab.
»Das könnte uns beiden nützen«, fuhr Nicodaeus fort. »Ich habe eine sehr angesehene Stellung bei Hofe; Sie, Mister O'Leary, verfügen über eine… äh … spezielle Begabung …«
»Nennen Sie mich doch einfach Lafayette. Ich bin Ihnen aufrichtig dankbar, brauche jedoch bestimmt keine Hilfe. Hören Sie, die Party muß bald anfangen. Los, gehen wir hinunter, sonst versäumen wir noch etwas!«
»Ah, Sie sind entschlossen, Ihren eigenen Weg zu gehen«, meinte Nicodaeus betrübt. »Wirklich schade, denn es war in letzter Zeit etwas langweilig, und ich dachte, das würde sich nun ändern.« Er warf Lafayette einen nachdenklichen Blick zu. »Hören Sie, vielleicht wäre es am besten, wenn Sie noch vor dem Fest verschwinden würden, bevor Majestät sich die Sache überlegt und Sie doch foltern läßt. Ich kann Ihnen ein schnelles Pferd beschaffen und…«
»Ich will aber nicht vor der Party verduften«, stellte Lafayette fest. »Diese Prinzessin Adoranne soll ein recht hübsches Ding sein, habe ich gehört.«
»Vorsichtig, Lafayette! Die Prinzessin ist Gorubles größter Schatz. Bilden Sie sich ja nicht ein. Sie könnten…«
»Los, wir schieben ab, Nicodaeus«, unterbrach Lafayette ihn. »Das ist mein erstes Fest in einem Palast, und ich möchte nicht zu spät kommen!«
»Nun gut.« Nicodaeus schlug O'Leary auf die Schulter. »Auf zum Fest! Heute Frohsinn, morgen ein Kampf auf Leben und Tod!«
»Kampf auf Leben und Tod?« O'Leary machte ein verblüfftes Gesicht.
»Sie und der Drache«, erklärte Nicodaeus.
»Richtig«, stimmte O'Leary grinsend zu.
O'Leary stand neben Nicodaeus am Eingang des Ballsaals und betrachtete die riesige Tanzfläche aus weißem Marmor, auf der sich die Gäste in ihren farbenprächtigen Kostümen im Licht riesiger Kronleuchter bewegten. Alle Köpfe wandten sich dem Eingang zu, als der Majordomo den Hofzauberer ankündigte und dann O'Leary fragend ins Gesicht sah.
»Informieren Sie sich rechtzeitig, Humphries«, riet Nicodaeus dem Haushofmeister. »Das hier ist Lafayette O'Leary, der das Reich von Lods Ungeheuer befreien wird.«
»Oh, bitte um Verzeihung, Mylord!« Der Mann verbeugte sich tief und stieß seinen Stab auf. »Sir Lafayette von Leary!« trompetete er.
«Ich bin kein Sir», warf Lafayette ein.
»Macht nichts.« Nicodaeus rührte ihn
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