Das Günter-Prinzip für einen fitten Körper
Steinzeit, kaum verändert. Unsere Vorfahren mussten sich tagtäglich auf die Nahrungssuche begeben. Bequem zum Supermarkt oder zum Bäcker um die Ecke? Pustekuchen. Unsere Urahnen waren bei der Essensbeschaffung in der Regel kilometerweit zu Fuà unterwegs, mussten gegen Raubtierekämpfen oder vor ihnen fliehen, rannten Berge hoch und runter, kletterten auf Bäume, schwammen im Wasser, krochen auf dem Boden entlang, sprangen über Steine und Gestrüpp und mussten ihre Beute bis zur Höhle tragen. Sie mussten also körperlich hart arbeiten, um zu überleben. Natürlich tragen wir das evolutionsbedingt auch noch heute in uns. Denn: Ãber 100 000 Generationen hinweg wurde unser Körper daran angepasst, Leistung zu bringen! Und nicht, den Pizza-Service zu rufen â¦
E-Mails machen dick
Unsere Körper sind also nicht gemacht für unser heutiges Leben, das stets danach strebt, den Energieverbrauch noch weiter zu reduzieren. Wir brauchen heute nicht mehr das Haus zu verlassen, um Nahrung zu besorgen, fahren bequem mit dem Aufzug oder können ins Nachbarbüro E-Mails schicken. Letzteres hat auf Monate und Jahre gesehen verheerende Folgen, wie der kalifornische Bewegungsforscher William Haskell erläutert. Er rechnete aus, wie viel Energie ein 60 bis 70 Kilo schwerer Büroangestellter jährlich weniger verbraucht, wenn er Schriftstücke mailt, anstatt sie auszudrucken und seinem Kollegen persönlich vorbeizubringen (pro Stunde 1 Mal für 2 Minuten ins Nachbarbüro gehen und wieder zurück): Er verbrennt dabei pro Jahr ungefähr 500 Gramm weniger Fett! Auf 10 Jahre hochgerechnet entspricht das fünf Kilo Speck auf den Rippen â¦
Nur 3000 Schritte mehr pro Tag
Fazit: Wir sind biologisch nicht geschaffen für die chronische Unterforderung des 21. Jahrhunderts. Wir schonen uns krank. Dabei kann jeder sechste Todesfall durch lächerliche 30 Minuten moderaterBewegung pro Tag vermieden werden. In den westlichen Industrieländern ist bereits das Gehen Hauptinterventionsstrategie, um bewegungsinaktive Menschen zu mehr körperlicher Arbeit zu motivieren. Deutschland hat diesen Trend mit der vom Bundesministerium für Gesundheit proklamierten Bewegungskampagne »3000 Schritte mehr am Tag« zwischen 2005 und 2010 aufgegriffen. Diese 3000 Zusatzschritte entsprechen ungefähr einer Aktivitätszeit von 30 Minuten. Ãberprüfen lässt sich das ganz einfach mit einem Schrittzähler. Die Wissenschaftler Catrine Tudor-Locke und David R. Bassett haben dafür folgende Richtwerte bestimmt, die anhand der gelaufenen Schritte pro Tag (S / T) die Aktivität des Lebensstils kategorisieren:
â¢Â  < 5000 S / T = sitzender Lebensstil
â¢Â  5000 bis 7499 S / T = wenig aktiver Lebensstil
â¢Â  7500 bis 9999 S / T = etwas aktiver Lebensstil
â¢Â  10 000 bis 12 499 S / T = aktiver Lebensstil
â¢Â  > 12 500 S / T = hochaktiver Lebensstil
Die dicken Kinder von heute
Auch unsere Kinder werden immer dicker und bewegen sich zu wenig. Und während sie sich immer geschickter in der virtuellen Welt fortbewegen, fällt ihnen das Laufen, Balancieren und Rückwärtsgehen in der realen Welt immer schwerer. In der Kinder- und Jugendgesundheitsuntersuchung des Robert-Koch-Instituts (KiGGS-Studie), die zwischen 2003 und 2006 mit etwa 18 000 Kindern und jugendlichen durchgeführt wurde, zeigte sich: Ãber ein Drittel ist nicht in der Lage, mindestens zwei Schritte auf einem drei Zentimeter breiten Balken rückwärts zu balancieren. Beinahe 90 Prozent gelingt es nicht, 1 Minute lang auf einer T-Schiene zu balancieren, ohne den Boden zu berühren. Und bei gestreckten Knien schafft es kaum jeder zweite, mit den Händen den Boden zu berühren. In den vergangenen 20 Jahren hat sich demnach die körperliche Leistungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen um etwa 10 Prozent verschlechtert.
»Das Klicken mit der Maustaste stärkt vielleicht die Muskulatur des rechten Zeigefingers, wird aber auf absehbare Zeit keine olympische Disziplin« â mitdiesen Worten versuchte der damalige Bundespräsident Johannes Rau im Dezember 2000, die deutsche Jugend zu mehr körperlicher Aktivität zu ermuntern.
Auch die Forscher Hebebrand und Bös kommen auf der Grundlage von 54 ausgewerteten Studien zu dem Schluss, dass sich die motorische Leistungsfähigkeit der Kinder in den letzten 25 Jahren um 10 Prozent
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