Das Gutachten
Nachttisch, auf dem eine rote Handtasche stand.
»Mein Name ist Sandra Kaminski und meinen Ausweis finden sie dort.« Sie wusste,
dass es keinen Sinn machte, irgendwelche Spielchen zu spielen.
Etwas war schief gelaufen, doch wie in
aller Welt war man ihnen auf die Schliche gekommen? In Gedanken ging sie den
heutigen Tag noch einmal durch, fand aber weit und breit keinen
Anknüpfungspunkt.
War etwa einer ihrer letzten Kunden
zur Polizei gegangen? Sie konnte es sich nicht vorstellen, denn immerhin hatten
alle bezahlt. Warum sollte jemand zuerst bezahlen und dann zu den Bullen
rennen? Sie konnte sich keinen Reim darauf machen.
Theo Berg hatte inzwischen ihre
Papiere kontrolliert und ihnen irgendeinen Mist von wegen
Aussageverweigerungsrecht oder etwas in der Art vorgebetet. Sandra hatte gar
nicht hingehört, sie waren aufgeflogen soviel war klar.
Doch was nun?
»Sandra Kaminski und Christoph
Friedrich Wagner, ich nehme sie fest wegen des dringenden Tatverdachtes der
schweren Erpressung in einer noch festzustellenden Anzahl an Fällen. Bitte
bringen sie die beiden ins Präsidium und sorgen sie dafür, dass sie ab sofort
keinerlei Kontakt miteinander haben, weder auf dem Weg dorthin noch vor Ort.
Ich möchte sie später getrennt verhören.«
Theo Berg sah zu Thaler hinüber: »Ich
möchte, dass sie hier alles sicherstellen und das Equipment in unsere
Technikabteilung bringen, die werden sich dann weiter darum kümmern.«
»Sie,« und dabei blickte er Merz an,
»suchen bitte einen Arzt auf, der den Kratzer in Augenschein nimmt. Ich werde
mit Herrn Haber Frau Kaminski überführen, die anderen bringen bitte Herrn
Wagner aufs Präsidium. Danke, meine Herren!«
Kapitel 21
Schon auf der Fahrt zurück
meldete Theo Berg seinem Chef den Erfolg des Einsatzes, daher wartete Kalthoff
mit drei Beamten bereits auf dem Parkplatz, als die beiden Autos vorfuhren.
»Gratulation, Theo!« Er
drückte seinem Mitarbeiter die Hand und klopfte ihm freundschaftlich auf die
Schulter.
»Ich hatte Dir ja noch
etwas Unterstützung versprochen. Übernimmst Du die Vernehmung? Dann fahre ich
mit einem Team zur Wohnung, um Beweismaterial zu sichern, den
Durchsuchungsbeschluss habe ich bereits.«
Da sie nicht sicher sein
konnten, ob Sandra und Chris möglicherweise noch weitere Komplizen hatten,
bekam Kalthoff nach Schilderung der Sachlage sofort den benötigten Beschluss
von der Staatsanwaltschaft. Er hatte deutlich gemacht, dass die Gefahr bestand,
jemand anderes würde wichtiges Material vernichten oder fortschaffen, wenn
Sandra und Chris nicht auftauchen würden.
»Ich könnte mir
vorstellen, dass die beiden im Moment noch nicht sehr sprechfreudig sein
werden. Aber nach einer Nacht in der U wird sich ihre Zunge vermutlich lockern,
zumal wir morgen hoffentlich schon einen Blick auf weitere Beweise werfen
konnten.«
Theo Berg nickte. »Das
denke ich auch, die sind noch nicht soweit, werden aber schnell weich.«
»Mach bald Schluss, du
hattest einen sehr langen, aber auch sehr erfolgreichen Tag. Ich danke dir!«
Mit ein paar Vertrauten,
die jetzt noch Dienst schoben und über eine kleine Abwechslung dankbar waren,
fuhr Roland Kalthoff zur Wohnung, in der Hoffnung belastendes Material
sicherstellen zu können.
Berg ließ Sandra und Chris
in zwei verschiedene Vernehmungsräume führen, wo sie erst einmal warten mussten.
Gemeinsam mit Michael
Friedrich genehmigte er sich ein kleines, frisch gezapftes Pils gegenüber bei
Klara. Das musste jetzt einfach sein. Vielleicht reichte die Pause sogar schon,
um etwas Kooperationsbereitschaft bei den Festgenommenen auszulösen.
Währenddessen ging Christoph
Wagner in dem kleinen Raum auf und ab. Ihm war klar, dass die Sache vorbei war.
Natürlich würden die Beamten die Festplatte mit den anderen Filmen finden. Sie
war zwar in seinem Tresor eingeschlossen, aber der Schlüssel dafür war an dem
Bund, den er bei sich gehabt hatte.
Noch nicht einmal Sandra
wusste von dem Versteck, es gab etliche Dinge in seinem Leben, von denen Sandra
keine Ahnung hatte. Und genau in diesem Moment würde so ein mieser Schnüffler
den ganzen Kram, den er fein säuberlich weggeschlossen hatte, finden.
Er dachte daran, Sandra
alles in die Schuhe zu schieben. Immerhin war sie auf allen Filmen drauf.
Allerdings liefen die Konten natürlich auf seinen Namen. Sandra war die
finanzielle Dimension ihrer Taten gar nicht klar gewesen, das Geld war seine
Angelegenheit. Also musste er für die Konten noch eine logische
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