Das große Zeitabenteuer
und deutete auf O'Leary.
Goruble runzelte die Stirn. »Laß den Unsinn, Männlein! Hier geht es um wichtige Dinge, und ich will nicht gestört werden.«
»Aber er ist doch der Drachentöter, Sire, von dem uns die Sage berichtet!«
»Nun, äh, eigentlich…« Nicodaeus klopfte Lafayette herzhaft auf die Schulter. »Das wollte ich eben sagen.«
Yokabump watschelte auf O'Leary zu, legte den Kopf in den Nacken und sah zu ihm auf. »Er sieht nicht wie ein Held aus«, verkündete er mit seinem gewaltigen Baß. »Aber er ist einer!« Er nickte Nicodaeus zu und wandte sich wieder an Lafayette. »Sagen Sie uns doch, Herr Ritter, wie Sie dem Ungeheuer entgegentreten wollen, wie Sie diesem gewaltigen Rachen und diesen Krallen entkommen wollen!«
»Rachen und Krallen, was?« fragte O'Leary und lächelte herablassend. »Keine Schwingen? Kein feuriger Atem? Keine…«
»Aber ein Schuppenpanzer, glaube ich«, warf Nicodaeus ein. »Ich habe ihn natürlich nicht selbst gesehen, aber in Berichten …«
Ein in Lila gekleideter Höfling trat vor, musterte O'Leary neugierig, nahm eine Prise und ließ seine Schnupftabaksdose zuschnappen. »Was sagst du dazu, Bursche? Willst du das Untier erlegen, das den Weg zu Lods Festung bewacht?«
Plötzlich herrschte erwartungsvolles Schweigen. Der König starrte O'Leary an.
»Nun?« fragte er.
»Zustimmen!« murmelte Nicodaeus halblaut.
»Selbstverständlich!« Lafayette machte eine großzügige Handbewegung. »Das ist ohnehin meine liebste Sportart. Ich bringe oft ein halbes Dutzend Drachen vor dem Frühstück um. Wenn es Ihnen Spaß macht, bin ich gern bereit, es mit jeder beliebigen Anzahl aufzunehmen.«
»Ausgezeichnet.« Der König blickte grimmig drein. »Jetzt ist ein Ball fällig, nehme ich an«, fügte er spöttisch hinzu. »Hiermit befehle ich, daß heute abend ein Fest für unseren tapferen jungen Freund O'Leary stattfindet.« Er warf Lafayette einen wütenden Blick zu. »Ich will nur hoffen, daß alles klappt«, fügte er leiser hinzu, »sonst lasse ich dir die Haut in Streifen abziehen!«
4
Der Raum, in den O'Leary geführt wurde, war zwölf Meter lang, zehn Meter breit, mit Teppichen ausgelegt, tapeziert und reich vergoldet. Er enthielt ein riesiges Himmelbett, einen aus Eiche geschnitzten Kleiderschrank, einen emaillierten Nachttopf, einen hohen Spiegel und vier Fenster, unter denen ein beleuchteter Park mit Springbrunnen, Statuen und kiesbestreuten Wegen lag. Lafayette öffnete eine Tür und stand vor einem Einbaukleiderschrank, in dem Dutzende von Kostümen auf seidenbezogenen Kleiderbügeln hingen. Die nächste Tür führte in eine vollständig eingerichtete Kapelle mit einem Goop-Rad und einer Großpackung Räucherstäbchen. Nun blieb nur noch eine Tür übrig. Lafayette stellte sich dahinter ein Bad vor, griff nach der Klinke, riß die Tür auf und trat über die Schwelle.
Ein lautes Kreischen. O'Leary blieb stehen und gaffte. Mitten in dem länglichen Raum stand ein Zuber, der Seifenwasser und ein Mädchen enthielt; es hatte die dunklen Haare auf dem Kopf zusammengesteckt, und die wertigen Seifenblasen genügten kaum, um seine Reize zu verdecken. Das Mädchen starrte ihn verblüfft an.
»Wa–was …?« stotterte Lafayette, den der Anblick des hübschen Mädchens ziemlich verwirrte. »Wie … aber ich …« Er wies auf die Tür.
Das Mädchen betrachtete ihn neugierig. »Sie müssen der neue Zauberer sein, Sir!« Es nahm ein Handtuch von einem Schemel neben dem Zuber, stand auf und wickelte es um sich.
»Das… äh, das tut mir wirklich leid«, versicherte
O'Leary. »Ich wollte nur … ich meine…« Er starrte die Wände an und sah nur Regale mit frischen Handtüchern. »Hier ist irgend etwas nicht in Ordnung«, meinte er. »Das sollte ein Badezimmer sein!«
Das Mädchen kicherte. »Sie können mein Bad haben, Sir, es ist kaum benützt.«
»Aber ich habe es mir anders vorgestellt! Ein gekacheltes Bad, massenhaft heißes Wasser, Seife, Rasiercreme …«
»Das Wasser ist noch heiß genug, Sir«, versicherte ihm das Mädchen; es stieg aus dem Zuber, trocknete sich den Hals ab und hielt das Handtuch mehr oder weniger vor sich. »Ich bin Daphne; ich bin das Zimmermädchen von oben.«
»Du liebe Güte, Miß, ich wollte Sie wirklich nicht stören. Alles ist ein …«
»Ich habe noch nie einen echten Zauberer gesehen«, sagte Daphne. »Oh, das ist alles so aufregend! Ich war eben noch in meinem Zimmer – und dann plötzlich hier!«
»Du hast anderswo ein
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