Das Gutachten
ausgesprochen ärgerlich gewesen, deshalb gab sie sich immer besonders viel
Mühe, damit so etwas nicht noch einmal vorkam.
Sandra suchte einen etwas dunkleren
Platz am Thekenrand, da sie in solchen Ecken besonders gut auf Tuchfühlung
gehen konnte. Schon bei der Getränkebestellung begann sie mit eindeutigen
Zweideutigkeiten. In solchen Fällen orderte sie jedes Mal einen ‚Sex On The
Beach‘, obwohl er gar nicht zu ihren Lieblingscocktails gehörte.
Man konnte allein durch die laszive
Namensnennung ein Gespräch lenken und bislang war die Wirkung bei den
männlichen Begleitern nie ausgeblieben. Natürlich lieߧ sich auch Jochen
Baumann nicht zweimal bitten, ein paar Sprüche über Sex am Strand vom Stapel zu
lassen. Dabei rückte er näher an Sandra heran und begann, sanft ihren Rücken zu
streicheln.
Da sie schon beim Essen Wein getrunken
hatten und die Cocktails von dem Barkeeper sehr großzügig gemixt wurden, suchte
Sandra verstärkt die Nähe zu Jochen Baumann. Zuviel Alkohol konnte
kontraproduktiv sein, das wusste sie und daher lud sie ihn in ihr Zimmer ein,
sobald der Zeitpunkt erreicht war, an dem Chris fertig sein wollte.
Bis zu diesem Moment hatte Baumann
genau gewusst, was ihn erwartet hatte. Er musste nur bei einem guten Essen
ausgiebig flirten, bis er von der sehr attraktiven Begleitung mit auf ihr
Zimmer genommen wurde. So weit war noch alles in bester Ordnung gewesen, doch
ab jetzt würde er die Kontrolle abgeben und das bereitete ihm ein gewisses
Unbehagen.
Er hatte zwar den Polizeibeamten auf
der Straße erkannt und auch in der Lobby kam ihm einer der Männer bekannt vor,
doch er fragte sich, wann die Polizei eingreifen würde. Bei aller
Kooperationsbereitschaft wollte er doch seine Würde behalten und nicht
halbnackt vor unfreundlichen Männern in Sturmmasken stehen, die ohne Vorwarnung
das Zimmer einnahmen.
Theo Berg hatte ihm versprochen, sehr
schnell zu kommen und er hoffte einfach, dass er auch Wort hielt. Sandra
bemerkte seine aufkommende Unsicherheit, aber dieses Phänomen war ihr nicht
unbekannt. Manchmal musste sie den Männern ganz am Ende noch etwas Mut machen
und sie vor ihrem schlechten Gewissen schützen.
»Woran denkst du gerade?« hauchte sie
ihm ins Ohr, als beide in den leeren Aufzug traten und drückte ihm einen Kuss
auf die Wange.
»Ach, an nichts Bestimmtes,« erwiderte
Baumann, eine Antwort, die Sandra ebenfalls schon gefühlte hundert Mal gehört
hatte. Da sie alleine in der Kabine waren, schlang sie ihre Arme um seinen Hals
und beide versanken in einen innigen Kuss, der solange anhielt, bis der Aufzug
in der 5. Etage anhielt und sie in Richtung Zimmer 522 schritten.
Die Beamten waren in der Lobby zusammengekommen
und besprachen sich mit den gerade eingetroffenen Kollegen. Kommissar Haber war
mit drei Polizisten angerückt, um die eigentliche Festnahme durchzuführen.
Theo Berg und Michael Friedrich waren
beide zwar schon viele Jahre im Polizeidienst, seit längerer Zeit aber nicht
unbedingt im Fronteinsatz tätig. Aus diesem Grund freuten sie sich über die
Unterstützung, auch wenn ihnen Haber und die anderen recht unfreundlich, ja
sogar arrogant vorkamen.
Sie besaßen einen niedrigeren
Dienstgrad als Berg und Friedrich, versprühten jedoch eine Selbstsicherheit,
die unangenehm war. Bereits beim Kurzbriefing vor dem Hotel bemerkte Berg das
lüsterne Grinsen der jüngeren Beamten, als er ihnen von der Masche des Paares
erzählte. Kurz hatte er überlegt, sich doch noch einmal mit Kalthoff im
Präsidium abzusprechen, aber dafür war nun keine Zeit mehr. Es würde schon
alles klappen, redete Theo Berg sich ein.
Alle sechs fuhren mit dem nächsten
Aufzug nach oben. Der Überraschungsmoment würde auf ihrer Seite sein, trotzdem
wollten sie kein Risiko eingehen.
»Bitte warten sie beide im Gang, falls
doch einer die Flucht versuchen sollte,« sagte Haber bestimmt, der sich als
Einsatzleiter fühlte, obwohl Theo Berg offiziell diese Rolle innehatte.
Berg und Friedrich war es aber sehr
recht, ein wenig aus dem Geschehen zu sein. Das Adrenalin stieg an und beide
verspürten keine besondere Freude an dem Gedanken, die Hotelzimmer zu stürmen.
Stumm nickten sie einander zu und nahmen ihre Posten etwa vier Meter von den
beiden Zimmertüren entfernt ein.
Haber stellte sich mit einem Kollegen
vor Zimmer 522, die anderen beiden traten an die Tür von 523. Sie hatten
vereinbart, exakt im gleichen Moment die Zimmer zu betreten, um nicht den
jeweils anderen zu warnen.
Sie
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