Das Gutachten
wussten nicht, wen sie in welchem
Zimmer vorfinden würden und waren daher auf die beiden erwarteten Szenarien
gefasst. Kommissar Haber blickte ein letztes Mal zu Berg, der ihm das Zeichen
für ,OK‘ machte und öffnete mit einer Generalkarte des Hotels die Tür. Das
Gleiche tat der Beamte Wolfgang Thaler neben ihm.
In Zimmer 523 überrumpelten die
Beamten Thaler und Merz den völlig überraschten Chris, der an einem Laptop saß,
mit dem er offensichtlich zwei Kameras fernsteuerte. Ohne Vorwarnung rissen ihn
die Polizisten von seinem Stuhl und legten ihm im selben Moment Handschellen
an, die sie am Schreibtischbein fixierten.
Chris konnte noch nicht einmal
schreien, so schnell war alles gegangen. Sein Kopf tat ihm weh, weil er beim
Fallen gegen den Stuhl geprallt war und die Handschellen drückten unangenehm
auf seiner Haut.
Mühsam bekam er ein »Was soll das
heraus?«, doch die Polizisten beachteten ihn gar nicht weiter. Thaler beugte
sich über den Laptop, mit dessen Hilfe sie das Nebenzimmer beobachten konnte.
»Tja, ich würde sagen, dieses Mal
haben wir die Niete gezogen,« bemerkte Thaler mit einem geringschätzigen Blick
auf Chris zu seinem Kollegen, als sie Sandra auf dem Monitor entdeckten. Sie
hatte bereits einen Teil ihrer Klamotten abgelegt und sah umwerfend aus.
Merz grinste breit: »Ich glaube, ich
werde dem anderen Team mal meine Unterstützung zukommen lassen. Um ihn hier
kümmern wir uns später noch in Ruhe.« Mit diesen Worten verließ er das Zimmer.
Auf dem Flur beschwichtigte er noch Berg und Friedrich, dass sie einen kurzen
Moment warten sollten, bevor er Zimmer 522 betrat.
Sie schickten Jochen Baumann, der
bislang nur sein Jacket ausgezogen hatte, nach draußen zu Theo Berg, der dort
bereits auf ihn wartete. Man sah Baumann die Erleichterung deutlich an und die
Beamten klopften ihm im Vorbeigehen auf die Schulter.
Sandra hingegen wehrte sich gegen den
kräftigen Griff des Polizisten mit Händen und Füßen, was Haber eher belustigt
beobachtete. Er machte keinerlei Anstalten, einzugreifen oder seinem
Mitarbeiter zu helfen.
Doch als Merz ebenfalls dazukam,
nickte Haber ihm zu. »Gehen sie dem Kollegen mal bitte zur Hand, diese kleine
Schlampe ist äußerst widerspenstig.«
Das musste man Merz nicht zweimal
sagen und beherzt drückte er Sandra gemeinsam mit dem anderen Beamten auf das
Bett. Sie zappelte und versuchte zu schreien, doch Merz drückte ihr mit einer
Hand den Mund zu. Mit der anderen umfasste er ihre linke Brust und grinste
hämisch.
»Autsch! Scheiße, scheiße, scheiße,
verdammt ...!«
Der Schrei des Polizisten war bis auf
den Flur zu hören und alle Einsatzkräfte rannten in das Zimmer.
Merz fasste sich schmerzerfüllt an die
Wange, auf der ein deutlicher Riss zu erkennen war, während sein Kollege Sandra
mit Handschellen fesselte. Sie hatte den sinnlosen Kampf aufgegeben, aber erst,
nachdem sie Merz noch eine schallende Ohrfeige verpasst hatte.
Dummerweise hatte dieser sich in dem
Moment zu Seite bewegt und Sandras scharfe Fingernägel hinterließen einen
tiefen Kratzer in seinem Gesicht. Sie lachte lauthals auf, während er aufstand,
um sich im Spiegel zu betrachten.
»Ihnen wird das dumme Lachen noch
schnell vergehen. Das nennt man ‚Widerstand gegen die Staatsgewalt«, raunzte
Haber unfreundlich.
Theo Berg wollte eine weitere
Eskalation verhindern. Sandra schien sich nach der Ohrfeige wieder beruhigt zu
haben und wehrte sich nicht weiter gegen die Handschellen. Er konnte allerdings
die anderen Beamten nicht richtig einschätzen und wollte daher selber das Heft
in der Hand halten.
»Dankeschön für ihre Hilfe, meine
Herren. Wir übernehmen ab jetzt.«
Chris wurde ebenfalls in das
Hotelzimmer geführt und er blickte äußerst missmutig zu Sandra hinüber, die auf
dem Bett saß und sich nicht rührte.
»Können sie sich ausweisen?« Berg sah
die beiden nacheinander an.
»Wenn ich meine Hände benutzen dürfte,
dann könnte ich ihnen auch meinen Perso zeigen.« Chris versuchte es auf die
arrogante Tour, doch er blitzte damit bei einem so erfahrenen Beamten wie Theo
Berg ab.
»Wir haben drüben bei seinen Sachen
eine Geldbörse mit Papieren gefunden.« Thaler zückte ein schwarzes
Lederportemonnaie und gab es Theo Berg, der einen Personalausweis herauszog.
»Sind sie Christoph Friedrich Wagner?«
»Ist ja wohl unschwer auf dem Bild zu
erkennen oder haben sie ihre Brille nicht geputzt?«
Berg ignorierte ihn und sah zu Sandra
hinüber. Sie nickte in Richtung
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